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44.8. ›Eine geistliche Geißel‹

Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser

KdiH-Band 6

Der in 13 Handschriften überlieferte allegorische Prosatraktat wurde in spätmittelalterlichen Frauenklöstern tradiert (zehn Handschriften bei Ruh [siehe unten: Literatur], Sp. 1162; dazu kommen Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. quart. 166Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. theol. et phil. 8o 19 und Zweibrücken, Bibliotheca Bipontina, Hs. 33; zum Berliner Ms. germ. oct. 137 gehört auch das Fragment München, Staatsbibliothek, Cgm 5249/64). Er entspricht in seiner Propagierung monastischer Tugenden dem Literaturbedarf dieser Klöster. Ein Schwerpunkt der Überlieferung liegt mit drei Handschriften im Nürnberger Dominikanerinnenkloster St. Katharina, die sonstigen Handschriften stammen zumeist aus dem alemannischen und schwäbischen Sprachraum.

Mindestens sieben Textzeugen sind mit einer einfachen Federzeichnung geschmückt, die den allegorischen Gegenstand der aszetischen Lehre, die Geißel, abbildet, mit der sich der geistliche Mensch alle Tage schlagen soll. Der Geißelstab mit zwei ineinander verflochtenen Ästen bedeutet die Gotlich mynne und die Bruderlich lieb, die Schnüre der Geißel stehen für sechs klösterliche Tugenden: Diemutikeit, Gedultigkeit, Gehorsamkeit, Versmeht der reichtum, Messickeit und Keuscheit. Die Zeichnungen sind jeweils auch mit diesen Bedeutungen beschriftet (die Darstellungen in Berlin, Ms. germ quart. 166 und in München, Cgm 411 haben dagegen acht Schnüre, denen abweichend vom Text alle acht Begriffe zugeordnet werden). Die asketische Praxis der körperlichen Geißelung wird in eine geistliche Übung und Haltung umgedeutet; es geht um die Abtötung des Eigenwillens und die reine Zuwendung zu Gott. Der Text behandelt die bezeichneten Tugenden in ihrer Bedeutung, jede Tugend wird wiederum in drei Stufen eingeteilt.

Die Zeichnungen stellen einen Grenzfall textbezogener figürlicher Ausstattung dar, der mit dem konkreten Gegenstand einen Schritt weiter geht als rein abstrakte graphische Schemata, wie sie zur Darstellung von Tugenden häufig auftauchen (vgl. z. B. die unten in der Einleitung zur Untergruppe 44.14. aufgeführte Freiburger Hs. 490 mit einem Tugenddiagramm in Kreuzform). Daher wird der Text hier mit einer verkürzten Vorstellung der einschlägigen Handschriften aufgenommen. Nur das um eine Person, die die Geißel schwingt, bereicherte und über zwei Seiten reichende Bild in Berlin, Ms. germ. oct. 137 überschreitet den Darstellungstypus der übrigen Überlieferungszeugen.

In zwei Handschriften sind auch einige weitere schematische Federzeichnungen anzutreffen (Nr. 44.8.4. und Nr. 44.8.6.).

Editionen:

fehlt.

Literatur zu den Illustrationen:

Kurt Ruh: ›Eine geistliche Geißel‹. In: 2VL 2 (1980), Sp. 1162. – Jeffrey F. Hamburger: The Visual and the Visionary: Art and Female Spirituality in Late Medieval Germany. Cambridge, Mass. 1998, S. 462.