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26A.14. Österreich: Leopold von Wien,
›Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften‹

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 3

Als Verfasser der ›Österreichischen Chronik‹, die in Prosa die sechs Weltalter bis zur Gegenwart des Autors abhandelt, gilt der Augustiner-Eremit Leopold von Wien, der als Universitätstheologe der Wiener Universität und als Hofkaplan Herzog Albrechts III. von Österreich († 1395) nachgewiesen ist. Die Grundfassung der Prosachronik entstand zwischen dem Ende der achtziger Jahre des 14. Jahrhunderts und dem Jahr 1394, war also noch zu Lebzeiten Herzog Albrechts abgeschlossen. Erst mit der Redaktion B erhält die Chronik ihre charakteristische Gestalt: Leopold setzt sie bis 1398 fort, vor allem aber erweitert er sie um die 15 fingierten Landesnamen und die Reihe der 81 Fabelfürsten, die nun den »historischen« Herrschaften der Babenberger (Herrschaft 82 Markgraf Albrecht bis 89 Herzog Friedrich II.), des Interregnums (Herrschaft 90–92) und der Habsburger (Herrschaft 93 Herzog Albrecht I. bis 95 Herzog Albrecht III.) vorangestellt werden. Die Reihe der 95 Herrschaften bildet nun das tragende Gerüst der Chronik; in der Redaktion D, zu der die meisten erhaltenen Handschriften zählen, sind denn auch die Berichte zur Kaiser- und Papstgeschichte weitgehend getilgt.

Die handschriftliche Überlieferung der Chronik hat Seemüller (1909/1974) zusammengetragen. Zu ergänzen sind inzwischen einige weitere Handschriften, darunter mit Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. ser. nov. 4212 (1. Hälfte 15. Jahrhundert) ein zweiter Textzeuge der Redaktion A, die Seemüller nur durch die ehemals als Eigentum der Grafen von Attems im Schloß Podgora, jetzt in der University of Chicago Library als MS 978/978a aufbewahrte Handschrift von 1456 belegen konnte. Beide sind nicht bebildert. Neu sind ferner:

Der überwiegende Anteil der Handschriften ist illustriert. Das die Überlieferung prägende Bildprogramm entwickelte sich – wohl ohne unmittelbares Zutun des Autors – aus der Texterweiterung um die Reihe der Fabelfürsten mit der ausführlichen Beschreibung ihrer Wappen. Es umfaßt in seinem Kernbestand die Darstellungen der 15 Landeswappen unter den Herrschaften 1 (Abraham), 19 (Nonas), 25 (Mangais), 37 (Saptan), 43 (Rettan), 44 (Manton), 50 (Rolan), 58 (Jannat), 61 (Salanata), 66 (St. Amman), 67 (Johanns), 68 (Albrecht), 74 (Ludweig), 75 (Johanns) und 87 (Leopold). In redaktionellen Bearbeitungen wurde diese Wappenreihe unterschiedlich abgewandelt und gelegentlich bis hin zur vollständigen Wiedergabe aller im Text beschriebenen Wappen entfaltet. Ergänzend traten historisierte Initialen (Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 122; Bern, Burgerbibliothek, Cod. A 45; Innsbruck, Universitätsbibliothek, Cod. 255; London, The British Library, Add. 16579; Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2844) sowie in zwei alemannischen Handschriften (Bern, Burgerbibliothek, Cod. A 45; London, The British Library, Add. 16579) ausnahmsweise Ereignisbilder hinzu.

Die Wappenbeschreibungen und -abbildungen der ›Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften‹ haben bereits seit der Mitte des 15. Jahrhunderts die Anlage von Wappenbüchern stark beeinflußt: König Friedrich III. ließ in das 1448 angelegte Österreichische Wappenbuch (Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, cod. weiß 84) die Wappen der Fabelherrschaften eintragen und als Kaiser 1453 an der Außenseite der St. Georgskirche der Burg zu Wiener Neustadt die Wappenwand anlegen, die ebenfalls vorwiegend Wappen der Fabelchronik zeigt (Seemüller [1909/1974] S. CCXIV–CCXCV; auf Reste einer Wappenbemalung auch im Innern der Kirche macht Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs. Graz–Köln 1963 [Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 19], S. 320 aufmerksam). Auch Konrad Grünenberg verwendet um 1470 in seiner Österreichischen Wappenchronik die Fabelherrschaften (Wien, Haus-, Hofund Staatsarchiv, cod. rot 1). Diese Adaptionen werden in der Stoffgruppe 133. Wappenbücher behandelt; aus der folgenden Beschreibung bebilderter Handschriften der ›Österreichischen Chronik‹ ebenfalls ausgenommen und zu den Wappenbüchern gestellt werden Mischformen des 16. Jahrhunderts, die die Wappenreihe der Chronik unabhängig vom Text oder in äußerster Reduktion desselben in eine Wappensammlung umformen oder integrieren: Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2º Cod. 263 (1512), München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 986 (16. Jahrhundert), Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Hs.hist.fol. 179 (nach 1513) und HB V 40 (Ende 16. Jahrhundert), Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 7761 (Ende 16. Jahrhundert). Wappenbuch und bebilderte (bzw. zur Bebilderung vorgesehene) Chronik zugleich bietet hingegen die bereits zwischen 1431 und 1466 angelegte Wiener Handschrift Cod. ser. nov. 3344 (Nr. 26A.14.26.). In ihr sind die freigelassenen Bildräume der Chronikabschrift nicht genutzt worden, dafür hat der Besitzer Jörg Schrat später nach anderer Vorlage eine österreichische Wappensammlung beifügen lassen.

In der Chroniküberlieferung selbst wirken die Wappenreihen noch weit ins 17. und 18. Jahrhundert nach. Diese späten Bilderhandschriften berücksichtigt der folgende Katalog nicht. Auch für Codices des 16. Jahrhunderts mußten zeitliche Obergrenzen gezogen werden: Handschriften nach 1500, deren vorgesehene Bildausstattung nicht ausgeführt wurde, bleiben gänzlich ausgeschlossen, aufgenommen sind nur Handschriften mit ausgeführten Illustrationen bis zum Stichjahr 1550 (nicht also die bebilderten Handschriften der zweiten Jahrhunderthälfte Innsbruck, Universitätsbibliothek, Cod. 905, Praha, Národní Knihovna [Bestand Stift Strahov], cod. strahov. 1319 [DF III 10], und Wien, Deutscher Orden, Zentralarchiv, Hs. 160).

Editionen:

Edition mit Literatur zu den Illustrationen: Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften. Hrsg. von Joseph Seemüller. Wien 1909 (MGH Deutsche Chroniken 6). Nachdruck 1974; hierin S. CCV–CCXIII: Die Wappenbilder.

Siehe auch:

Nr. 133. Wappenbücher