63.3.B. [Süddeutschland (Schwaben oder Franken?)]: o. Dr., [um 1465–70]
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 7
Erste xylographische Ausgabe.
2o, 38 Bildseiten (Tafeln): 19 Doppelblätter, einseitig mit 19 Holzstöcken bedruckt. Beim Zusammenlegen ergaben sich folglich 38 Einzelblätter, von denen 1–19 verso, 20–38 recto bedruckt waren (1v und 38r zusammen auf dem ersten Doppelblatt, 2v und 37r auf dem zweiten und so weiter). – Taf. 1, 27, 37 und 38 sind reine Textseiten (einspaltig, bis zu 39 Zeilen [Taf. 38]); Taf. 2–21 und 28–34 jeweils zwei halbseitig-querrechteckige Bildholzschnitte mit linear davon abgegrenzten Textfeldern oberhalb, Taf. 22–26, 35 und 36 nur jeweils ein hochrechteckiger Bildholzschnitt, 22–26 mit abgegrenztem Textfeld oberhalb, 35 mit abgegrenztem Textfeld unterhalb des Bildes, 36 ohne Text, dem Bezugstext auf Taf. 37–38 vorangestellt. Alle Tafeln ganzseitig linear eingefasst.
Das Blockbuch wurde bislang eher im fränkisch/nürnbergischen Raum angesiedelt (
Sowohl die Antichrist-Folge wie auch die Reihe der Fünfzehn Zeichen weichen von der handschriftlichen und der chiroxylographischen Tradition deutlich ab (siehe Bildthemenliste Einleitung der Untergruppe 63.3.). Vor allem im Antichrist ist die Folge durch Auslassung oder Zusammenführung in Text und Bild um etliche Szenen gestrafft, ferner die Episode von den Ausschweifungen der Antichrist-Anhänger nach dessen Tod umgestellt (Taf. 25; in den Handschriften vor, hier nach dessen Geleitung in die Hölle). Auf der anderen Seite sind zahlreiche Szenen narrativ eigenständig und textunabhängig ausgestaltet: Der Teufel begleitet den Antichrist z. B. in meist mehrfachen, sehr unterschiedlichen Gestaltungen satanischer Wesen – über seinem Kopf schwebend oder auf seiner Schulter hockend, als kleines kobolthaftes Wesen (Taf. 5 unten im Überschlag), als mannshohe Tiergestalt hinter seinem Rücken stehend oder auch in variablen Positionen aktiv seine Werke unterstützend. Bei der Geburt des Antichrist (Taf. 3 oben) sind irdische Entbindung (Hebamme holt das Kind aus dem Leib der Liegenden) und Seelengeburt (Teufel holt Seelenfigur aus dem Mund der Liegenden) miteinander verknüpft; zur Episode vom Erlernen der Zauberkünste ist eine Alchimistenwerkstatt dargestellt (Taf. 4 unten), usw.
Für die Fünfzehn Zeichen wird eine neue Anordnung eingeführt: Abfolge des 5. bis 15. Zeichens: 5, 6 (sonst 7) , 7 (sonst 8), 8 (sonst 6), 9 (sonst 14), 10 (sonst 9), 11 (sonst 10), 12 (sonst 11), 13 (sonst 12), 14 (sonst 13), 15. Auch die Darstellung der Zeichen neigt zur szenischen Ausgestaltung: Landschaftshintergründe mit Stadtsilhouetten vor allem zu Zeichen 1 bis 6, 10, 15; Einführung von Belehrungssituationen als Nebenszenen zu Zeichen 1 bis 5 und 7 (in den Handschriften als Zuschauer angelegte Assistenzfiguren werden hier neu interpretiert: Ein Lehrender erläutert gestisch einer oder mehreren Begleitfiguren das Geschehen, hierzu
Jüngstes Gericht (Taf. 36): Der Auferstandene mit Schwert und Lilie auf einem doppelten Regenbogen thronend, links und rechts Maria und Johannes in Anbetung, darunter links eine von Strahlen durchdrungene Gruppe Erlöster, die durch ein Wolkenband bereits mit der himmlischen Zone verbunden sind, rechts eine mit einem Strick umwundene Gruppe Verdammter, die von einem Teufel in den Höllenschlund gezogen werden.
München, Bayerische Staatsbibliothek, Xylogr. 1: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00038183-2; München, Bayerische Staatsbibliothek, Xylogr. 1 a: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00038674-8; München, Universitätsbibliothek, Cim 46: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00039972-3; München, Staatliche Graphische Sammlung, 118325-118354: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00047064-2
Das puch von dem entkrist. Faksimile-Druck nach dem Original in der Bayerischen Staatsbibliothek München (Xyl. 1). Hrsg. von
Kupferstichkabinett, Cim. 1, 2, 5, 7, 9, 10, 12. Farbmikrofiche-Edition. Einführung und Beschreibung von
Abb. 66: [Süddeutschland (Schwaben oder Franken?)]: o. Dr., [um 1465–1470]. München, Bayerische Staatsbibliothek, Xylogr. 1, Taf. 35. Posaunen des Jüngsten Gerichts: Auferstehung der Toten.