KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

44.6. Thomas Peuntner, ›Büchlein von der Liebhabung Gottes‹

Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser

KdiH-Band 6

Thomas Peuntner, geboren ca. 1390 in Guntramsdorf südlich von Wien, gestorben wahrscheinlich 1439, war Schüler des Nikolaus von Dinkelsbühl. Er war Prediger an der Wiener Burg und Beichtvater der Herzogin Elisabeth, Gemahlin Herzog Albrechts V. von Österreich, später auch Kanoniker zu St. Stephan, zudem ein prominenter Vertreter der sog. Wiener Schule, die um die Popularisierung theologischer Literatur durch Übersetzung und Bearbeitung ins Deutsche bemüht war.

Das ›Büchlein von der Liebhabung Gottes‹, ein »katechetisches Erbauungsbuch« (Schnell [1984]), hat Wesen und Formen der Gottesliebe sowie ihre praktische Umsetzung im religiösen Leben zum Thema. Vom Autor selbst liegen zwei Fassungen vor (18 bzw. 22 Kapitel); eine dazwischen liegende Teilbearbeitung hat er der Herzogin Elisabeth gewidmet. Die zweite, im Jahr 1433 erweiterte und umgearbeitete Fassung wendet sich an alle gelerten und vngelerten menschen. Wichtigste Quelle sind die ersten drei Predigten (von insgesamt zwölf) aus dem Predigtzyklus ›De dilectione dei et proximi‹ des Universitätstheologen Nikolaus von Dinkelsbühl (Ausgabe Schnell [1984] S. 356–383). Dazu kommt in der zweiten Fassung eine von Peuntners eigenen lateinischen Predigten (Predigt zum 17. Sonntag nach Pfingsten, 1432; Ausgabe Schnell [1984] S. 383–392), der er die zusätzlichen Elemente (über das ewige Leben, Verdammung, Fegefeuer, Ablass, der im Kampf gegen die Hussiten zu erwerben sei) entnimmt. Die Tendenz Peuntners, »Katechetisches ins Erbauliche zu transponieren« (Schnell [1984] S. 9), bedingt seinen frei gestaltenden Umgang mit seiner Quelle, wobei er die theoretische Abhandlung des Nikolaus um konkrete Bezüge und Anleitungen für die religiöse Praxis ergänzt. Dem entspricht auch Kapitel 18 (bzw. XXII in Fassung 2), das keine Entsprechung bei Nikolaus hat und in dem Peuntner die Gottesmutter Maria als vollkommenes Beispiel wahrer Gottesliebe preist.

Das Werk ist in 75 nachgewiesenen Handschriften überliefert, einige weitere sind bezeugt; außerdem existieren fünf Inkunabeln und vier weitere Drucke bis 1604 (vgl. Schnell [1984] S. 51–56; ergänzend Handschriftencensus). Nur eine der Handschriften ist durch Beschreibstoff (Pergament) und kostbare dekorative Ausstattung besonders hervorgehoben (auch die dort bestehende Einzelüberlieferung des Textes ist nur ein weiteres Mal bezeugt). Zu erwähnen sind eine zweite Handschrift mit einfacheren Fleuronnée-Initialen (Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. III.1. 4o 8 [Geistliches Erbauungsbuch, siehe auch Nr. 44.14.1.], 1r und 124v) und eine dritte, in der Platz für Ornamente ausgespart ist (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 310 [siehe auch Nr. 44.5.3.], 189r).

Editionen:

Jeanne Ancelet-Hustache: Traité sur l’amour de Dieu composé vers 1430 par un clerc anonyme de l’université de Vienne, publié d’après le manuscrit allemand de Bâle. Paris 1926, S. 1–60 (2. Fassung). – Hedwig Rumpler: Thomas Peuntner und sein Büchlein von der Liebhabung Gottes nach Cod. Pal. Vind. 2965. Diss. (masch.) Wien 1950, S. I–CXXXIX (1. Fassung). – Bernhard Schnell: Thomas Peuntner: ›Büchlein von der Liebhabung Gottes‹. Edition und Untersuchungen. München 1984 (MTU 81), S. 282–348 (kritische Ausgabe der 1. und 2. Fassung).