KdiH

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73.11.2. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 646

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Datierung:

1470 (140v).

Lokalisierung:

Ostschwaben (Augsburg?).

Besitzgeschichte:

Besitzeinträge des 16. Jahrhunderts auf 193v: hans danhauer, Marx schust [?], jerg wissing z sant jergin kloster, vielleicht das Augustiner-Chorherren-Stift St. Georg in Augsburg.

Inhalt:
1. 1r–140v Heinrich von St. Gallen, ›Passionstraktat‹
Eigenständige Bearbeitung (Hörner [2016a] S. 143, Hörner [2018] S. 15)
2. 140av–158r Kommuniongebete
3. 159r–182v Die sieben Bußpsalmen
4. 183r–193r Allerheiligenlitanei
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 204 Blätter (Blattverlust der beiden äußeren Blätter der ersten Lage, je ein Blatt vor 73 [in der Lage, genauer Ort nicht bestimmbar] und 90 ohne Textverlust herausgeschnitten, Reste einer Blattzählung in Rot und tintenfarben 1–6, Foliierung des 17. Jahrhunderts 1–193 mit Tinte rechts oben, durch moderne Zählung 1*, 140a, 194*–203* mit Bleistift ergänzt), 102 × 75 mm, Bastarda, eine Hand, nach Lehmann-Haupt (1929, S. 103) identisch mit Melchior Brunner, einspaltig, zwölf bis 14 Zeilen; 141v: siebenzeilige I-Initiale, 159r Raum für Initiale, rote, grüne und blaue Lombarden über eine bis drei Zeilen, Überschriften in Rot, Rubrizierung.

Schreibsprache:

ostschwäbisch.

II. Bildausstattung:

18 ganzseitige Miniaturen, mit Deckfarben koloriert, davon 17 zu Text 1 und eine zu Text 2 (140av), eine Werkstatt. 140v möglicherweise eine Illustration vorgesehen, aber nicht ausgeführt.

Format und Anordnung:

Die Miniaturen in der Größe des Schriftspiegels, mit profilierten, meist rot-grünen Rahmen (rosa-blau: 81v) in unterschiedlicher Dichte in den Text eingefügt. Den entsprechenden mit Lombarden bezeichneten Abschnitten vorangestellt (bis 51v), später in die Textstellen, teilweise in getrennte Worte (z. B. 136r, 138v), eingefügt. Über fast allen Bildern vorgängige, durch die Ausmalung überdeckte Bildanweisungen erkennbar, meist unleserlich, als Ausnahme 11v: ... maria und die frwe. Bildfolge reicht bis zum Ende des Textes, schließt die Erweiterung mit Kreuzabnahme und Grablegung ein. Der Eintrag vrstend auf 140v nach Textende, unter dem der Rest der Seite frei blieb, deutet darauf hin, dass hier eine Darstellung der Auferstehung Christi oder auch die Fortsetzung des Textes vorgesehen war.

Bildaufbau und -ausführung:

In Ausstattung und Aufbau sehr schlichte, personenarme Szenen, selten mehr als drei bis vier Figuren, als Ausnahmen inhaltlich bedingt 39v: Abendmahl und 138v: Grablegung. Auf unbewachsenem Bodenstück vor einfarbigem, überwiegend rotem oder blauem Hintergrund platziert, nur in wenigen Fällen weitere Ausstaffierung der Szenen (7v: ein Baum und ein Torbogen, 11v: Innenraum mit Himmel, 98r: Portal). Figuren mit großen Köpfen auf untersetzten Körpern, selten Weißhöhungen und dunkle Farbschattierung. Physiognomien, Faltenwurf und Schattengebung nach dem Farbauftrag mit schwarzer Feder konturiert. Lehmann-Haupt (1929) lokalisiert die Federzeichnungen aufgrund der typischen geteilten Rahmen nach Augsburg, die Abschrift ordnet er dem in Augsburg nachgewiesenen Schreiber Melchior Brunner zu, von dem ein 1459 datiertes Gebetbuch, Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. III.1.8o 6 (Nr. 43.1.6a.), stammt.

Bildthemen:

siehe Bildthementabelle in der Einleitung zur Untergruppe 73.11.

Die Darstellung 11v zeigt Christus in einer Lehrszene, den beiden nimbierten Marien in einem Innenraum gegenüber sitzend, er erhebt beide Hände in einer rhetorischen Geste, die Frauen hören mit auf der Brust zusammengelegten Händen andächtig zu, eine eher selten dargestellte Szene, hier mit einer eigenen spezifischen Ikonografie, ähnlich in diesem Punkt auch die Handschrift Zürich (Nr. 73.11.15.). Die Miniatur auf 140av, die als Eingangsillustration für den Gebetsteil zur Kommunion dient, zeigt eine Hostienspende, bei der der Priester dem knienden Gläubigen eine Hostie darreicht. Durch die einheitliche Bildausstattung wird damit neben der kontextuellen Verknüpfung auch eine visuelle Verbindung zwischen dem Passionstraktat und den Kommuniongebeten, also dem Opfertod Christi und seinem liturgischen Gedenken durch die Abendmahlsfeier, geschaffen.

Farben:

Grün, Rot, Gelb, Blau, Rosa.

Literatur:

Bartsch (1887) Nr. 302; Wegener (1927) S. 67f.; Kalning/Miller/Zimmermann (2014) S. 414–416. – Lehmann-Haupt (1929) S. 102f., 139, Nr. 11; Ruh (1953) S. 218, Nr. 96; Hörner (2016b) S. 9 (Edition: Sigle H2); Hörner (2018) S. 15.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 24: 39v. Abendmahl.

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Abb. 24.