KdiH

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37.1.8. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 86

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 4/1

Datierung:

1461 (120v).

Lokalisierung:

Süddeutschland (Bayern).

Besitzgeschichte:

Herkunft unbekannt. Die Vermutung, die Handschrift könne aus der Bibliothek der Pfalzgräfin Margarethe von Savoyen stammen (Wegener [1927]), wird von Zimmermann (2003) nicht mehr übernommen. – 120v Eintrag von Ferdinand Glöckle (1780er Jahre – 1819), der als ›Secrétaire des langues du Nord‹ an der Bibliotheca Apostolica die deutschsprachigen Handschriften der Palatina sichtete und etliche Texte abschrieb (eine ›Edelstein‹-Abschrift von seiner Hand ist nicht bekannt).

Inhalt:
4*r Titelschrift Hie hebt sich an ein puch ysopus genannt …
1r–120v Ulrich Boner, ›Der Edelstein‹

Hs. H1 (Bestandsklasse III)

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 130 Blätter (gezählt 1*–5*, 1–120, 121*–125*; 4*–5* und 121* gehören noch zum alten Buchblock und sind bis auf 4*r unbeschrieben, die anderen Vorsatzblätter im 17. Jahrhundert ergänzt), 287 × 215 mm, 29–34 Zeilen, einspaltig, Bastarda, ein Schreiber, datiert 120v (Geendt nach ostern Im 61. iar); von diesem ebenfalls Cod. Pal. germ. 332 (Strickers ›Karl‹) und 347 (Seifrits ›Alexander‹); abgesetzte Verse, rote Überschriften, Lombarden über zwei bis vier Zeilen, Strichel der Verseingänge, Zeilenfüllsel, textgliedernde Hinweise am Rand (standardmäßig Lere des beispils).

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

107 Illustrationen vorgesehen, nur ansatzweise ausgeführt (Blattangaben siehe S. 200–205): Vorzeichnungen mit Silberstift für die ersten zehn Darstellungen. Die Funktionsbestimmung der drei unbeschriebenen Seiten zwischen Titelschrift und Textbeginn (4*v–5*v) bleibt unklar (Schreiberirrtum oder Freiräume für Text-/Bildergänzungen?).

Format und Anordnung:

Vorgesehen waren halbseitige Bilder (Grundmaß ca. 90–100 × 130 mm) jeweils zwischen Fabeltitel und Text, zusätzliche weitere Bilder im Text. Vorzeichnungen und Leerräume nehmen anfangs stets die obere Seitenhälfte ein, diese planvolle Anlage gelingt trotz gelegentlich freigelassenen Raums auf der jeweiligen Vorseite (z. B. 24r) zunehmend weniger und wird nach ca. 30 Blättern aufgegeben.

Bildaufbau und -ausführung:

Die ausgeführten Vorzeichnungen überschreiten den vorgezeichneten Schriftspiegel deutlich und weiten den Bildraum in die Randstege aus. Rahmung war offensichtlich nicht vorgesehen. Konturzeichnung v. a. der Hauptprotagonisten, die auf vorderster Bildebene agieren, stark nachkorrigiert (1r rechter Affe, 9v Löwe), ausführliche Kulissen vorgesehen, jedoch lediglich anskizziert.

Singulär die Malanweisung am Randsteg 78v zu Nr. 60 (Magen und Glieder): ein geswolner man der die hend von im reckt (vgl. aber auch den Bleistifteintrag im Bildraum 81v: szwen die kempf ein ritter ein pawr, zu Nr. 62 [Amtmann und Ritter]).

Bildthemen:

Besonderheiten sind wegen der geringen Zahl ausgeführter Zeichnungen nicht zu erkennen. Die moralisierende Fabelüberschrift wird offenbar auch als Bildtitulus aufgefaßt; denn auch die Zweit- und Drittbilder (bzw. Freiräume) zu einer Fabel haben gelegentlich Tituli, in Form eines Moralsatzes z. B. 56r zum zweiten Bild zu Nr. 47 (Löwe und Hirte): Wye man an dinst lang sol Bedencken vnd an alte trew, in Form der Nennung eines neuen Handlungssegments z. B. 66v zum dritten Bild zu Nr. 52 (Mann, Sohn und Esel): Hie wundern die leut oder 77v zum dritten Bild zu Nr. 58 (Drei Römische Witwen): Von der dritten wittiben. Zur Fabel Nr. 57 (Frau und Dieb) sind – ohne Parallele in der Überlieferung – sogar vier Bilder vorgesehen, das letzte ebenfalls mit Titulus (Frawen clag vnd weybes trew; 75r); ebenfalls ohne Parallele in der Überlieferung das dritte vorgesehene Bild zu Nr. 72 (Frau und zwei Kaufleute): 91v.

Literatur:

Bartsch (1887) S. 21; Zimmermann (2003) S. 215 f. – Wegener (1927) S. 61; Blaser (1949) S. 12, Abb. 17 (40r); Bodemann/Dicke (1988)‚ S. 431 u. ö.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 95: 9v. Ulrich Boner, ›Der Edelstein‹: Löwe und drei weitere Vierbeiner stehen um ein erlegtes Tier herum (Fabel 8. Löwenanteil).

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Abb. 95.