80.7.2. Klosterneuburg, Stiftsbibliothek, Cod. 747
Bearbeitet von Franziska Stephan
KdiH-Band 8
15. und 16. Jahrhundert (zahlreiche Datierungen zwischen 1464 [5r] und 1571 [153v]), im Losbuch: 126va Anno domini 1469º An donstag vor purificacionis marie (2. Februar 1469).
Mengen bei Sigmaringen (Württemberg).
Haus- und Familienbuch des Konrad Beck mit vier Verfassern, an diese ist die Besitzgeschichte der Handschrift geknüpft. Erstbesitzer und Hauptschreiber der Handschrift war Konrad Beck (1437–1512) aus Mengen, die Einträge beginnen im Jahr 1469 mit dessen erster Hochzeit. Nach dem Tod Konrad Becks wurden die Einträge zunächst durch dessen ersten Sohn Hans Beck (geboren 1482 in Mengen) bis 1512 fortgesetzt, bis 1552 übernahm der zweite Sohn Marcus Beck von Leopoldsdorf (Mengen 1491 – Wien 1553). Bis 1571 stammen die Einträge von Marcus’ Sohn Hieronymus Beck von Leopoldsdorf (Wien 1525 – ebd. 1596;
22. | 101ra–126rb |
Losbuch mit 22 Fragen (Version A), fragmentarisch
101r 22 Fragen und Namen von alttestamentlichen Propheten, nebeneinander aufgelistet und nummeriert (nicht zeilenweise zu lesen, welcher Name einer Frage zugeordnet wird, unterliegt dem Zufall); 101va–102ra 22 gereimte Verweisstrophen unter den Namen der 22 Propheten von 101r; 102v sieben Planeten, ihnen zugeordnet 22 Himmelsrichtungen mit Verweisen; 103r–104r 22 Tiere und Tierkreiszeichen mit Verweisen; 104v–126r 22 Losrichter mit je 22 Lossprüchen (es fehlt der 20. Losspruch auf 124r); 102ra Seitenende: Wassersegen, Nachtrag von Konrad Beck (?), Inc.: Das wasser muß als wol gesegnet sin…
|
Papier, I + 153 + I Blätter (moderne Bleistiftfoliierung, im Losbuch zwischen 104r und 126r alte Foliierung in roter Tinte von I bis XXII), 300 × 210 mm, fünf Schreiber (I: 3r–4v, 5r–32va, 32rb–128v, 129r–142r, 102ra[?] Konrad Beck, II: 128v Hans Beck, III: 1v–2v, 142r–149v Marcus Beck von Leopoldsdorf, IV: 149v–153v Hieronymus Beck von Leopoldsdorf, V: 32r Nachtrag unbekannter Hand des 17. Jahrhunderts), schwäbische Bastarda (I), Gebrauchskursive (II–V), Losbuch: Schriftraumbegrenzung durch doppelten Tintenstrich, zweispaltig (101v dreispaltig), 35–42 Zeilen, als Initialen einfache Majuskeln verschiedener Größe in Rot, Rubrizierung, Strichelung; die Handschrift ist im Losbuchteil stark abgegriffen, gebräunt und verfleckt.
westschwäbisch (
23 Freistellen: ein nicht ausgeführtes Initial-O (101r), 22 geplante Illustrationen (104va–125va).
Basierend auf dem Textlayout der Klosterneuburger Handschrift sowie dem Vergleich mit den anderen Textzeugen des ›Losbuch mit 22 Fragen‹, lassen sich Vermutungen über die geplante Ausstattung der einzelnen Verweisetappen anstellen. Die Klosterneuburger Handschrift überliefert sie in Textversion A, die in Nr. 80.7.3. alle Verweisschritte illustriert.
101v–104r Verweisreihen: Die tabellenartige Seitengliederung mittels durchgezogener Vertikal- und Querlinien bei den ersten drei Verweisschritten weist verschiedene Leerstellen auf, in die Illustrationen hätten eingefügt werden können. Die Ähnlichkeit der Seitengliederung mit der Textversion B (klar gegliederte Listen ohne Illustrationen) spricht jedoch dafür, dass hier keine Illustrationen geplant waren.
104v–126r Losrichter: In der Textversion A findet sich eine einheitliche Seitengliederung: Jedem Losrichter ist eine Doppelseite mit 22 abgesetzten Strophen zugeordnet, jeweils in der linken Spalte der verso-Seite befindet sich ein leeres Feld, das mit einfachen Federlinien gerahmt und ca. ein Drittel des Schriftspiegels hoch ist, in Version A befinden sich darin Einzelfiguren mit Wappenschild. In der Klosterneuburger Handschrift waren vermutlich Illustrationen von Königen als Losrichter geplant. Der jeweilige Titel über den Freistellen nennt zwar nur ein Land (z. B. 104v Franckrich), während die Version A im Titel explizit auf einen König verweist (z. B. Nr. 80.11.1.: München, Cgm 312, 8v Der kunig von Franckreych).