39.7.2. Gotha, Forschungsbibliothek, Chart. B 1032
Bearbeitet von Rainer Leng
KdiH-Band 4/2
Ca. 1480–1490 (entgegen einem Eintrag im vorderen Deckel mit Hinweis auf ein Wasserzeichen Wappen,
Süddeutschland (Nürnberg?).
Herkunft unbekannt; verschiedene Notizen zur Handschrift im vorderen Deckel mit ältester Datierung vom 21.11.[18]82, zu einem unbekannten Zeitpunkt vorher aus Antiquariatshandel erworben, Preisvermerk oben 4000 RM. 80r Destillierofen mit dem Namenszug Hans Foltz im Spruchband könnte auf den Nürnberger Handwerkerdichter als Erstbesitzer oder Auftraggeber hinweisen; Nachbesitzer 1r und 23v nur mit Monogrammzeichen D <-:-> L und Jahreszahl 1562 vertreten, 97r spätere Bemerkungen quer am äußeren Rand pauluß düning van bundt vndt zell hat daß geschrieben anno domini 1552, außerdem von noch späterer Hand Federproben und auf der Mitte des Blattes dem Ehrnfesten leui hachacht (?) Bamberg dem Ehrnuesten mein.
1. | 1r–45r |
Hans Folz (?), ›Furibundi‹
›Hie hebt sich an daz puͦch furibundi, daz do heist daz feür puͦch zü teütsch, vnd ist zu wissent, wer feint schaft hett, vnd wie klein die feintschafft ist, daz sich ein yettlicher muͦss vor seinen feinden fürchten … Item des kügeln magstu ausß einem stab slinge werffen oder ausß einer stein püchsen schiessen.‹ 45v leer. Textkompilation aus Elementen von Heidelberg, Cod. Pal. germ. 787 (siehe Nr. 39.1.4.), des ›Feuerwerkbuches von 1420‹ (ab 2v), ab 23v Anleitungen und Bilder zu Sprengkugeln, Feuerpfeilen nach München, Cgm 356 (siehe Nr. 39.5.3.), S. 108–115, 32v 25 paargereimte Zeilen mit Feuerwerkanleitungen, 33v Blide, 34r Anleitung aus dem ›Bellifortis‹ (vgl. |
2. | 46r–99v | Hans Folz (?), Feuerwerk- und Büchsenmeisterbuch, Bildkatalog mit Beischriften |
Papier, 3 + 99 Blätter (ältere Tintenfoliierung 1–106, ab alt 43 mehrfach korrigierte neue Bleistiftfoliierung mit 42 einsetzend, die die verlorenen Blätter 42, 71, 86/89, 99/102 [mit Textverlust: 42, 86/89, 99/102] ausgleicht; drei bei einer Neubindung zugefügte Blätter von moderner Hand mit Blei 100–102 gezählt), 250 × 145 mm, Bastarda von einer Hand, einspaltig, 22–25 Zeilen, rote Lombarden und Zwischenüberschriften, rubriziert.
ostfränkisch.
98 aquarellierte Federzeichnungen (23v, 24v, 25v, 26v, 27v, 28v, 29v, 30v, 31v, 33r–34r,46r–59v, 61rv, 63rv, 64v–65r, 66rv, 68rv, 70r–90v, 91v, 92v, 94v–96v, 98rv, 99v) von vermutlich einer Hand, mit vorlagenbedingten Schwankungen.
Überwiegend ganzseitige Abbildungen 250 × 145 mm, häufig gleich mehrere Waffen oder Geräte (23v, 24v, 25v, 26v, 27v, 28v, 29v, 30v, 31v, 33r, 48r–49r, 50r–54v, 55v–56r,57v–58v, 59v, 76v, 98r) in einer Abbildung vereinigend; insgesamt sechs doppelseitige Abbildungen (52v/53r, 64v/65r, 74v/75r, 77v/78r, 78v/97r, 94v/95r); durchgehend ungerahmt und meist mit zahlreichen erläuternden Beischriften innerhalb, neben, über oder unter den einzelnen Zeichnungen; anfänglich Abbildungen auf eigenen (Verso-)Seiten zwischen dem Text (23v, 24v, 25v, 26v, 27v, 28v, 29v, 30v, 31v), dann bildkatalogartige Abbildungsgruppen mit Beischriften ohne längere Begleittexte; zusammen mit laufendem Text auf einer Seite nur 33r und 34r; Abbildungen 33v, 68v, 70v–74r, 75v, 77r, 80v, 81v und 83r–90r im Querformat wiedergegeben, mit Ausnahme von 83r jeweils zum Seiteninneren orientiert.
Anfänglich isolierte Waffen und Geräte ohne Kontexte in schwacher Lavierung mit gelegentlichen Feuergarben zur Skizzierung der Einsatzweise, 33v Feuerwagen in geklappter Perspektive auf angedeutetem Rasengrund mit Einzelansicht des Feuerlöffels, 46r–47r Waffen und Gerät im Einsatzkontext auf kräftigem Rasengrund, 47v–52r und 54r–56r Brechzeug und Steigzeug in isolierter Darstellung ohne Kontexte, 52v–53r schematische Darstellung eines Heerzuges in mehreren Wagenreihen mit erläuternden Beischriften, 56v–59v Steigzeug jeweils im Einsatz an skizzierten Befestigungsanlagen abwechselnd mit Einzeldarstellungen von mechanischen Steighilfen, 61r–63v und 66r–68r Belagerungstechniken teils mit Personendarstellungen illustriert im konkreten Einsatz an befestigten Burganlagen, 70r–79v Bildkatalog isoliert dargestellter Tarrasbüchsen mit verschiedenen Lafettierungsvarianten, 80r–99v Öfen, Steigzeug, Schirme und diverse Waffen auf kräftig koloriertem Rasengrund, gelegentlich mit Bezugnahme auf konkrete Ereignisse.
Kriegstechnisches Gerät; 23v–33r Sprengbomben, Geschosse und Feuerwerkskörper nach Vorlagen in München, Cgm 356; 34r Philoneus nach Vorlage ›Bellifortis‹ mit lateinisch-deutscher Beischrift der Vorlage; 46rv Springolf und Festlegehaken für Zugbrücke nach Vorlage Hohenwang; 47r–52r Brechzeug und Steigleiter, 52v–53r doppelseitige Darstellung eines Heerzuges (nach München, Cgm 356, S. 59); 53v–59v Steigzeug nach Vorlage Hohenwang mit eigenen Ergänzungen; ab 61r Schirme, Steigzeug, Zelt, Brechzeug, Brücken, Verbauung von Mauern teils nach Vorlage des ›Bellifortis‹; 70r–79v Varianten von Tarrasbüchsen und Karrenbüchsen; ab 80r Destillieröfen, Schirme, Katzen, Ribalden, Kampfwägen teilweise nach Vorlage des ›Bellifortis‹, 84r–89v Karrenbüchsen; 90r drei große namentlich bezeichnete Legestücke (die ross / der sittich / der rummelstein) mit Hinweis auf den Weißenburger Krieg (1471/72): Item des alten pfalcz grafen leger vor wachen heim also gerüst als das müsterlin; ab 90v Steigzeug und Schirme nach Vorlage des ›Bellifortis‹; 94v–95r doppelseitige Zeichnung einer Mühle (wie Weimar, Q 342 [siehe Nr. 39.7.6.], 44v, vgl.
Gelb, Grün, Braun, Ocker, Blau, Rot, Rosé.
Taf. XXVIa: 90r. Hans Folz (?), Feuerwerk- und Büchsenmeisterbuch: Drei Legestücke mit Schirmen, angeblich in dieser Aufstellung verwendet vor Wachenheim im Weißenburger Krieg 1471/72.
Abb. 110: 99v. Hans Folz (?), Feuerwerk- und Büchsenmeisterbuch: Belagerung einer Burg, Annäherung von Kämpfern unter Fechtwerkschirmen.