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85.4. Bruder Philipp, ›Marienleben‹

Bearbeitet von Isabel von Bredow-Klaus

KdiH-Band 9

Bekannt ist der Autor durch die Selbstnennung im Epilog, in dem er das Werk dem Deutschen Orden widmet. Das ›Marienleben‹ verfasste der Kartäusermönch Philipp um 1300 in Reimpaaren und schon sehr bald wurde es in zahlreichen Handschriften verbreitet, von denen noch ca. 120 bekannt sind. Der Text beginnt mit der Geschichte von Marias Eltern und spannt den vollständigen Erzählbogen über Marias Geburt und ihr Leben, Jesu Geburt und Sterben bis zu Marien Himmelfahrt. Philipps Hauptquelle ist die ›Vita rhythmica‹, deren vorwiegend apokryphen Stoff er erheblich strafft, aus den kanonischen Evangelien ergänzt und in einen geschlossenen Erzählzusammenhang bringt. Dadurch entsteht eine fortlaufende Darstellung der neutestamentlichen Geschichte, die sich für die Aufnahme in die Weltchronikkompilationen besonders gut eignete. Philipps Reime sind nicht mehr rein; das führte schon zu seinen Lebzeiten zu reimbessernden Bearbeitungen. Die komplexe Bearbeitungs- und Überlieferungsgeschichte hat Gärtner (1978) aufgearbeitet. Die Nachwirkung des Werkes war beträchtlich.

Illustrationen des ›Marienlebens‹ Bruder Philipps sind aus vier verschiedenen Überlieferungszusammenhängen bekannt. Am häufigsten begegnet der Text als Teil einer Weltchronik. Dort ist er in sehr unterschiedlichem Umfang von oftmals gar nicht über eher spärlich bis äußerst umfangreich (83 Bilder in Los Angeles, The J. Paul Getty Museum, Ms. 33) illustriert. Diese in repräsentativem Folio zweispaltig angefertigten Weltchroniken finden hier keine Berücksichtigung, sondern werden in Stoffgruppe 135. beschrieben. Ebenfalls nicht berücksichtigt werden in dieser Stoffgruppe die oft sehr umfangreich illustrierten Prosabearbeitungen des ›Marienlebens‹, die Eingang in die Historienbibeln Ib und IIa gefunden haben (siehe Untergruppe 59.2. und 59.4.).

Weiter Verbreitung erfreute sich Bruder Philipps ›Marienleben‹ auch in Sammelhandschriften, dort integriert in den Zusammenhang mit anderen Andachtstexten. Zu diesen gehört der Münchner Cgm 441, der das ›Marienleben‹ unter anderem mit Reimlegenden der hl. Veronika und der hl. Margarethe verbindet (Nr. 85.4.2.). Gemeinsam haben diese Handschriften neben dem kleineren Format, dass sie kein Bild-Text-Layout aufweisen, sondern wenn überhaupt nur sehr spärlich mit einer Initiale oder mit Randzeichnungen des Schreibers illustriert worden sind. Lediglich die Prager Handschrift weicht mit zwei Illustrationen zum ›Marienleben‹ von diesem Schema ab (Nr. 85.4.5.).

Das ›Marienleben‹ ist gelegentlich auch als Einzeltext überliefert worden (Köln, Historisches Archiv, Best. 7020 [W] 20; Lübeck, Ms. theol. germ. 4o 23; München, Cgm 575; Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 937 Helmst.). Zu diesen Handschriften gehören eventuell noch weitere, da mehr als die Hälfte aller Textzeugen nur aus Fragmenten besteht, sodass eine Einschätzung, ob sie Bestandteil eines Sammelbandes waren oder eigenständig überliefert wurden, nicht zu treffen ist. Es sind nur zwei Fragmente erhalten, die auf ehemals ausführliche Bilderzyklen hinweisen (Nr. 85.4.1. und Nr. 85.4.3.). In den beiden Fragmenten erhielt jedes Kapitel des zweispaltig geschriebenen Textes eine Illustration. Eine Rekonstruktion des Bildprogramms anhand der einzelnen Kapitelüberschriften könnte aufgrund der erhaltenen kurzen Abschnitte nur hypothetisch sein, die dichte Bildfolge im Grazer Fragment aber lässt auf eine noch detailliertere Bebilderung, als sie für die Marienleben der Weltchroniken bekannt ist, schließen. Die Anlage der komplett erhaltenen Handschrift Paris, ms. allem. 206 (Nr. 85.4.4.) ist zwar ähnlich konzipiert, sie ist aber im Gegensatz zu den Fragmenten nicht aufwendig illustriert, sondern nur mit drei kleinen Randillustrationen versehen. Ob dieser Text eventuell ursprünglich mit anderen geistlichen Texten zusammengebunden war, ist nicht bekannt. Auch der Wiener Cod. 2709 (Nr. 85.4.6.) ist, von den kurzen Nachträgen abgesehen, als Einzeltext überliefert und mit nur einer Initiale ebenfalls nur sehr spärlich illustriert.

In der Regel wird der ursprüngliche Text mit dem Epilog Bruder Philipps beendet, in dem er seinen Namen nennt. Die Schreiber des ›Marienlebens‹ in München (Cgm 441) und Paris (ms. allem. 206) dagegen ersetzen in der Selbstnennung Philipps Namen durch ihre eigenen Namen.

Editionen:

Rückert (1853/1966).