85.4.4. Paris, Bibliothèque nationale de France, ms. allem. 206
Bearbeitet von Isabel von Bredow-Klaus
KdiH-Band 9
2. oder 3. Viertel 14. Jahrhundert.
Hessen (?).
1r–80v | Bruder Philipp, ›Marienleben‹ |
Pergament, 80 Blätter, 225 × 165 mm, Bastarda, eine Hand (Peder Schriber bin ich genant, 80v), zweispaltig, 31–33 Zeilen, Lombarden, zwei Fleuronnéinitialen in roter und brauner Tinte: ein I aus einem der Länge nach hingestreckten Drachen (49r), ein D mit einer Maske (52v).
oberhessisch (
Eine Randzeichnung (80v).
Ganz am Ende des Textes unterhalb des Kolophons sitzt, um 90 Grad gedreht, eine weibliche, unnimbierte Person auf einer umzäunten Blumenwiese und weist mit ihrer Linken in Richtung des Kolophons. Gekleidet ist sie in ein tief ausgeschnittenes Kleid mit engem Oberteil und engen Oberarmen, aber weiten Unterarmen. Dieses modische Kleid ermöglicht eine Datierung in die Mitte des 14. Jahrhunderts. In der rechten Hand hält sie eine rote Frucht. Diese Zeichnung ist sehr einfach und naiv schnell mit roter und dunkelbrauner Tinte gezeichnet. Die Tatsache, dass diese Dame weder nimbiert noch gekrönt ist, würde eine Interpretation als Maria in einem Hortus conclusus im Normalfall nicht zulassen, in Anbetracht der niedrigen Qualität der Zeichnung kann diese Tatsache schlicht Unvermögen geschuldet sein. Unter diesem Aspekt scheint die Zeichnung eine Maria mit dem Apfel als Neue Eva darzustellen.
Abb. 8: 80v. Maria im Hortus conclusus (?).