73.6. Evangelienharmonie ›Ndl.-dt. Leben Jesu‹
Bearbeitet von Kristina Domanski
KdiH-Band 8
Das hier zu behandelnde Werk wird in der Nürnberger Handschrift (Nr. 73.6.1.) mit einer einführenden Überschrift ausdrücklich als Evangelienharmonie (concordancia ewangeliorum, 1r) vorgestellt. Damit wird der Anspruch verdeutlicht, eine integrierende Darstellung des Lebens Jesu nach den vier Evangelien zu präsentieren. Nach der Vorrede setzt die Erzählung mit dem Beginn des Johannesevangeliums in principio erat verbum ein, lässt dann die Geschichte der Geburt Johannes’ des Täufers folgen, bevor sie sich dem Leben Jesu zuwendet. Dabei verzichtet das Werk auf exegetische Kommentare. Die 21 teilweise nur fragmentarisch erhaltenen Handschriften überliefern das Werk in mittelniederländischen und deutschen Varianten. Keine der Abschriften, von denen die ältesten deutschsprachigen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammen, wurde mit Illustrationen versehen. Auch bei der Federzeichnung zu Beginn der Nürnberger Handschrift handelt es sich wohl weniger um eine Illustration des Textes, die als Teil der Handschriftenausstattung geplant war, als vielmehr um ein Frontispiz, das von einer Benutzerin nachgetragen wurde.