44.4. ›Streitgespräch zwischen Christ und Jude‹ (›Von dem Juden und dem Christen‹)
Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser
KdiH-Band 6
Das in ca. 400 Reimpaarversen verfasste ›Streitgespräch zwischen Christ und Jude‹ über die Wahrheit der jeweiligen Religion ist in sieben Handschriften und in zwei unterschiedlichen Fassungen zwischen 1410 und 1500 überliefert. Seitens der offiziellen Kirche war ein Glaubensdisput eines Juden mit einem christlichen Laien unerwünscht, was dem Text einen besonderen Stellenwert gibt. Den Rahmen bildet eine Ich-Erzählung des beteiligten Christen, der sich selbst als Laie bezeichnet und tatsächlich auf der Bildungsebene eines theologischen Laien argumentiert. Der Disput behandelt Gottes Allmacht, die christliche Erlösungslehre und Heilsgeschichte, die jungfräuliche Geburt und Göttlichkeit Jesu, wogegen der Jude die Inkarnation als Selbsterniedrigung Gottes ablehnt. Weitere Themen sind Taufe, Eucharistie, das Verhältnis von Altem und Neuem Testament, die sieben Sakramente. Schließlich bekehrt sich der Jude und will die Taufe erbitten. Der Text gibt der Rede des Juden gleich viel Raum wie der des Christen; bemerkenswert sind auch einzelne Kenntnisse jüdischer Riten (zum Text vgl.
Nur in einer Handschrift ist der Text mit einer Titelminiatur illustriert.