KdiH

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85.4.2. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 441

Bearbeitet von Isabel von Bredow-Klaus

KdiH-Band 9

Datierung:

1428 (206v).

Lokalisierung:

Borna/Sachsen (205r).

Besitzgeschichte:

Auftraggeber waren Nicolaus Müller und sein Sohn Valentin aus der moͤl czu Wiczczenicz (Witznitz bei Borna) (205v), ab 1800 ist die Handschrift in der Münchner Hofbibliothek nachgewiesen.

Inhalt:
1. 2r–206v Bruder Philipp, ›Marienleben‹
Prosaeinleitung: Der lerer sanctus epyphanis der had gemacht unde geticht daz büch der kintheit unser liwen froüwin … (siehe Gärtner [1978] Anhang 2). Der Text beginnt wegen Blattverlusts nach dem Prolog erst mit Vers 46: … wesin lip unde wol gefalln…; 54r–64v Interpolation der Dreikönigslegende nach V. 2527; 204r–205v. Gereimter Kolophon in Anlehnung an Philipps Epilog, unter Verwendung von V. 10092–10131, dazwischen Apostrophe an Maria (vgl. Gärtner [1978] Anhang 2). So auch in Wien, Cod. 2709 (Nr. 85.4.6.).
2. 206v–220v Reimlegende der hl. Veronika
3. 221r–237r Reimlegende der hl. Margarethe
4. 237v–238r Gloria, deutsch
5. 238r–239r Io 1,1–14, lateinisch und deutsch
6. 239v–240r ›Veni sancte spiritus‹, lateinisch und deutsch
7. 240v–241v gereimtes Sterbegebet
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 240 Blätter (Zählung springt von 176 auf 178), 200 × 143 mm, Bastarda, ein Schreiber (Conradüs Buͤticz zu Borne, 206r), einspaltig, 19–25 Zeilen, Reste einer Initiale sind noch zu erkennen auf dem herausgeschnittenen Blatt zwischen Bl. 2 und Bl. 3, zwei- und dreizeilige Lombarden in Hellrot mit Gold, Silber oder Schwarz.

Schreibsprache:

mitteldeutsch/thüringisch (Schneider [1973] S. 264).

II. Bildausstattung:

Zwei vorangestellte ganzseitige Federzeichnungen (1r, 1v), 17 kleine Federzeichnungen am Rand (3r, 3v, 4r, 7v [2], 8v, 9v, 10r, 10v, 11r, 11v, 11r [2], 12r, 12v, 14r, 15v).

Bildaufbau und -ausführung:

Die rot und grün lavierten vorangestellten Federzeichnungen sind nicht fertiggestellt. Bei der Kreuzigungsgruppe 1r ist Johannes ausgeführt, von Maria ist jedoch nur ihr Heiligenschein zu sehen. Der Umriss der angelegten Figur ist auch auf der Versoseite neben der Figur des hl. Epiphanias am Schreibpult als Leerstelle zu sehen. Epiphanias sitzt auf einem Holzstuhl mit hoher Lehne und beugt sich über sein Schreibpult. Über ihm befindet sich ein Sternenhimmel mit einer Sonne und einer Mondsichelmadonna. Von derselben Hand stammen wohl auch die Randfiguren und Heiligenköpfe, einfach gezeichnete, naive, schematische Federzeichnungen ohne künstlerischen Anspruch in Rot und Schwarz.

Bildthemen:

Kreuzigungsgruppe (1r), hl. Epiphanias (1v) beim Prolog.

Die diversen mal gekrönten, mal nimbierten Heiligenfiguren oder Köpfe am Rand sind nicht genauer zu identifizieren, können aber eventuell als Anna, Joachim und Maria gedeutet werden. Das Gewand der größeren weiblichen Figur (3r) ist gemustert und etwas aufwendiger im Gegensatz zu dem schlichten einfarbigen der kleineren (4r), die zudem erst nach der Geburtsszene erscheint. Somit könnten die beiden weiblichen Heiligen als Anna und Maria gedeutet werden, weshalb eine Deutung des männlichen Heiligen als Joachim dann naheliegt. Zwei Mal wurden Vögel gezeichnet, die wohl Tauben darstellen sollen, da im Text von der Verkündigung an Anna oder vom Hl. Geist gesprochen wird.

Farben:

rote und schwarze Tinte des Schreibers, wenig Gold und Silber.

Literatur:

Schneider (1973) S. 264–267; Schneider (1994) S. 28, Abb. 81, 82 (206r, 206v). – Gärtner (1978) Nr. 39.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 6: 1v. Hl. Epiphanias am Schreibpult.

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Abb. 6.