KdiH

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87.3.1. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 1191

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1460.

Lokalisierung:

Elsass (der Kalender deutet auf Straßburg hin).

Besitzgeschichte:

Zur Herkunft der Handschrift ist nichts bekannt. Sie wurde 1903 vom Antiquariat List und Francke für die Königliche Bibliothek gekauft.

Inhalt:
1r–144v Heinrich Laufenberg, ›Regimen‹
hier das 6. Kapitel zur Pest und das 7. zu Schwangerschaft und Pflege von Kleinkindern
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 144 Blätter (neue Foliierung zählt durchgehend, es fehlen aber mindestens 17 Blätter mit Text- und Bildverlust: ein Blatt nach Bl. 10, 11, 17, 61, 74, 82, 129, 132, 136, 144?, zwei Blätter vor Bl. 1 sowie nach Bl. 8, vier Blätter nach Bl. 57; wahrscheinlich wurde Bl. 142–143 später irrtümlich anstatt zweier anderer Blätter eingebunden [andere Tinte], hier auch Bildverlust möglich; vgl. Menge [1976] S. 51f.), 295 × 215 mm, Bastarda, eine Haupthand (1r–141v) und eine zweite Hand (142r–143v), einspaltig, neun bis 29 fast immer abgesetzte Verse, sechs- bis zwölfzeilige Rankeninitialen (24v, 40r, 57r, 66r, 129r), zahlreiche schwarze, grüne und rote Cadellen oder Initialen meist mit Fleuronné (z. T. auf Gold) zu Beginn jeder Seite und jedes Abschnitts, Tabellen (20v, 21r, 22r, 51r, 144v), Rubrizierung.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

71 kolorierte Federzeichnungen, signifikant ist der Einsatz von Schriftbändern (so auch bei Nr. 87.3.2.), die zu beinahe jeder Darstellung an unterschiedlichen Positionen abwechslungsreich die Rahmen umspielen oder seltener als Spruchbänder ins Bild gesetzt sind. Hauptsächlich von einer Hand, von einer zweiten die Darstellungen auf 57r, 66r, 97r, 105v und 128v (dort auch die Spruchbänder nicht beschriftet, keine Rahmen und kein blauer Hintergrund).

Format und Anordnung:

Das Layout ist mit Hilfe der Rubrizierung übersichtlich gestaltet. Die Illustrationen sind in der Regel in Rot gerahmt, nehmen in der Höhe etwa ein Drittel der Seite und in der Breite den Schriftspiegel ein. Sie leiten den zugehörigen Abschnitt ein, die roten Überschriften können gleichzeitig dazu dienen, den Bildinhalt zu identifizieren. Manche Darstellungen in Rundbildern ohne Rahmen (51v–54v vier Himmelssphären) oder in Medaillons (5v Widder, 7v Stier, 9r–v Ackerbau und Krebs, 25r–36r zwölf Tierkreiszeichen [nur die Jungfrau mit rechteckiger Rahmung]; mit blauen Wolkenbändern als Rahmen: 41r–48v sieben Planeten und 108r Mars neben Jupiter). Nahezu ganzseitig: Zodiakusmann (23v, ohne Rahmung), Aderlassmann (93r); ganzseitig: Abraham kniet vor Gottvater (39v), Autor am Schreibpult (144r).

Im Kalenderteil (1r–22r) ist jeder Monat über vier Seiten angeordnet, beginnend mit der Darstellung der Monatsarbeit, auf der zweiten und dritten Seite Monatsverse mit Tierkreiszeichen, die vierte Seite mit Kalender (KL-Ligatur, goldene Zahl, Sonntagsbuchstaben, Lunarbuchstaben, Heiligenfeste, Abfolge der Tage mit arabischen Zahlen; leere Spalten deuten darauf hin, dass noch mehr Informationen eingefügt werden sollten).

Bildaufbau und -ausführung:

Die Illustrationen zeichnen sich durch kräftige schwarze Umrisslinien mit feiner Kolorierung und Schattierung aus. Die zweite Hand versucht der ersten möglichst nahe zu kommen. Der Faltenwurf ist eher kantig, die Figuren sind modisch gekleidet, das Haar in sorgfältige Locken oder Strähnen eingeteilt. Sie stehen auf einem einfachen grünen Untergrund, der blaue Himmel verblasst nach unten hin. Bei der Darstellung der Tierkreiszeichen im Kalenderteil ist auffällig, dass neben jedem Zeichen eine Sonne und meist ein Stern angebracht wurde. Im dritten Kapitel werden die Tierkreiszeichen vor vielzackigen Sternen gezeigt und sind mit einfachen, roten Sternen bedeckt. Auch die nackten Planeten sind von Sternen umgeben. Im Bildprogramm scheint man die Verbindung zum Himmel und den Sternbildern besonders hervorheben zu wollen. Trotz der einfachen kolorierten Federzeichnung ist man um prunkvolle Ausstattung bemüht, was die aufwendigen Initialen (siehe I.), die Verwendung von Gold, aber auch das Layout (großzügig wird hier mit dem Platz umgegangen, halbe Seiten können leer bleiben, um mit einem neuen Abschnitt auf einer neuen Seite zu beginnen) unterstreichen. Zahlreiche Zeigehände (14 im Abschnitt zum Aderlass, 93v–96v) verweisen darauf, dass die Handschrift keine reine Prachthandschrift zur Ansicht war, sondern auch benutzt wurde.

Bildthemen:

siehe auch Einleitung zur Untergruppe Nr. 87.3.

Die zu erwartende Eingangsminiatur (Gottvater) fehlt (möglicherweise Blattverlust, siehe oben I.). 1r–17v: Monatsarbeiten (es fehlt: Mai, Szene im Garten?; Juni, Heuernte?; August, Kornernte?; Dezember, Schlachten?) und Tierkreiszeichen (es fehlt: Mai, Zwilling; August, Jungfrau; Dezember, Steinbock), Zodiakusmann (23v, steht üblicherweise nach den vier Himmelssphären, daher vielleicht falsch eingebunden), zwölf Tierkreiszeichen (25r–36r), Abraham vor Gottvater (39v), sieben Planeten (41r–48v), vier Himmelssphären (51v–54v), zwei Gelehrte im Gespräch (57r, sonst nicht Teil des Bildprogramms), das Alter (58r, es fehlen: die drei weiteren Darstellungen zum Lebensalter), Urinschau (60r), drei Temperamente (61v–63v, Phlegmatiker nicht wie üblich schlafend, sondern ein sitzender Mann mit auf dem Knie abgestütztem Arm, die Hand an der Wange; es fehlt: der Choleriker), Gelehrter und Schüler (66r, sonst nicht Teil des Bildprogramms), Ringen (67v), Essen und Trinken (70r, gemeinsam in einer Darstellung, sonst getrennt gezeigt), Schlafen (78v), Baden (82v), Aderlass am Arm (89r), Aderlassmann (93r), Blutschau (97r, sonst nicht Teil des Bildprogramms), ein Wind (99r), Musizieren (102v, sonst Mann und Frau beim Brettspiel), Arzt im Gespräch mit zwei Frauen am Krankenbett eines Manns (105v, sonst nicht Teil des Bildprogramms), Mars und Jupiter (108r), Drachen strömen unreine Luft aus (109r), Unwetter (110r), Mann im Haus vor einem Feuer (112r), Aderlass am Bein (122r), Arzt am Krankenbett vollzieht Urinschau (123r). Arzt im Gespräch mit zwei Frauen (128r ) als Einleitung zum Kapitel zur Schwangerschaft und Pflege von Kleinkindern: 133r–140r vier Mal eine Frau mit Kleinkind (baden, wiegen, Brei zubereiten und geben; eventuell fehlen hier weitere Illustrationen). »Die auf Bl. 137v angekündigte Miniatur (Amme) ist nicht ausgeführt. Hier haben auch die übrigen Zeugen des ›Regimen‹ keine Miniatur bzw. Holzschnitt« (Menge [1976] S. 52). Am Ende eine Darstellung des Autors (144r), in seinem Spruchband: [...]ch schrib studier Ich dicht vnd súch / Vs manniger wisen meister búch.

Farben:

kräftiges Blau, Grün, Rosa, Gelb; etwas Braun, Schwarz; Gold.

Literatur:

Wegener (1928) S. 72–76. – Menge (1976) S. 51–54; Aderlaß und Seelentrost (2003) S. 347–350 (Nr. 165).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 95: 109r. Menschen sterben durch unreine Luft.

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Abb. 95.