KdiH

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87.3.7. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. C 102b

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 9

Datierung:

1479–1485 (Wasserzeichenanalyse).

Lokalisierung:

Aarau?

Besitzgeschichte:

Auf Aarau weist eine Randbemerkung auf 200v darumb nent man zú Arauw... (vgl. Schnell/Stähli [1998] S. 59f.). 1914 von der Bibliothek der Antiquarischen Gesellschaft Zürich (Iv) vom Staatsarchiv Zürich (Ir) erworben, die Bibliothek der Gesellschaft kam später an die Zentralbibliothek.

Inhalt: Deutsches Arzneibuch, darin u. a.:
58r–76r Heinrich Laufenberg, ›Regimen‹
143v–184v sog. Iatromathematisches Corpus
u. a. Monatsregeln, Krankheitslunar, Planetenlehre, Pelzbuch, Aderlass, Diätetik, Pesttraktate; Welker (1988) S. 40f.
185r–200v Michael Puff von Schrick, ›Büchlein von den ausgebrannten Wässern‹
ediert bei Welker (1988) [Anhang]
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 131 + I Blätter (Text- und Bildverlust: alte Foliierung setzt mit Bl. 58 ein, es fehlen außerdem Bl. 61, 62, 65, 84, 85, 95, 100, 104, 109, 123, 171, 197; viele Blätter beschädigt), 215 × 153 mm, Bastarda, zwei Hände (I 58r–154v, II 155r–200v), einspaltig, 22–29 Zeilen (bzw. abgesetzte Verse zum ›Regimen‹), rote und blaue Initialen z. T. mit Ranken oder etwas Fleuronné, Rubrizierung.

Schreibsprache:

hochalemannisch.

II. Bildausstattung:

Noch 24 kolorierte Federzeichnungen zum ›Regimen‹ erhalten (zu den Blattverlusten siehe I.). Eine Werkstatt (die Qualität der Abbildungen ist schwankend, die Ausführung allerdings so ähnlich, dass eine Händescheidung nur bedingt möglich ist).

Format und Anordnung:

Querrechteckige, rot gerahmte Bilder (Rahmen kann z. T. sehr schmal sein, 136v und 137r schwarze Umrandung), die von einem Viertel bis zur Hälfte des Schriftspiegels hoch sein können und die Breite des Schriftspiegels einnehmen.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Szenen finden draußen auf einer Grünfläche statt (Grashalme und Pflanzen werden durch schwarze Federschwünge angedeutet, selten mit Hügeln oder Bäumen) oder in einem perspektivisch angelegten Innenraum. Blaue Striche und Schwünge deuten den Himmel an. Durch energische und dichte Schraffierungen sowie Schattierungen (auch auf den Gesichtern) entsteht Plastizität. Die Figuren sind modisch gekleidet, insbesondere die Schnabelschuhe werden in ihrer Größe stark hervorgehoben. Im Gegensatz zu den anderen Bildprogrammen in dieser Untergruppe beinhalten die Darstellungen mehr Figuren und Details, z. B. wird das Trinken nicht durch einen Mann am Tisch vor einem Trinkgefäß illustriert, sondern durch zwei trunkene Männer, die in einem Innenraum an einer Tafel zusammengesackt sind, aus einem umgefallenen Becher läuft Wein, ein Rundbogen öffnet den Blick nach draußen. Die häusliche Ausstattung scheint insgesamt mehr im Vordergrund zu stehen als die Darstellung medizinischer Praktiken.

Bildthemen:

siehe auch Einleitung zur Untergruppe Nr. 87.3.

Zum vierten Kapitel noch erhalten: die ersten beiden der vier Lebensalter (59r, 60r); im Abschnitt zu den vier Temperamenten (64r–68r, Bl. 65 verloren): Arzt/Gelehrter am Schreibpult (66r), dieser direkt vor dem Abschnitt zum Choleriker (statt zu Beginn der Ausführungen zu den Temperamenten), es scheinen keine Abbildungen zu den einzelnen Temperamenten geplant gewesen zu sein. Diese hätten sich alle auf dem verlorenen Bl. 65 befinden müssen statt in Textnähe, was der sonstigen Anlage der Handschrift widerspricht.

Zum fünften Kapitel (Bildverluste durch Blattverluste möglich): eine Frau, die sich die Hände wäscht, hinter ihr ein Mann mit einem Kamm (70v, zu den Versen wásch din hende ógen mund antlitt vergiss des hopttes ze strelen nitt [71r], üblicherweise wird hier das Ringen abgebildet); Speisen (72v); Trinken bzw. Betrinken (77v); Aderlass am Arm (91v); statt des Windes sind im Abschnitt zur Luft ein Mann und eine Frau abgebildet, sie kommen aus einem Waldstück und tragen eine Stange über der Schulter, an der ein Bündel bzw. ein Korb hängt, der Mann hat ein Schwert bei sich, die Frau wohl einen Gehstock (101r).

Zum sechsten Kapitel: Als einleitendes Bild eine Hebamme?, die einer Frau die Hand auf den Bauch legt, eventuell schon während der Geburt oder beim Feststellen der Schwangerschaft, die Schwangere reißt die Hände nach oben (108r, üblicherweise wird einfach eine Schwangere gezeigt), Mutter übergibt das Neugeborene an die Hebamme oder Amme (111v), Kind wird gebadet (112r), Kind in der Wiege (112v), Stillen (114r), Kinder lernen laufen (116r), Kind isst schon Brei (ist entwöhnt) daneben zwei Frauen beim Spinnen (119r), Kind wird in die Schule gebracht (120v).

Zum siebten Kapitel: Sterbeszene (123v, zwei Sterbende werden auf den Tod vorbereitet statt der üblichen Planetenkonstellation, Jupiter und Mars, wie es auch in der Bildüberschrift heißt: wir sind beid in einem zeichen kon...), Sterbende (125r, hierzu keine Drachen oder Gottvater), Unwetter (125v), Mann im Haus am Feuer (127r), Aderlass (133v, nicht am Bein), Arzt lässt mit der Fliete zur Ader (136v, So schlach mitt einer fliedman drin; dafür: kein Aderlassmann), Krankenspeisung durch einen Diener (137r), Frau unterstützt den kranken Mann beim Essen und Trinken (142r).

Der Vergleich mit den anderen Handschriften dieser Untergruppe zeigt, dass manchmal signifikant vom üblichen Bildprogramm abgewichen wird und deutlich mehr Bilddetails eingefügt sind. Möglicherweise kann die Betonung des Häuslichen und der Wechsel von der Darstellung des Ringens zu einer Frau bei der Körperpflege als Hinweis auf eine Frau als Erstbesitzerin bzw. Auftraggeberin gesehen werden.

Farben:

Gelb, Rot, Grün, Blau.

Literatur:

Mohlberg (1951/1952) S. 53f. (Nr. 133), 360. – Menge (1976) S. 69–72, Abb. Anhang (70v, 71r); Welker (1988) S. 23–26, 179–277; Gross (1993) S. 305–309, Abb. 3–5a/b (91v, 136v, 137r, 142r); Schnell/Stähli (1998) [Edition].

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 97: 142r. Frau unterstützt kranken Mann beim Essen und Trinken.

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Abb. 97.