KdiH

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80.7.3. Trier, Stadtbibliothek, Hs. 1121/1325 4º

Bearbeitet von Franziska Stephan

KdiH-Band 8

Datierung:

Anfang 16. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Moselfranken (Bushey [1996] S. 173).

Besitzgeschichte:

Seit 1820 im Besitz der Trierer Bibliothek. Bushey (1996, S. 173) weist auf die Reste eines Rückenschildes mit roter Farbe links oben im Rand auf 1r hin, bei dem es sich vermutlich um ein F handelt. Dieses Zeichen befindet sich auf Handschriften aus der Bibliothek des Grafen von Manderscheid-Blankenheim, aus der mehrere Bände in den Trierer Bestand kamen, also wohl auch das Losbuch (Bushey [1996] S. XIXf.).

Inhalt:
1r–26v Losbuch mit 22 Fragen (Version A), fragmentarisch
1r vier Figuren mit leeren Spruchbändern (Prolog durch vier antike Philosophen?); 1v–3v 22 Propheten mit Verweisen auf Spruchbändern; 4r Tabelle mit den sieben Planeten, ihnen zugeordnet 22 Himmelsrichtungen mit Verweisen; 4v–5r Tabelle mit 22 Tieren und Tierkreiszeichen mit Verweisen; 5v–26v 22 Losrichter, v. a. in Gestalt von deutschen Adelsgeschlechtern und Städten, mit je 22 Lossprüchen zu je vier Reimversen (diese nur bis 8v nummeriert)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 26 Blätter (Bl. 27 verloren: es fehlen das Losmittel, die 22 Fragen und 13 Lossprüche des letzten Losrichters), 295 × 215 mm, Buchschrift und Kursive, ein Schreiber, zweispaltig (1r, 2v–3v, 5v–26v), dreispaltig (1v–2r), vierspaltig (4v–5r) und fünfspaltig (4r), 16–43 Zeilen, Text ohne Schmuck, gegliedert durch Tabellen, abgesetzte Strophen und Nummerierung mit Zahlen von i bis xxii (5v–8v).

Schreibsprache:

moselfränkisch?

II. Bildausstattung:

74 einfache Federzeichnungen (75–100 × 60–90 mm), 1v–2v stellenweise von unkundiger Hand grob koloriert.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

1r–3v Prolog?, Propheten und Könige: 26 Stehfiguren, je vier bis sieben Figuren über die ganze Seite arrangiert. Diese sind in zwei bis drei Reihen über- und nebeneinander gestellt und variierend in Frontal-, Profil- und Dreiviertelansicht sowie mit einem Spruchband dargestellt, das meist in einer Hand gehalten wird. Die Figuren sind stark typisiert, ihre Kleidung und Kopfbedeckungen relativ einheitlich, nur vereinzelt finden sich Machtinsignien als charakterisierende Attribute. Auf der Doppelseite von 1v und 2r sind mittig zwischen den Figuren, oben und unten auf der Seite zudem je zwei Tiere dargestellt: 1v Greif, Adler; 2r Affe?, Hahn?. Diese sind jedoch keiner Figur konkret zuzuordnen, ihre Bedeutung ist unklar. Nur 22 der 26 Figuren sind namentlich bezeichnet und lateinisch nummeriert, die ersten vier Figuren sind nicht bezeichnet und ihre Spruchbänder leer. Es könnte sich hierbei um nicht fertiggestellte Einleitungsfiguren handeln (vier antike Philosophen? so bei dem ›Glück Buech‹, siehe Nr. 80.5.). Bei den bezeichneten Figuren mit Verweisen handelt es sich v. a. um alttestamentliche Propheten und Könige: 1va dauid iZacharias iii, 1v Mitte ysayas iiii, 1vb Daniel iiAbacuck v, 2ra Jonas vi, Gedeon ix, 2r Mitte malachias vii, 2rb Moyses xvnabuchodonosor x, 2va Jeremias viii, Ismahelita xi, 2vb Putefar xiii, Olibrius xiiii, 3ra ysaack xvidauniel xix, 3rb Theodosius xiiAbraham xvii, 3va Joseph xviii, Israhel xx, 3vb Jacob xxiiNathan xxi.

4r Planeten und Himmelsrichtungen: Tabelle mit sieben mal fünf Kästchen, darin systematische Text-Bild-Kombinationen mit den sieben Planeten und ihnen zugeordnet 22 Himmelsrichtungen (aufgeteilt in sieben Gruppen) mit Verweisen. Die Illustrationen befinden sich jeweils in der ersten und vierten Spalte: in der ersten Spalte die sieben Planeten, die vierte Spalte mit Windköpfen als Personifikationen der Himmelsrichtungen.

4v–5r 22 Tiere und Tierkreiszeichen: Tabellen mit vier mal fünf und vier mal sechs Kästchen, darin systematische Text-Bild-Kombinationen mit Verweisen. Die Illustrationen befinden sich jeweils in der ersten und dritten Spalte. Einige Tiere stehen auf einfachen, nur durch eine gebogene Linie angedeuteten Bodenstücken, diese deuten vereinzelt Vegetation an. Die Reihe besteht aus verschiedenen Vögeln, heimischen und exotischen Tieren sowie den zwölf Tierkreiszeichen im Stil von Kalenderillustrationen (mit Einhorn anstelle des Steinbocks): 4va Waage, Widder, Ochse, Krebs, Löwe, Jungfrau; 4vb Fische, Wassermann, Zwilling, Schütze, Skorpion, Einhorn; 5ra Kranich, Adler, Rabe, Nachtigall, Kamel; 5rb Sittich, Hirsch, Hund, Hase, Esel.

5v–26v Losrichter: Jedem Losrichter ist eine Doppelseite mit 22 abgesetzten Strophen und einer figürlichen Darstellung zugeordnet, die den Text einleitet. Die entsprechenden Bildfelder befinden sich jeweils in der linken Spalte jeder verso-Seite, bemessen ca. ein Drittel der Seitenhöhe und sind mit einfachen Doppellinien gerahmt. Darin befinden sich die Losrichter als Einzelfiguren in unterschiedlichen Positionen mit höfischer Tracht und Wappenschild. Die Losrichter zeigen meist auf die neben ihnen stehenden Lossprüche bzw. den Wappenschild: 5v Wildmann ohne Schild, dafür mit über die Schulter gelegter Keule; 6v Edelmann mit Schild mit rechtsblickendem Drachen; 7v [o. Bez.]: im Schild rechts oben ein Kreisring, leerer Herzschild; 8v Westerburg; 9v Isenburg; 10v Heinsberg; 11v Württemberg; 12v Nürnberg; 13v Baden; 14v Braunschweig-Wolfenbüttel; 15v Österreich; 16v Lothringen; 17v Brandenburg; 19v Sachsen; 20v Trier; 21v Bayern; 22v Mainz; 23v König mit Thron, Krone, Reichsapfel und Zepter, im Schild ein rechtblickender Adler; 24v Kardinal mit Heiligenschein und leerem Schild; 25v Kaiser mit Thron, Kaiserkrone, Reichsapfel und erhobenem Schwert, Schild mit Doppeladler; 26v [o. Bez.]: Papst mit Thron, Tiara, Reichsapfel und Schlüssel, Schild mit den Schlüsseln Petri. Nach Bushey (1996, S. 173) liegen die Stammburgen von Westerburg und Isenburg nördlich von Koblenz, die Stammburg von Heinsberg nördlich von Aachen. Auch die übrigen Ortsnamen weisen in den deutschen Raum und rücken die Losrichter des Losbuchs mit 22 Fragen in seiner Version A in unmittelbare geografische Nähe zum Benutzer. Anders als bei den internationalen Königen aus Version B erhält die Autorität ihrer Lossprüche hierdurch eine unmittelbare zeitliche und örtliche Präsenz.

Die Darstellungen der Handschrift sind als einfache Federzeichnungen ohne Schraffuren ausgeführt und sind nur stellenweise sowie sehr fleckig koloriert (1v–2v). Die Figuren, Planeten, Windköpfe und Tiere sind in den Proportionen unsicher und unsauber gezeichnet, ihre Mimik und Gestik ist wenig expressiv und sehr typenhaft.

Farben:

Kolorierung mit Schwarz, schmutzigem Mintgrün und Graubraun.

Literatur:

Bushey (1996) S. 173f. – Sotzmann (1851) S. 325f. (a); Bolte (1903) S. 313f. (C); Heiles (2018) Nr. 9.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 154: 1v. Propheten.

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Abb. 154.