KdiH

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39.5.7. Sibiu (Hermannstadt), Arhivele Statului, Ms. Varia II, 374

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Datierung des älteren Teiles 36v von der Hand des Schreibers Et sic est finis proxima feria 4ta ante pentecostes Anno lviii; demnach erfolgte die Fertigstellung des ersten Teiles 1458; die weiteren Datierungen von 1400 (36v) sowie die Hinweise auf die Abfassungszeit 1417–1460 sind sekundär von der Hand des Konrad Haas aus dem 16. Jahrhundert und können bestenfalls mündliche Vermittlung durch Vorbesitzer für sich beanspruchen; Teil 2 und 3 schließt in der Datierung etwa an und dürfte nach 1475 (wegen der Aufnahme von Text und Abbildungen nach Hohenwang), jedenfalls aber im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts anzusetzen sein; Teil 4 von Konrad Haas fällt in die Jahre 1529 (für die Erstellung von Vorlagen) bis 1568; genauere Datierungen sind kaum möglich, da Wasserzeichen fehlen; es wurden jedoch verschiedene Papiere verwendet, mit der die älteren Teile erweitert wurden.

Lokalisierung:

Süddeutschland und Hermannstadt.

Besitzgeschichte:

Herkunft unbekannt, vermutlich nach der Abfassung des Grundstocks zunächst in Familienbesitz verblieben und von einem Nachfahr Haasenweins (siehe Titelblatt), Konrad Haas, der seit 1551 Zeugmeister in Hermannstadt war, ab 1529 fortgeführt; nach dessen Tod vermutlich im Besitz seiner Dienstherren in Sibiu verblieben; keine weiteren Provenienzmerkmale, Versoseite Vorsatzblatt Signatur und Eintrag Pars Archivi Civitatis Cibiensis.

Inhalt:
Titelblatt (von einer Hand des 16. Jahrhunderts):

›Dieses hernach geschrieben künstbuch ist zu samengetragen und gerißenn worden durch Hanns Haasenwein auß dem haasenhoff beiy Landshut geborenn im Bayerland. Angefangen im 1417 ten iar vollendet im iar der wenigern zaal 1460. Das puelffer zu machen und die buͤchsen zum schyßen zue der grewlichen Tyranney ist gefunden und erfacht durch Bertoldum Schwartz gewesen ein Meyster Alchemia Beschehen anno 1380 nach Christi geburt. Das buͤch ist eh geschrie-ben, ehr der truck ist auffkommen. Hat Haasenwein angefangen zue schrybenn.‹

1. 1r–36v ›Feuerwerkbuch von 1420‹

›Welcher furst Graff herr Ritter knecht oder stet sich besorgent vor iren feinden die beligert und benot werden‹

2. 37r–68v Anonymus, Büchsenmeisterbuch (Ende 15. Jh.)

›Hie volgt Ein hupschee ordenunge von allen dem das man nuczen vnd prauchen mag jn stetten vnd slossen oder berckheüsern‹

3. 69r–111r Johannes Formschneider (?), Büchsenmeisterbuch (Ende 15. Jh.), Bildkatalog ohne Beischriften
4. 111(2)r–391r Conrad Haas, Kunst der Büchsenmeisterei

Titelblatt 111(2)r ›Diese Kunst der Büchsenmeisterei vnnd was zum Geschoß gehört seind geschrieben, gerissen vnnd gebraucht, auch probiert worden … durch einen ehrsam gelehrten Büchsengießer vnnd Meister Namens Connrad Haas von Dornbach bei Wien in Österreich … ‹

Titelblatt 112r ›Dieses künstbüch ist gerissen vnd züsamen getragen worden vnd züm teil erfünden dürch Connrad haasen vonn Dornbach Oesterreich vom geschlecht aus dem haasenhoff Landshüt. Angefangen im iar 1529 und volendett im iar der wenigern zall im 10ten. Vnd ist gewesen der Römisch keyserlich vnd koniglichen Mayestat Auch der Chron Vnngarn büchsengießer Zeugwart vnd Zeugmeyster. HGH‹

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 392 Blätter (Foliierung von neuerer Hand, Vorsatz und erstes Titelblatt nicht gezählt, ebenso ein zweites in älterer Fassung mit 111[2] zusammengeklebt, jetzt wieder gelöst), ca. 210 × 160 mm, Hand I (vermutlich Hans Haasenwein) 1r–36v Bastarda, einspaltig, 26 Zeilen, Lombarden, Hand II 37r–68v Bastarda, einspaltig, 25–27 Zeilen, Hand III (Conrad Haas) 111(2)r–391r Kursive mit Überschriften in Textura und kalligraphischer Bastarda, einspaltig, 20–26 Zeilen.

Schreibsprache:

bairisch, hochdeutsch.

II. Bildausstattung:

76 Seiten mit meist einer, gelegentlich mehreren aquarellierten Federzeichnungen in Teil 3 (69r–111r), alle Zeichnungen (bis auf Nachträge von Conrad Haas 110v und 111r) von einer unbekannten, wohl süddeutschen Hand; weiterhin 203 teilweise aquarellierte Federzeichnungen (nach Barth, Conrad Haas [siehe unten Literatur] S. 32–34) in Teil 4 in unregelmäßiger Verteilung 111(2)r–391r; alle von der Hand des Conrad Haas, ca. zwei Drittel der Illustrationen sind regelmäßig datiert mit Datierungen zwischen 1529 (z. B. 194–205) und 1568 (z. B. 115–118) sowie signiert mit CH oder HGH; da die Datierungen nicht chronologisch gestaffelt sind, dürften die Daten auf die Datierung der Entwürfe bzw. der Vorzeichnungen durch Haas verweisen; undatierte und unsignierte Zeichnungen könnten dann als Übernahmen aus anderen Werken gedeutet werden (so Barth, Conrad Haas [siehe unten Literatur] S. 32–34).

Format und Anordnung:

Teil 3 (69r–111r) überwiegend auf eigener Seite ganzseitig bis ca. 210 × 160 mm, teilweise mehrere kleinere Einzelzeichnungen auf einer Seite, Büchsen und Wägen 73r–85v sowie überwiegend ab 97r im Querformat; Teil 4 (111[2]r–391r) in wechselnder Größe ganzseitig bis ca. 210 × 160 mm oder in kleineren Größen in den laufenden Text integriert, jeweils mit Überschriften, Beschreibungen in freien Teilen oder Legenden versehen.

Bildaufbau und -ausführung:

Teil 3 (69r–111r) rahmenlos, alle Geräte frei im Raum stehend, keine Rasengründe oder Horizontlinien, meiste einfache seitliche Ansichten in getreuer technischer Wiedergabe der Vorlagen, gelegentlich leicht überhöhte Perspektive, leichte Lavierungen, abschattierend und mit unterlegten Schraffuren, kräftiger koloriert nur Metallteile; Teil 4 (111[2]r–391r) durchgehend rahmenlos, Geräte meist in einfacher Seitenansicht, teilweise auch im Schnittbild, mit reichen Legenden und Beischriften, gelegentlich kräftiger koloriert, durchgehend reich mit Tinte schraffiert, keine Horizontlinien, Andeutung von Rasengrund nur bei wenigen Zeichnungen mit Personendarstellungen (z. B. 209r Selbstbildnis Conrad Haas).

Bildthemen:

Büchsen und Büchsenwagen im Bildkatalog in Teil 3 (69r–111r) nach Keil (siehe unten Literatur) sowie Todericu, Preistoria rachetei (siehe unten Literatur) 102ff. eng verwandt mit den Handschriften Nürnberg, Hs 719 (siehe Nr. 39.5.6.) und München, Cgm 734 (siehe Nr. 39.5.4.); tatsächlich ergibt sich jedoch nach Reihenfolge und Umfang der Übernahmen eine engere Verwandtschaft zu München, Cgm 356 (siehe Nr. 39.5.3.), wo sich auch Pulverflaschen und Brechzeug finden (die dortigen Textkommentare wurden allerdings nicht übernommen); Verwandtschaft ergibt sich auch zu Gotha, Chart. B 1032 (siehe Nr. 39.7.2.); die Übernahmen aus dem Bildkatalog von Hohenwangs Vegetius-Übersetzung 91v–96v könnten sowohl aus München, Cgm 356 als auch aus Cgm 734 erfolgt sein, stammen möglicherweise aber aus dem Druck selbst, da ab 55r auch Textpassagen aus der Übersetzung verwendet wurden (Todericu, Preistoria rachetei [siehe unten Literatur] S. 97 f.); die von Conrad Haas verfaßten Teile 111(2)r–391r beschäftigen sich überwiegend mit Pulverbereitung sowie Kriegs- und Lustfeuerwerk mit Schwerpunkt auf der Raketentechnik; sofern die Datierungen (s. o.) auf seinen Zeichnungen stimmen, dürften seine Bilder und Texte zumindest teilweise die Vorlage für den 1561 erstmals erschienenen Druck: Johann Schmidlap von Schorndorff: Künstliche und rechtschaffene Fewrwerck zum Schimpff. Nürnberg, Johann von Berg und Ulrich Newber 1561 und 1564 (VD 16 S 3121, 3122) sowie zu einzelnen Werken Leonhart Fronspergers abgegeben haben (ausführlich bei Todericu, Preistoria rachetei [siehe unten Literatur] S. 268–287).

Farben:

Grün, Gelb, Violett, Rot, Braun, Blau, Ocker.

Literatur:

Jähns (1889) S. 275; Gundolf Keil: Haasenwein, Hans. In: 2VL 3 (1981), Sp. 360–363; Bernhard Haage: Zum Kunstbuch des Hans Haasenwein in Hermannstadt. Sudhoffs Archiv 51 (1967), S. 268–269; Doru Todericu: Raketentechnik im 16. Jahrhundert. Bemerkungen zu einer in Sibiu (Hermannstadt) vorhandenen Handschrift des Conrad Haas. Technikgeschichte 34 (1967), S. 97–114; Doru Todericu: Preistoria rachetei moderne manuscrisul de la Sibiu (1400–1569). Bukarest 1969, passim, Beschreibung S. 69 ff., Abb. 11 (Archivvermerk, Signatur). 12 (Titelblatt); 13 (1r). 14a (2r). 14b (4v). 15 (34r). 16 (36v). 17 (37r). 19 (62r). 20 (69r). 21 (69v). 22 (70r, 70v, 71r). 23 (71v/72r). 24 (72v/73r). 25 (73v, 74r, 74v). 26a (75r). 27a (75v). 28a (76r). 29 (76v/77r). 30a (77v). 31 (78r, 78v, 79r). 32a (79v). 33a (80r). 34 (80v). 35 (81r, 81v). 36 (82r). 37 (82v). 38 (83r, 84r). 39 (83v). 40 (84v). 41a (85r). 41b (85v). 41c (86r). 42a (86v). 42b (87r). 42c (87v). 43a (88r). 42v (88v). 42c (89r). 44 (89v/90r). 45 (90v/91r). 46a (91v). 47a (92r). 48a (92v). 49a (93r). 50a (93v). 51a (94r). 52a (94v). 53a (95r). 54a (95v). 55a (96r). 56a (96v). 57 (97r). 58 (97v). 59a (98r). 60a (98v). 61a (99r). 61b (99v). 61c (100r). 62 (100v, 101r). 63a (101v). 64a (102r). 65 (102v, 103r). 66 (103v, 104r). 67 (104v). 68a (105r). 69a (105v). 70 (106r, 106v). 71a (107r). 72a (107v). 73a (108r). 74a (108v). 75 (109r). 76 (109v, 110r). 77a (110v). 77b (111r). 77c (111r/112r). 78 (111v/111[2]r). 79 (112r). 80 (116v). 81 (119v). 82 (184r). 83 (184v). 84 (187r). 85 (190v). 86 (192v). 87 (201r). 88a (201v). 88b (205v). 89 (231r). 90 (232v). 91 (287r). 92 (258v). 94 (260v). 95 (264v). 96 (280r). 97 (281r). 98 (345r). 99 (350r). 100 (359r). 101a (363v). 101b (364r). 102 (368r). 103a (368v). 103b (372v). 104 (381v). 105 (391r). 106 (392r). 107 (377r). 111a (185r). 112a (186r). 113a (199v). 114a (215v). 115a (216v). 116a (204a). 119a (194r). 120a (209r). 121 (155r). 122a (234r). 123a (235v); Doru Todericiu: Das Branntweinrezept in Hans Haasenweins Hermannstädter »Kunstbuch«. Sudhoffs Archiv 54 (1970) S. 211 f.; Hans Barth: Von Honterus zu Oberth. Bedeutende siebenbürgisch-deutsche Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner. Bukarest 1980, S. 47–65; Hans Barth: Conrad Haas. Raketenpionier und Humanist. Heilbronn 2005, passim, Abb. 7 (Titelblatt Haas). 8 (190v). 9 (196v). 10 (187r). 11 (201r). 12 (201v). 14 (208v). 17 (213r). 19 (220). 20 (237r). 22 (242v). 23 (264r). 24 (264r). 25 (287r). 27 (122v) . 28 (Titelblatt Haas). 29 (118v). 30 (337v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus