87.4. ›Secretum secretorum‹, deutsch
Bearbeitet von Pia Rudolph
KdiH-Band 9
Mit ›Secretum secretorum‹ werden fingierte Briefe bezeichnet, in denen Aristoteles seine Lehren an Alexander den Großen weitergegeben haben soll. Die ursprünglich arabischen Texte kombinieren medizinisches Wissen (z. B. Diätetik, Wirkung von Edelsteinen, Tieren und Kräutern) mit Ratschlägen an den Fürsten. Lateinische Übertragungen wurden im 12. und 13. Jahrhundert vorgenommen. Das deutsche ›Secretum secretorum‹ ist in zahlreichen unterschiedlichen Fassungen überliefert (z. B. ›Buch der heimlikeit‹, ›Geheimnis der Geheimnisse‹ oder ›Lehren des Aristoteles‹), in denen die medizinische Komponente gegenüber dem Aspekt des Fürstenspiegels überwiegt. Laut
Viermal sind die Briefe des Aristoteles an Alexander (nach
Eine Darstellung des Aristoteles im Kontext des ›Iatromathematischen Hausbuchs‹ findet sich in London, Add. 17987, 116v (Nr. 87.1.4.). Auf 116r behauptet ein Vorspann, die folgende Lehre stamme von Aristoteles, wodurch der Text aufgewertet und legitimiert wird (Regula Forster sei für den Hinweis gedankt, dass es sich nicht um ein ›Secretum secretorum‹ oder einen Auszug daraus handelt). Der Text wurde als Pestgedicht von Hans Andree identifiziert (
In dieser Untergruppe werden zwei vom ›Iatromathematischen Hausbuch‹ unabhängige ›Secretum secretorum‹-Fassungen mit Illustrationen behandelt. Zum einen findet sich eine Initiale mit dem Bild des Aristoteles in Krakau, Ms. Berol. germ. quart. 490 (Nr. 87.4.2.), worin gleich zwei unterschiedliche deutsche Fassungen verbunden sind, nämlich die von Hildegard von Hürnheim und die von (Michel?) Gernpaß. Zum anderen gibt es 17 Federzeichnungen in der Handschrift Basel, Universitätsbibliothek, O II 26 zum ›Buch der heimlikeit‹ (Nr. 87.4.1.), in deren Bildprogramm der Fokus deutlich auf die Belehrung des Fürsten gelegt wird.