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44.9. ›Geistliches Würfelspiel‹

Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser

KdiH-Band 6

Die Prosaunterweisung in der Form eines dingallegorischen Traktats bzw. geistlichen Sendbriefs über die Minne zum Jesuskind wird im Text selbst auch als predige bezeichnet und in zwei Abschnitte (Lesepredigten) geteilt. Der anonyme Autor richtet sich an eine geistliche Tochter, die er wiederholt direkt anspricht (vgl. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Sal. VIII 77, 91r: Nun min liebe tochter so solt du wissen daz allez din haile vnd alle din selde …). Er regt die Adressatin mit Bezug auf das Weihnachtsfest zu einem geistlichen Würfelspiel mit dem leidenschaftlichen Spieler Jesus an, der in seinem Einsatz für das Spiel um die Seele alles verliert. Sowohl Jesu Verhalten in der Erlösung der Menschen als auch die mahnenden Ausführungen über unrechtes und rechtes Verhalten an die Leserin werden in die Bilder des – im Allgemeinen sonst moralisch negativ konnotierten – Würfelspiels gekleidet. Der letzte Teil erläutert die Liebe zu Gott in teils mystischer Terminologie.

Der Text ist in vier Handschriften überliefert, aber nur in der Salemer Handschrift mit drei kleinen, auf den Text bezogenen Illustrationen geschmückt. Eine weitere Handschrift, Colmar, Bibliothèque municipale, Ms. CPC 279 (›Geistliches Würfelspiel‹ 151r–170r; in der Überschrift als Predigt[en] bezeichnet, aber auch hier wird im Text eine einzelne liebe tochter angesprochen), stammt aus dem Besitz des Bürgers Hans Schedelin in Colmar; sie weist nur bei anderen Texten einfach verzierte, mit Deckfarben ausgemalte Initialen auf, gelegentlich auch mit Figuren (vgl. unten S. 67 Einleitung zur Untergruppe 44.14.). Die zwei übrigen Textzeugen sind einfache Gebrauchshandschriften ohne Buchschmuck, die aus Dominikanerinnenklöstern stammen (Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. quart. 149, wohl aus St. Nikolaus in undis in Straßburg, 36v–49v, und ebd., Ms. germ. oct. 501, aus Schönensteinbach, 54v–70v); beide präsentieren den Text als Doppelpredigt zu Weihnachten.

Editionen:

fehlt.