KdiH

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39.5.8. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. milit. 4º 31

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Ca. 1490–1500.

Lokalisierung:

Nürnberg.

Besitzgeschichte:

Erste Besitzer nicht bekannt, zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Besitz des Nürnberger Schlossers Nicolaus Kayser (Besitzeintrag und Verse Leng [2002] Bd. 2, S. 284), wahrscheinlich 1749 von Friedrich von Nicolai (1730–1814) angekauft (Exlibris erstes Vorsatzblatt verso) und mit dessen gesamter Bibliothek ab 1770 in die Württembergische Landesbibliothek gelangt.

Inhalt:
1. 1r–115r Johannes Formschneider, Büchsenmeisterbuch (Fragment)

›Ein thor püxen von 7 aber 8 zendtnern etc.‹

2. 116r–120r Nicolaus Kayser, Bildkatalog Spindelpressen
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 2 + 122 + 17 Blätter (zwei nicht foliierte Vorsatzblätter, dann Foliierung von der Hand Kaysers unter teilweiser Benutzung einer älteren Tintenfoliierung, mit Korrekturen, am Schluß 17 leere und nicht foliierte Blätter, vgl. Leng [2002] Bd. 2, S. 283), 260 × 193 mm (Blatt 1–115 ursprünglich aus ca. 215 × 165 mm großen Blättern, von Kayser durchgehend neu gerahmt), Bastarda mit Neigung zur Kursive von zwei Händen, I: nur ältere Tintenfoliierung und ein Teil der Beischriften in hellerer Tinte, II: mehrzeilige Beischriften in dunklerer Tinte (beide Hände häufig wechselnd und teils auf den selben Seiten), dazu noch Vorsatzblatt verso und wenige Beischriften 116r–120r von der Hand Kaysers in Kursive, keine Lombarden und Rubrizierungen.

Schreibsprache:

nordbairisch-fränkisch.

II. Bildausstattung:

Insgesamt 131 mit aquarellierten Federzeichnungen versehene Blätter mit teils bis zu 15 Einzelzeichnungen pro Blatt, dazu fünf von Kayser nachgetragene nur leicht lavierte Federzeichnungen; im älteren Teil sind mehrere, nur schwer zu scheidende Hände festzustellen; Zeichner I schuf vor allem die vorlagengebundenen Abbildungen von Kriegsgerät nach Formschneider (mit wohl vorlagenbedingten Schwankungen bei Kolorierung und Personenzeichnungen je nach Herkunft der Abbildungen aus Formschneider, ›Bellifortis‹-Teilen oder Valturio/Hohenwang); Zeichner II ergänzte Kriegsgerät und Handfeuerwaffen nach moderneren Vorlagen ( 3r, 5r, 6v–11r, 12r, 361v, 362v/37r, 38v, 76v, 77v, 108v, 114v/115r); 2r mit Rötelstift von der Rückseite durchgepauste Zeichnung; alle aus einer unbekannten Nürnberger Werkstatt.

Format und Anordnung:

Abbildungen vorwiegend ganzseitig von 115 × 60 mm bis seitenfüllend nach dem älteren Papiermaß 215 × 165 mm, doppelseitig nur 14v/15r, 302v/31r, 362v/37r, 42rv (Gegenbilder fehlen), 114v/115r; durchgehend ungerahmt abwechselnd im Hoch- oder Querformat mit Beischriften in wechselnder Position in allen freigebliebenen Zeichnungsteilen; intensiver Textbezug, teils Beschriftung einzelner Bauteile.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Geräte nach den Formschneider-Vorlagen (Zeichner I) meist in einfacher Seitenansicht und nur selten leicht erhöhter Perspektive mit präzisem, kräftigem Federstrich vorgezeichnet und schattierend koloriert, überwiegend auf kräftigem, bis zu zwei Seitendrittel ausfüllendem Rasengrund in mehreren Gelb- und Grüntönen und stilisiertem Pflanzenwuchs, Personendarstellung teils fein modelliert (65r, 74r, 93r, 114v) mit gebauschten Gewändern, Faltenwurf, Binnenzeichnungen, Schattierungen und feinen Gesichts- und Haarzeichnungen, teils aber auch (vorlagenbedingt) grob und umrißhaft (83r, 84r); Zeichner II mit feinem Pinselstrich, gelegentlichen perspektivischen Untergründen (Bretter bzw. Fliesen 8v, 9r, 362v/37r), dynamischen und feingliedrigen Personendarstellungen (8v, 362v/37r), eher sparsam in der Kolorierung, dafür regelmäßig Lichterhöhung durch Deckweiß.

Bildthemen:

Kriegstechnisches Gerät einschließlich geringen ›Bellifortis‹-Anteilen und Zeichnungen aus Valturio/Hohenwang vermutlich unmittelbar aus München, Cgm 356 (siehe Nr. 39.5.3.), S. 25–196 oder einer dieser Handschrift sehr nahestehenden Vorlage entnommen (dazu Leng [2002] Bd. 2, S. 284 f.); abweichend von den Vorlagen nur eine 3v–12r eingeschobene Serie von Abbildungen modernerer Karrenbüchsen mit Protzen sowie Handfeuerwaffen mit umfangreicheren technischen Anmerkungen und Zubehör, einschließlich Hinweisen zur Vogeljagd 12r; nicht zum Bestand der Formschneider nahestehenden Vorlage gehören auch eine Geschützbohrmaschine und eine Bohrmaschine für kleinere Läufe in sehr präziser zeichnerischer Ausführung (362v/37r, 114v/115r), eine Bilderserie mit Schlössern (?, 106v–107r) sowie eine mehrreihige Wagenburg (111r).

Farben:

Blau, Grau, Gelb, Grün, Ocker, Rot, Rosé, Deckweiß.

Literatur:

Leng (2002) Bd. 2, S. 283–285.

Taf. XXVa: 362v/37r. Johannes Formschneider, Büchsenmeisterbuch (Bearbeitung): Handbetriebene Bohrmaschine für Handbüchsenrohre mit großer Schwungscheibe.

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Taf. XXVa.