KdiH

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59.4.6. Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Mscr.Dresd.A.50

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1414–1421 (Wasserzeichen- und Stildatierung: Saurma-Jeltsch).

Lokalisierung:

Elsass.

Besitzgeschichte:

Provenienz unbekannt. Seit spätestens Anfang des 18. Jahrhunderts in Dresden.

Inhalt: Historienbibel IIa
1ra–291rb Alte Ee
1ra–9vb Register
10ra–11vb Prolog
11vb–291rb Prosaauflösung der ›Weltchronik‹ des Rudolf von Ems
bis Kap. Wie Atonias zuo hulden kam
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 282 Blätter (gezählt A, 1–291 mit Zählfehler: Sprung von 230 auf 240, Z; nach 104 fehlt ein Blatt, für die verlorenen Blätter 96, 158, 184–185, 256 sind neue unbeschriebene eingefügt; das unbeschriebene Blatt 165 ist ohne Grund eingelegt worden, gelegentliche Blattdefekte – besonders Blatt 132 – sind alt ausgebessert; Blatt 106 gehört an die Stelle des unbeschriebenen Ersatzblattes 119, 123 gehört zwischen 116 und 117), alle Blätter einzeln jeweils auf einen Falz geklebt, 405 × 276 mm, zweispaltig, 27 Zeilen, Bastarda, eine Hand, rote Strichel, Kapitelnummerierung, Überschriften, Caput-Zeichen, Kapitellombarden über zwei Zeilen, 10ra einfache rot-blaue R-Initiale.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

134 von ursprünglich wohl wenig mehr kolorierten Federzeichnungen. – Gruppe III der Werkstatt von 1418 (drei Lagen: 91r–114v) sowie Maler C und E der Lauber-Werkstatt (Saurma-Jeltsch).

Format und Anordnung:

meist halbseitig, mit vorangehender Kapitelüberschrift, die zugleich als Bildbeischrift fungiert, vor den Text eines Kapitels gestellt, gelegentlich auch ganzseitig (189r, 277r), einmal (121vb) auch viertelseitig. In der Regel ungerahmt, selten gerahmt (Innenraumdarstellungen); die Bilder ragen weit über den Schriftspiegel hinaus, Bildränder sind deshalb oft durch Beschnitt reduziert. Die Initiale 10ra viertelseitig, über die gesamte Spaltenbreite, Initiale, Text und über beides platziertes Bild bilden ein Ensemble.

Für einige Unsicherheit in der Raumplanung sprechen die unnötigen Freiräume (42vb, 45vb, 84rb), dafür spricht auch die Bild-Text-Anordnung 121r–v: Die Bildbeischrift steht 121rb über einem großzügig viertelseitig freigehaltenem Feld, die Zeichnung folgt erst 121vb(!), also im Anschluss an das zugehörige Kapitel, vor dessen Beginn wohl der Freiraum vergessen wurde; dem folgenden Kapitel fehlt dann auch die Überschrift (vgl. auch Blatt 179v mit korrigierter Raumplanung).

Bildaufbau und -ausführung:

Für die kurze Passage, die von einem Buchmaler der Werkstatt von 1418 illustriert wurde, sind jene Rankenfüllungen charakteristisch (besonders 98r), die auch die Londoner Handschrift Add. 24917 (Nr.59.4.10.) prägen. Die übrigen Bilder zeichnen sich durch andere Merkmale aus: Die Szenen spielen auf grünen Bodenstücken, mit Kritzeln oder lanzettförmigen Gräsern, charakteristisch die Kreuzschraffuren am oberen Terrainrand. Landschaftselemente (v. a. Baumkronen) sind nur flüchtig gekritzelt. In der Figurendarstellung erkennt Saurma-Jeltsch zwei Hände, die auch an späteren Produkten aus dem Lauber-Umfeld beteiligt sind. Für Buchmaler C ist ein besonders schroffer Zeichenstil spezifisch; er zeichnet mit prägnanter rascher Feder und konturiert dann konsequent nach. Seine Kennzeichen sind harte, kantige Umrisse. Demgegenüber erkennt Saurma-Jeltsch in sorgfältiger und weicher gezeichneten Bildern den versierteren Zeichner E, seine Gesichter sind nicht wie bei C karikaturhaft verzerrt, sondern ebenmäßig; dem entspricht auch seine Vorliebe für modische Kleidung und Haar- und Barttrachten. Charakteristisch für seine Gesichter die hohen, oft sehr schrägen, fast diagonal in die Stirnecken weisenden Brauen und die Mundfalten, der Nasenrücken, der durch zwei Parallelstriche bezeichnet wird, die mit einem dicken Querstrich betonte Nasenspitze. Insgesamt lassen sich die Anteile der beiden Hände nicht auf abgrenzbare Partien der Handschrift festlegen.

Bildthemen:

siehe Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 31 f., Bd. 1, S. 246–257 (Bildkonkordanz). – Weniger umfangreich als das Bildprogramm der beiden anderen Handschriften aus der Werkstatt von 1418, erweist sich die Dresdener Handschrift A 50 in ihrer Bildthemenwahl enger mit der Augsburger Handschrift (Nr. 59.4.1.) verwandt, deren Nähe zur Werkstatt von 1418 bislang nicht bestätigt ist: So könnte etwa der Zuordnungsfehler in der Dresdener Handschrift, wo 59v oben anstelle der Eheschließung Isaaks und Rebekkas (so auch der Bildtitel) ein Sarg zu sehen ist (der sich auf das vorausgehende Kapitel vom Tod Saras bezieht), Spuren in der Augsburger Handschrift hinterlassen haben. Dort findet die Eheschließung Abrahams und Keturas am Sarg Saras statt. Bei der motivischen Gestaltung der Illustrationen unterlaufen den ausführenden Zeichnern manchmal Irrtümer: So ist Terach als weibliche Königin dargestellt (41v), auch bei der Beschneidung Ismaels (50v) schwankt der Zeichner bei einer Figur zwischen männlichen (Bart) und weiblichen Attributen (Kopfschleier); Josef hat bei seiner Einsetzung als Landpfleger das Aussehen eines alten Mannes (87v); mindestens eine Bildvariante ist auf einen Abschreibfehler in der Bildüberschrift zurückzuführen; 114v heißt es statt hier kam Moses vnd sin bruder Aron zesamen hier Hier kam Moses vnd sin bruederen zesamen, entsprechend ist das Zusammentreffen zweier Israelitengruppen, eine geführt von Moses, dargestellt und Aaron nicht identifiziert.

Farben:

vorwiegend blasse Grün-, Oliv- und Ockertöne, Blau, Orangerot.

Literatur:

Schnorr von Carolsfeld (1882/1979) S. 11. – Merzdorf (1870) S. 47–49 (Hs. H); Kautzsch (1895) S. 76. 78. 80; Bruck (1906) S. 297 f.; Vollmer (1912) S. 108, Nr. 38; Beckmann/Schroth (1960) S. 14 Anm. 16; Jänecke (1964) S. 105 f.; Koppitz (1980) S. 35; Lülfing/Teitge (1981) S. 188 mit Abb. (21v); Traband (1982) S. 81 f.; Das Vermächtnis der Jahrhunderte (1988/89) S. 138, Nr. 52; von Bloh (1993) S. 282–287 u. ö., Abb. 25 (10r). 26 (11v); Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 1, S. 93–98 u. ö., Bd. 2, S. 31f., Nr. 19, Abb. 29 (103v). 31 (98r). 84 (18v). 276 (54r), Taf. 11/3 (107r). 14/1 (258v). 14/2 (221r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 17: 176v. Moses verbietet Gaukler und unkeusche Weiber.

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Abb. 17.