KdiH

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73.10.8. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs 28441; Germanisches Nationalmuseum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. Hz372–Hz384; Inv.-Nr. H12, H22–H39

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Datierung:

1449 (218ra).

Besitzgeschichte:

1872 vom Germanischen Nationalmuseum von Konrad Dietrich Haßler (1803–1873), Ulm, erworben.

Inhalt:
1ra–216vb Michael de Massa, ›Vita Christi‹, deutsch
Zweite (moselfränkische) Übersetzung, 217ra–218ra Epilog, Abdruck bei Stammler (1933) S. 29
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 225 Blätter (moderne Foliierung oben rechts, Lagenfoliierung a–m), 320 × 220 mm, Textura, eine Hand, Anna Jaͤkin (218ra), Priorin des Klosters, zweispaltig, 25–29 Zeilen, rote Überschriften, zweizeilige rote Lombarden, rote Strichelung, Rubrizierung.

Schreibsprache:

schwäbisch (Kurras [1974]); ostalemannisch (Fechter [1997]).

II. Bildausstattung:

Ursprünglich 46 eingeklebte Illustrationen, davon 45 als Illustrationen zum Text sowie ein weiterer Holzschnitt, wohl ehemals im Vorderdeckel angebracht. Zwölf kolorierte Federzeichnungen noch in der Handschrift: 61va, 66va, 71va, 78rb, 82rb, 109va, 115va, 149va, 151rb, 178va, 195rb, 209rb; 13 kolorierte Federzeichnungen (Inv.-Nr. Hz372–Hz383), die aus der Handschrift ausgelöst wurden (ehemals 1ra, 12ra, 22ra, 24vb, 40vb, 44vb, 50vb, 56ra, 102vb, 113vb, 155vb, 158ra, 187ra), 18 Holzschnitte (Inv.-Nr. H12, H22–H39) ebenfalls herausgelöst (ehemals 14rb, 17ra, 29rb, 35rb, 37va, 42va, 52vb, 126vb, 141ra, 159ra, 161va, 164rb, 167ra, 174vb, 180va, 185vb, 190va, 198vb), eine, eventuell zwei Illustrationen verloren (ehemals 192vb, 203vb). Zur Verteilung der Illustrationen auf verschiedene Werkstätten siehe unten.

Format und Anordnung:

Von den ehemals 45 eingeklebten Illustrationen zum Text sind in der Handschrift nur zwölf Federzeichnungen verblieben. Aufgrund der Überschriften und der jeweils folgenden Freiräume lässt sich die Zuordnung der ausgelösten Blätter jedoch weitgehend rekonstruieren (Schmidt [2003] S. 427f., [2004] S. 257f.). Für die Konkordanz von Bildthema, Folioangabe und jetziger Inventarnummer siehe Bildthementabelle in der Einleitung zur Untergruppe 73.10. Im Unterschied zu den übrigen Handschriften der Gruppe hier der Text zweispaltig, die Illustrationen in Spaltenbreite, jeweils etwa gleichbleibende Höhe. Die Größe der Holzschnitte schwankt je nach Serie geringfügig, etwa 60–70 × 55–61 mm, einige Blätter wurden passend zurecht geschnitten und dabei vorhandene Bordüren beschnitten (z. B. Noli me tangere 190va, H33).

Bildaufbau und -ausführung:

Das Bildmaterial für die Textillustrationen stammt aus insgesamt sieben verschiedenen Folgen. Die 25 Federzeichnungen sind drei verschiedenen Händen zuzuordnen. Die in der Handschrift verbliebenen Federzeichnungen 71va, 195rb, 209rb, die sich durch weiche Linienführung, schwingende Konturen und rosige Gesichter auszeichnen, lassen sich derselben Werkstatt wie die herausgelösten Illustrationen, Hz372, Hz373 und Hz374, zuordnen. Zusammengehörig, durch etwas kantigere Konturen gekennzeichnet, sind 61va in der Handschrift und Hz375, die beide auf Pergament gemalt wurden. Die übrigen Federzeichnungen werden durch einen sicher geführten Strich mit schwarzer Tinte, knappe Schraffuren und eine geschickte Lavierung mit blassen Farbtönen charakterisiert (66va, 78rb, 82rb, 109va, 115va, 149va, 151rb, 178va sowie Hz376–Hz384).

Die Holzschnitte werden vier verschiedenen Serien zugewiesen. Serie A: ehemals 17ra, 29rb, 141ra, 159ra, 161va, 174vb, 180va, 198vb (Inv.-Nr. H22–H29). Serie B: ehemals 35rb, 37va, 42va (Inv.-Nr. H37–H39). Serie C: ehemals 14rb, 126vb, 164rb, 185vb, 190va (Inv.-Nr. H32–H36), Serie D: ehemals 52vb, 167ra (Inv.-Nr. H30, H31). Unterschiede in der Geschmeidigkeit der Linienführung, die vor allem an den Gewandfalten und der Haargestaltung auffallen. Gemeinsam ist den Darstellungen eine Konzentration auf die wenigen handelnden Figuren, die gewöhnlich nahsichtig im Vordergrund platziert werden. Während die ältere Literatur (von Heusinger [1953] S. 49–53; Körner [1979] S. 86–91) zu einer sehr frühen Datierung neigte und insbesondere den wohl vormals als Frontispiz verwendeten Holzschnitt der Verkündigung (H12) sogar an den Anfang des Jahrhunderts datieren wollte, tendiert die jüngere Forschung eher zu einer Entstehung der Bildserien um 1440 (Schmidt [2003]).

Bildthemen:

Siehe Bildthementabelle in der Einleitung zur Untergruppe 73.10. Es fehlt eine Darstellung der Bekehrung des Saulus, mit der die übrigen Handschriften der Gruppe die Bildfolge eröffnen. Die ikonografische Zuordnung von Hz379 und Hz383 und infolgedessen ihre ehemalige Platzierung in der Handschrift bleiben unklar. Hz379 zeigt den stehenden Jesus mit einer Weltkugel in der Hand, umgeben von vier knienden Personen, unter denen Moses an den Hörnern und ein Apostel an einem Nimbus zu identifizieren sind. Die Verwendung der Szene als Verklärung Christi ist denkbar, bleibt ikonografisch aber vage, da weder Elia noch der zweite Apostel ausreichend durch Attribute gekennzeichnet sind. Hz383 zeigt Christus auf einem Berg umgeben von knienden Aposteln, ikonografisch übereinstimmend mit Darstellungen der Bergpredigt, eine Verwendung der Illustration als Himmelfahrt innerhalb der Handschrift würde eine Umdeutung bedeuten. Denn gewöhnlich ist bei der Himmelfahrt Maria anwesend, auf dem Berg sind üblicherweise die Fußabdrücke Christi zu sehen, während vom entschwindenden Christus selbst nur der Saum seines Gewandes und die meist bloßen Füße gezeigt werden.

Diskrepanzen zwischen Text und Bild, die auf der Verwendung vorgefertigter Bildserien zur Illustration beruhen, werden auch an anderer Stelle offenbar. Während die Überschrift 24v den Leser auffordert, er möge nun betrachten, wie ein Engel Joseph im Schlaf anwies, bei Maria zu bleiben und sie nicht zu verstoßen, zeigt die Federzeichnung zwar den schlafenden Joseph neben der spinnenden Maria, der Engel jedoch fehlt.

Außer der Verkündigungsszene, die ehemals im Vorderdeckel des Bandes eingeklebt gewesen sein dürfte, fallen unter den Textillustrationen einige zusätzliche Szenen auf, die in den übrigen Handschriften der Gruppe nicht vorkommen: 78rb Berufung der ersten Jünger, 82rb Heilung eines Aussätzigen, 192vb Christus offenbart sich den drei Marien (verloren), 195rb Offenbarung Jesu auf dem Weg nach Emmaus, 198vb Der ungläubige Thomas. Nahezu alle Abschnitte erhielten damit eine Illustration.

Farben:

Farbgebung differiert je nach Bildserie, Gold für die Nimben in den Federzeichnungen.

Literatur:

Kurras (1974) S. 100f. – von Heusinger (1953) S. 49–53; Körner (1979) S. 89–91, Abb. 14 (H12); Geith (1990) S. 29; Vetter (1993/1994) S. 787, Abb. 10 (Hz372); Fechter (1997) S. 83–85; Geith (2000) S. 282; Schmidt (2003) S. 120–140, 426–429, Abb. 89–96, 235 (29rb, H23, 149va, H27, H39, H31, H36, H33, Hz374); Schmidt (2004) S. 255–268, Abb. 4–7 (149va, 44vb, H33, 71va); Die Anfänge der europäischen Druckgraphik (2005) Kat.-Nr. 50, S. 188–193, Abb. 50a–f (H12, H22, H23, H24, H25, 109v–110r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 19: 24vb (Hz376): Josephs Traum.

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Abb. 19.