KdiH

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39.5.3. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 356

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Letztes Viertel, vermutlich letztes Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts.

Lokalisierung:

Süddeutschland.

Besitzgeschichte:

Herkunft unbekannt.

Inhalt:
1. S. 1–24 ›Feuerwerkbuch von 1420‹, Teilabschrift, fortgesetzt S. 93
2. S. 25–89 Johannes Formschneider (?), Büchsenmeisterbuch, Bildkatalog mit Beischriften

›Item in dicz geruͦst magstu ein ruͦsten ein stein Buͦchs die bey neün oder x zenttner hat als du dann daz muͦsterlin sichst‹

S. 25 ff. Zwölf sehr präzise Zeichnungen von Steinbüchsen, Legestücken, Karren-, Bock- und Tarrasbüchsen (verwandt mit Cgm 734 [siehe Nr. 39.5.4.], 63r–70r) mit Beischriften

S. 38 Eingeschobene längere Beschreibung zu den Büchsen, gefolgt von weiteren Abbildungen von Büchsen (teils Mehrfachgeschütze) und Transportgerät

S. 55 Pulverstampfe

S. 56–58 Türme mit Steigzeug nach Vorlage Valturio/Hohenwang

S. 59 Gezeichnete Zugordnung

S. 60/61 Ganzseitige Zeichnung einer Büchse mit Lafette unter Angabe des Gießers: Item ein söliche Büchs hat der künig von engelland, die hat gossen appenczeller, ein guͦter Büchssen meister vnd hat ir geben den Namen Fortuna

S. 63 Zeichnung von vier Feuerfässern mit schriftlicher Anleitung Also soltu die iiii feßlin zuͦ bereitten vnd aüß pleyden werffen, zuletzt Anleitung für das Vergiften von Pulver und lateinische Verse

S. 64/65 Ganzseitige Zeichnung eines Legestücks mit Rückstoßdämpfung, Beischrift S. 64: Item als du das muster sichst, also hat gehabt meister mertin vor Schüppff vnd poxperg etc. (vgl. die Selbstaussage des Martin Merz in Cgm 599 [siehe Nr. 39.6.4.], 95v)

S. 68 ff. Zeichnungen von Rammen, Bliden, Hebezeug und Brechzeug, meist nach Vorlage Valturio/Hohenwang

S. 89 Quadrant mit kurzer Anleitung

3. S. 90–92 Schießlehre

›Item wiltu schiessen auß einer stein büchsen oder karre Büchsen, So lad die Büchs mit püluer vnd mit stein also vnd mit für slag also du dann geschriben hast in den zwelf fragen‹

4. S. 93–102 ›Feuerwerkbuch von 1420‹, Teilabschrift, Fortsetzung von S. 93
5. S. 103–105 Anleitungen zur Salpeterherstellung

›Also pringstu den salpeter auß der erden. etc. Item wiltu erden probieren vnd bewern‹

6. S. 106–196 Kriegstechnische Anleitungen, mit Abbildungen

›das stück nctzt man wider türcken vnd heyden. Item wiltu ein gancz heer dempfen‹

Anfangs schriftliche Anleitungen für vergiftete Dämpfe, Springkegel, Feuerpfeile und Sprengbomben mit Illustrationen

Ab S. 117 Bildkatalog nach Vorlage Valturio/Hohenwang mit selbständigen Beischriften und Erläuterungen; eingeschoben Abbildungen aus anderen Vorlagen bzw. selbständige Erweiterungen: S. 128 und 129 Geschützbohrmaschinen, S. 130 f. Flaschenzüge und Hebezeug, S. 133 f. Mehrfachgeschütze, S. 136 Karrenbüchse: Item meister hansen widersteins wagen einer, S. 141 drei nackte Knaben vor einer Burg mit lateinischen und deutschen Beischriften nach Kyesers ›Bellifortis‹ (Quarg [1967] 94r), S. 155–157 Schiffbrücken ähnlich Kyesers ›Bellifortis‹ (Quarg [1967] 53rv, 60r), S. 160/161 doppelseitige Tarrasbüchse mit Beischrift (S. 161): von maister hansen genannt hertenstein des alten pfalczgrafen Büchsen maister etc. etc., S. 161 ff. ohne innere Ordnung Steigzeug, Wassertechnik, Gliederbrücke und Geschützbohrmaschine, S. 171 ff. 14 Karren- und Tarrasbüchsen in verschiedenen Laden und Elevationen (ähnlich oben S. 25–88)

S. 178–183 Text über die Vorratshaltung bei Belagerungen: ›Wo man fest will hallten So versich dich als dann her nach geschriben stett. Item zuͦ dem ersten Sol man sich versenhen‹ (inhaltlich verwandt mit der ›Ordnung für einen Burghauptmann‹ im ›Hausbuch‹ (Waldburg [1997] S. 51–55, nahezu wörtlich in Gotha, Chart. B 1032 [siehe Nr. 39.7.2.], 40vf.)

S. 185–187 Anleitungen für Pechringe und Feuerfässer, S. 187 Bote mit Schwimmreifen und Fahne wie Eröffnungsbild zu Cgm 734 (siehe Nr. 39.5.4.), 61r, S. 188–199 Geschütze, S. 190–193 Anleitungen zur Aufrichtung von Wagenburgen, S. 193 Bemerkungen zu Reiterei und Fußknechten, S. 194 aufblasbares Bett

S. 195–196 Anleitung zur Durchführung eines Sturmangriffs ›Was zü tün sey so man mit dem ersten Sturm an die maur kompt. Item wan man einen gechen stürm‹, zuletzt mit dem Beispiel einer Ebenhöhe bei der Belagerung von Rhodos durch die Osmanen 1480 (ohne Text aber mit Abbildung und entsprechendem Hinweis in der Beischrift in Gotha, Chart. B 1032, 96v)

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 1 + 101 Blätter (ein nicht foliiertes Vorsatzblatt, Paginierung von moderner Hand mit Blei 1–202, nach 58 zwei Blätter herausgerissen mit Textverlust), 220 × 165 mm, Bastarda von einer Hand (übereinstimmend mit Cgm 734, 59v–71r?), einspaltig, 24–29 Zeilen, rote Lombarden (nur S. 1 und 93), rubriziert.

Schreibsprache:

bairisch mit ostschwäbischen Anklängen.

II. Bildausstattung:

130 Seiten mit meist einer, teils bis zu zehn Einzelzeichnungen 25–37, 39–89, 109, 110, 114, 115, 117–177, 183, 184, 187–189, 194 von einer künstlerisch wenig geübten, aber technisch präzise zeichnenden Hand.

Format und Anordnung:

Größe wechselnd von 110 × 25 mm bis meistens ganzseitig; doppelseitig nur S. 36/37, 60/61, 64/65, 80/81, 160/161; durchgehend ungerahmt, überwiegend auf eigener Seite mit Beischriften meist darüber, aber auch quer am Rand, in Freiräumen oder innerhalb der Zeichnungen; Bildbezug in den Beischriften regelmäßig durch als du in dem müsterlin sichst; Hoch- und Querformat wechselnd.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Präzise Federvorzeichnungen mit dünner Feder, reichlich Schraffuren und überwiegend schwacher, leicht schattierender Kolorierung; meist in einfacher Seitenansicht; gelegentlich zur erhöhten Perspektive wechselnd, dann überwiegend mit guten perspektivischen Ansätzen mit nur gelegentlichen Schwierigkeiten (S. 64/65); technische Geräte meist ohne Rasengrund oder andere Hintergründe, angedeuteter Rasengrund nur bei Übernahmen nach Vorlage Valturio/Hohenwang; häufig neben den Geräten einzelne herausvergrößerte technische Detaillösungen oder verborgene Mechanismen mit intensiver Beschriftung der Einzelteile; intensiv benutztes Manual eines Büchsenmeisters mit Verwandtschaft einzelner Abbildungen und Texte zu München, Cgm 599, 734, Gotha, Chart. B 1032 u. a. Handschriften mit Material aus dem Formschneider-Umkreis; das Formschneider-Material liegt hier in der wohl vollständigsten Form vor; die Handschrift selbst wurde in allen Teilen intensiv benutzt von Franz Helm, vgl. Leng (2001) S. 35. 41. 192–202. 218 f.

Farben:

Grau, Gelb, Ocker, Rot, Rosé, Blau.

Literatur:

Schneider (1973), S. 46–48. – Hassenstein (1941) S. 86 (Nr. 6b); Gille (1964) S. 66. 234; Schmidtchen (1977) S. 197; Volker Schmidtchen: Formschneider, Hans. In: 2VL 2 (1979), Sp. 793f. (mit der älteren Literatur); Leng (2000a) S. 19; Berninger (2000) S. 72–74, Abb. 8 (S. 134). 9 (S. 194). 10 (S. 141); Leng (2001) S. 31. 34f. 56. 59ff. Abb. S. 34 (S. 86); Leng (2002) Bd. 1, S. 259 f. u. ö., Bd. 2, S. 198–201; Leng (2004a) S. 98. 100, Abb. 3.7 (S. 50, 51).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXIVa: S. 60/61. Johannes Formschneider (?), Büchsenmeisterbuch: Büchse ›Fortuna‹, gegossen von Meister Appenzeller für den König von England.

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Taf. XXIVa.