KdiH

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39.5.4. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 734

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Drittes Viertel des 15. Jahrhunderts mit Nachträgen 1536 (189v, 191v), 1527 (192r), 1537 (192v), Nachträge des 17. Jahrhunderts (213rv, 219v, 232v).

Lokalisierung:

Bayern.

Besitzgeschichte:

Verfaßt im Auftrag des Nürnberger Rates von Johannes Formschneider für seinen Nachfolger Wagmeister (60v), dann im Besitz des pfälzischen Büchsenmeisters Martin Merz (78r, vgl. München, Cgm 599 [siehe Nr. 39.6.4.]) und nach dessen Tod (?) 1501 im Besitz des Jörg Dawert aus München (237v, Diensteid für Fritz, Zeugmeister des bayerischen Herzogs Wilhelm IV., 1508–1550); zu einem unbekannten Zeitpunkt an das Kloster Schäftlarn übergegangen und dort 1527–1537 mit Nachträgen versehen; 1803 aus Schäftlarn nach München gelangt (Paul Ruf: Die Handschriften des Klosters Schäftlarn. In: 1200 Jahre Kloster Schäftlarn. Hrsg. von Sigisbert Mitterer. München 1962 [Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte 22,3] S. 104. 108; MBK IV,2, S. 725).

Inhalt:
1. 1r–59v ›Feuerwerkbuch von 1420‹
2. 60v–71r Johannes Formschneider, Büchsenmeisterbuch, Kriegstechnischer Bildkatalog mit Beischriften

›Item lieber her wagmeister diese stück hab ich eüch gemacht mer auff fürdrung ewer gnedigen herren dan von des geltz wegen‹ (vollständig Leng [2002] Bd. 2, S. 208)

61rff. Gewappneter Bote mit Schwimmgürtel und gesiegeltem Brief, Hebezeug, Schirm und Steigleiter

63rff. Tarrasbüchsen, Karrenbüchsen und Legestücke in verschiedenen Lafettierungen und Elevationsmöglichkeiten

67vff. Vierrohriges Turmgeschütz, Karrenbüchsen, Mehrfachgeschütze, Hebezeug

3. 72v–87v Martin Merz (?), Verschiedene kriegstechnische Anleitungen und Zeichnungen

›Hoc latusß dye seytein ditz quadranten sol man taylen In 60 gleichen tayll‹

72v/73r Visiergerät mit Anleitung

73v ff. Feuertöpfe mit Beischriften in Geheimschrift

75r ff. Pendelquadrant, Sprengbomben

67v–77r Durch Wassereinlauf steuerbarer Kran unter Verwendung einer Blide (wie München, Clm 197 [siehe Nr. 39.1.7.], 35v/36r)

78r Geheimalphabet, darunter zwei Probezeilen, modern mit Blei aufgelöst (lat. Vaterunser), darunter Autornennung (?): Hoc ego Martinus Mertz pixidarius propono, lat. Verse (Schneider [1991] S. 183)

78v/79r Kampfwagen, 82v Mehrfachgeschütz, 83v/84r zwei mit Schwert und Handbüchse kämpfende Reiter

79v–85v Schemazeichnungen einfacher Geschützaufsätze; Salpeterrezepte und Zeichnungen von Fässern und einfachem Werkzeug

4. 88v–151v Bildkatalog nach Vorlage Valturio/Hohenwang, ohne Beischriften
5. 152v–192v Nachgetragene medizinische und Hausrezepte (Frater Simpertus 1537, Einzeltexte Schneider [1984] S. 183f.)
6. 193r–195v/198r–202v Nachgetragene Roßarzneirezepte
7. 196r–197v Rechenaufgaben
8. 203r–207v Martin Merz (?), Mantische, technische und Hausrezepte (Einzeltexte Schneider [1984] S. 184)
9. 208r Martin Merz (?), Wettersegen
10. 209v Martin Merz (?), Schießanleitung

›Ersst such myttel der püxß mitt ainem gebicht‹

11. 212r–234v Martin Merz (?), Rezeptsammlung (Büchsenmeister-, Haus-, mantische und medizinische Rezepte)
220v–221r Pulverrezepte, 233r Ladeanleitung und Schwefel- und Salpeterrezepte, weitere Rezepte (Stahlätzen, Liebestränke etc.) Schneider (1984) S. 184, teils in modern aufgelöster Geheimschrift
12. 238v–242v Martin Merz (?), Rechenlehre, Nachträge, mit Zeichnungen
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 236 Blätter (unregelmäßige und fehlerhafte ältere und neuere Foliierungen, zusammengeklebte Blätter, herausgerissene Blätter siehe Schneider [1984] S. 182; Leng [2002] Bd. 2, S. 206), 210 × 140 mm, Handschrift aus zwei Teilen zusammengesetzt: Teil A Blatt 1–59, Teil B Blatt 60–242; Hand I: 1r–59v, Bastarda, einspaltig, 20–25 Zeilen, rote Überschriften und Lombarden, rubriziert; Hand II: 60v–71r, Bastarda, nur kurze Beischriften, wahrscheinlich Autograph Johannes Formschneider (60v), Schrift sehr ähnlich München, Cgm 356 (siehe Nr. 39.5.3.), S. 25 ff.; Hand III: 72v–76r, 78r, 80r, 81r, 196r–197v, 203r–223r, 225v–234v, 238v–242v Bastarda, wechselnde Zeilenzahlen, einspaltig, gelegentlich Geheimschrift, 78r Hoc ego Martinus Mercz Pixidarius propono (Autograph?); Hand IV: Rezeptnachtrag 224v; Hand V: 237v Diensteid des Jörg Dawert, Kursive vom Anfang des 16. Jahrhunderts; Hand VI: 152v–195v und 198r–202v, Kursive, Überschriften in Textura, einspaltig, wechselnde Zeilenzahl, 1536 scriptum per fratrem Simpertum (191v), Simperto 1527 (192r); Nachträge des 17. Jahrhunderts 213rv, 219v und 232v.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

95 aquarellierte Federzeichnungen 61r–71r, 72v/73r, 73v, 74r, 75r–77r, 78v–79r, 81v, 82v, 83v/84r, 85rv, 86v, 87v, 88v–91r, 92r (nachträglich eingeklebt), 93v, 94r, 101v, 102r, 103v, 104r, 105v, 106r, 107v, 108r, 109v, 110r, 111v, 112r, 113v, 114r, 115v, 116r, 117v, 118r, 119v, 120r, 121r, 121v, 123v, 124r, 125v, 126r, 127v, 128r, 129v, 130v, 131r, 132v, 133r, 134v, 135r, 136v, 137r, 138v, 139r, 140v, 141r, 142v, 143r, 144v, 145r, 146v, 147r, 148v, 149r, 150v, 151r, dazu vier nicht kolorierte Schemazeichnungen von Kalibern, Maßstäben und Rohren 79v, 241r–242r (242v Wiederholung von 87v); unterschiedliche Zeichner; Zeichner I: 61r–71r, Zeichner II nur 72v/73r, Zeichner III: 73v–76r, Zeichner IV: 76v/77r, 78v/79r, 82v, 83v/84r, 85rv, 86v, 87v, Zeichner V: 81v, Zeichner VI: 88v–151r, Zeichner VII: 92r, Zeichner VIII: 241r–242r; Zeichner überwiegend nicht zuordenbar, lediglich Zeichner I und IV mit Nähe zu Nürnberger Illustratoren im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts.

Format und Anordnung:

Kleinere Zeichnungen ab 110 × 120 mm, meist einseitig Hoch- und Querformat wechselnd beischriftenlos oder unter Beischrift, doppelseitig nur nachträglich eingebundene Zeichnung 72v/73r sowie 76v/77r, 78v/79r und 83v/84r, durchgehend rahmenlos.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Zeichner I präzise Federzeichnungen von Kriegsgerät, Seitenansicht oder gut gelungene erhöhte Perspektive, wenig Schraffuren, flächig koloriert, Lichteffekte nur durch Aussparungen bei Metallteilen gesetzt, keine Rahmen oder Hintergründe, szenische Einbettung nur 61r; Zeichner III: grobe ungelenke Federzeichnungen mit leichter Kolorierung; Zeichner IV: präzise Federzeichnungen bei technischem Gerät, leicht schattierend koloriert, angedeuteter Rasengrund nur bei der Kampfszene 83v/84r, dort mit mehr Schraffur und Binnenzeichnung, dynamische Posen; Zeichner V grobschlächtige kolorierte Zeichnung eines Hebezeugs; Zeichner VI genaue Nachzeichnung der Holzschnittvorlagen einschließlich dort angedeutetem Rasengrund, kräftig, teils strichelnd und abschattierend koloriert; Kriegsgerät 60v–71r sehr ähnlich dem ältesten Vertreter dieses Typs in Nürnberg, Hs 719 (siehe Nr. 39.5.6.) sowie den späteren oder gleichzeitigen Handschriften München, Cgm 356, S. 25–53 (jedoch Abweichungen in den Beischriften); weitere Übereinstimmungen mit dem ›Mittelalterlichen Hausbuch‹ (Waldburg [1997] 49b unten [63r], 54b oben [64r], 54a [65r], 52b1 [69v]); weitere verwandte Bildkataloge in Erlangen, Ms.B 26 (siehe Nr. 38.9.4.), Heidelberg, Cod. Pal. germ. 126 (siehe Nr. 39.6.3.), Frankfurt, Ms. germ. qu. 14 (siehe Nr. 39.8.2.), Gotha, Chart B 1032 (siehe Nr. 39.7.2.), München, Deutsches Museum, Hs. 1949–258 (siehe Nr. 39.5.2.), Stuttgart, Cod. milit. 4o 31 (siehe Nr. 39.5.8.), Weimar, Q 342 (siehe Nr. 39.7.6.); Pauskopie von Teilen der Handschrift im Auftrag von Hans von Aufseß in Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs 1544 (60v–99r) und Hs 2988 (79r–135r).

Farben:

Ocker, Braun, Blau, Rosé, Grau, Gelb-Grün, Rot.

Literatur:

Schneider (1984) S. 181–185. – Essenwein (1872) S. 47, Nachzeichnungen Tafeln A XXXIV–XLIII. B II–III; Jähns (1889) S. 379. 394. 411. 419; Rathgen (1928) S. 132 f.; Hassenstein (1941) S. 86 (Nr. b5), Abb. Nr. 57. 59. 75. (jeweils nach Essenwein); Volker Schmidtchen: Formschneider, Hans. In: 2VL 2 (1979), Sp. 793 f.; Schmidtchen (1980b) Sp. 733; Hall (1979) S. 21 f. 127 f.; Schmidtchen (1982) S. 134, Abb. 4. 143, Abb. 13. 144, Abb. 13a. 152, Abb. 21. 154, Abb. 23; Leng (2000a) S. 19; Berninger (2000) S. 65 f.; Leng (2002) Bd. 1, S. 240 ff. 258 f. u. ö., Bd. 2, S. 206–211; Leng (2004a) S. 96, Abb. 3.4 (67v). 3.5 (61v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXIVb: 70v. Johannes Formschneider, Büchsenmeisterbuch: Kampfwagen.

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Taf. XXIVb.