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59.1. Historienbibel Ia

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Die seit Vollmer (1912) als Historienbibel Ia bezeichnete Textversion repräsentiert vermutlich die älteste Fassung einer deutschsprachigen Historienbibel. Sie wurde in oder um Nürnberg konzipiert und später auch in westlicher Richtung verbreitet. Der Text beschränkt sich auf alttestamentliche Berichte, die in Benutzung mehrerer weltchronistischer und biblischer Quellen miteinander kombiniert werden. Nach einem Prolog mit Engellehre ( Do gott in seiner maiestat [auch: maygen craft] …) beginnt die Historienbibel mit dem Schöpfungsbericht (In dem anfang beschuff got himel vnd erden Aber die erd waz eytel …). Im weiteren Textverlauf wird die Überlieferung relativ unfest: Manche Textbausteine wechseln die Position, der Text wird mitunter stark bearbeitet oder auszugsweise mit biblischen Texten anderer Herkunft kombiniert (mit einer Vulgata-Übersetzung in Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 179 [Nr. 6.2.2.] oder New York, Public Library, Ms. 104 [Nr. 14.0.14. und Nr. 59.1.4.], und er dient schließlich als Grundlage für weitere Historienbibelredaktionen (Ib, Ic).

Während in manchen Historienbibelversionen die Bebilderung bereits entstehungsgeschichtlich angelegt ist, scheint dies für die Redaktion Ia nicht der Fall zu sein.

Neben mehrheitlich nicht bebilderten Handschriften gibt es zunächst einzelne Kodizes mit singulären, sehr unterschiedlich motivierten Bildbeigaben. In die frühe Historienbibelhandschrift Nürnberg, Stadtbibliothek, Cent. V,2 (Nürnberg, erstes Viertel 15. Jahrhundert) klebte die Erstbesitzerin Katharina Tucher, die ihre Büchersammlung 1433 mit ins Nürnberger Dominikanerinnenkloster nahm, ein Andachtsbild ein (1r aufgeklebter Holzschnitt: Madonna im Strahlenkranz [Schreiber 1084b]; das Blatt befindet sich heute in der Graphiksammlung der Stadtbibliothek Nürnberg). Ein Wappenbild, das in besonderer Weise dynastischen Stolz ausdrückt, ließ sich Erhard Schürstab d. J. († 1461), der Erstbesitzer der Handschrift Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 45.10 Aug. 2º (Nürnberg, Mitte 15. Jahrhundert) auf das vordere Spiegelblatt malen. Es zeigt einen knienden Ritter, der Christus anbetet, darum sind acht Wappen verteilt, die laut einer Beischrift von Schürstab selbst dessen Vorväter väterlicher- und mütterlicherseits repräsentieren. Auch das Format (421 × 286 mm) und die sorgfältige Schrift heben diesen Kodex von den übrigen Handschriften der Historienbibelklasse Ia ab. Die Besitzer der ehemals in der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek aufbewahrten Bibelhandschrift Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 179, Cunrat Wälte und Ursel Ächpige, ließen ebenfalls ihr Wappen in den Band einfügen, in dem vor dem angehängten Buch Daniel (164ra–175rb) zudem die Zeichnung dreier Wappenschilde nachgetragen ist (163v); ob sich die Wappenbilder (ein kriechender König vor einer Ährengarbe, eine Narrenkappe und das Profil eines rothäutigen Kopfes mit Judenhut) auf das Buch Daniel beziehen (der kriechende König als Nebukadnezzar[?], vgl. Vollmer [1912] S. 63) bleibt unklar. Kein Streben nach bildlicher Kommentierung des Textes, sondern reines Repräsentationsbedürfnis strahlt eine weitere Handschrift der Historienbibel Ia aus (Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. 1.6.1 Aug. 2º, 1471), dessen Besitzer den Text mit Initialen in aufwändiger Deckfarbenmalerei (mit Blattgold und Rankendekor) ausstatten ließ.

Die vier Handschriften, in denen ganze Illustrationszyklen ausgeführt wurden bzw. vorgesehen waren, stehen für recht unterschiedliche Textfassungen der Historienbibel Ia, die sich nicht allein in der Platzierung der Bücher Daniel, Tobias und Hiob unterscheiden. Das aus Franken stammende Berliner Ms. germ. fol. 565 (Nr. 59.1.1.) bietet zudem sehr einzelgängerisch weite Textpartien in lateinischer Rückübersetzung, Ms. germ. fol. 1144 (Nr. 59.1.2.) folgt einer sich textlich von der fränkischen Überlieferung recht genau abgrenzenden alemannischen Redaktion, der Münchener Cgm 520 (Nr. 59.1.3.) ist textgeschichtlich überhaupt nicht näher einzuordnen (Stedje [1968] S. 99: »Der Schreiber scheint das Bedürfnis gehabt zu haben, dem Text seine persönliche Note zu geben.«), die New Yorker Handschrift (Nr. 59.1.4.) steht mit der Kompila-tion von Historienbibel und Vulgata-Übersetzung ohnehin isoliert, ebenso schließlich Pfisters Teildruck, der mit den ›Vier Historien‹ (Nr. 59.1.a.) nur einen Auszug der Historienbibel Ia bietet. Die Bildprogramme differieren in Umfang und Anspruch enorm, ein gemeinsames Bildprogramm ist nicht zu erkennen, im Gegenteil: Die Schwerpunkte der Bildauswahl sind völlig unterschiedlich.

Editionen:

Die deutschen Historienbibeln des Mittelalters nach vierzig Handschriften. Zum ersten Male herausgegeben von J. F. L. Theodor Merzdorf. 2 Bde. Stuttgart 1879 (BLV 100– 101), S. 105–592.

Bildthemenliste zu Historienbibel Ia kann über die Redaktion angefragt werden.