KdiH

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86.2.1. Wien, Kunsthistorisches Museum, KK 5073

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1512–1515.

Lokalisierung:

Süddeutschland.

Besitzgeschichte:

Im Auftrag Maximilians I. entstanden, im späteren 16. Jahrhundert Teil der Ambraser Sammlung. Seit 1780 zunächst in der Wiener Hofbibliothek, dann im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts mit den Beständen der Ambraser Sammlung im Unteren Belvedere verwahrt und von dort ins Kunsthistorische Museum gelangt.

Inhalt: Der Band wurde 1992 aufgelöst.
1. A–P Marx Treitzsaurwein und ein weiterer Schreiber mit Korrekturen Maximilians I., Namenslisten zum ›Freydal‹
bis 1992 den Miniaturen vorangestellt, heute getrennt aufbewahrt
2. Nr. 1–255
Miniaturen zum ›Freydal‹
3. Namensregister
ursprünglich nach den Miniaturen eingebunden, heute ebenfalls getrennt aufbewahrt
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 255 auf Trägerpapier aufgeklebte Miniaturen, heute in Passepartouts gerahmt (1992 wurde der mehrfach restaurierte Band aufgelöst, die ursprüngliche Zusammensetzung: II + 273 + I* Blätter, den Miniaturen vorgebunden war ein mit den Buchstaben A–P bezeichnetes, 14 Blätter umfassendes Namensverzeichnis, am Ende des Bands stand ein Namensregister aus dem frühen 18. Jahrhundert; die Miniaturen im 17. Jahrhundert von 1 bis 255 nummeriert und nach Ausweis der bei Miniaturen und Trägerpapier teils identischen Wasserzeichen bereits zu Lebzeiten Maximilians aufmontiert und beschriftet), 382 × 268 mm, Kanzleikursive, mindestens zwei Hände für die ein- bis dreizeiligen Namensbeischriften auf dem Trägerpapier, die teilweise in die Miniaturen hineinreichen, keine Textauszeichnungen.

Schreibsprache:

sofern aus den kurzen Texten ersichtlich, bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

255 kolorierte Federzeichnungen, Farbe teils lavierend, teils deckend aufgetragen mit Blattgold, Blattsilber sowie Gold- und Silberhöhungen (in der ursprünglichen Anordnung auf den Versoseiten des Albums, nach Nr. 173 fehlt ein Bild); mehrere Maler (Quirin von Leitner unterscheidet 26 Hände, dazu ›Freydal‹ [1880–1882] S. Vf. Anm. 5), Miniatur Nr. 116 signiert und datiert: 1515 NP.

Format und Anordnung:

Die entlang der Ränder oft eng beschnittenen, bis auf wenige Ausnahmen annähernd quadratischen Illustrationen (ca. 222 × 239 mm; einzelne Bilder hochrechteckig: ca. 252 × 206 mm, z. B. Nr. 52, 136) auf Trägerpapier geklebt und ursprünglich so gebunden, dass die Bilder auf den Versoseiten erschienen. Der überwiegende Teil der nicht beschnittenen Bilder durch schmale schwarze oder rote Linien gerahmt, breite farbige oder mit Blattgold belegte Rahmen bei 21 Illustrationen (z. B. Nr. 44, 92, 164, 195). Farbangaben für die Maler scheinen bei mehreren Bildern (z. B. Nr. 25, 62, 120, 134, 201) unter der Kolorierung durch. Über den Miniaturen Nr. 82, 88, 97, 101 und 159 am oberen Blattrand ein kleines Kreuz angebracht, es handelt sich hier um diejenigen Szenen, zu denen Albrecht Dürer zugeschriebene Holzschnitte existieren. Unter 212 der Miniaturen die Namen der Gegner Freydals als Bildbeischriften notiert. Kein Text auf den Rectoseiten.

Bildaufbau und -ausführung:

In der Regel Zweikämpfe mit einfachen Standflächen für die Figuren, nur die Turnierszenen Nr. 25, 70, 125, 150 und 173 zeigen Assistenzfiguren. Die Feste dagegen mehrfigurig, meist in aufwendiger gestalteten Innenräumen. Sichere Zeichnung mit kräftigen Konturlinien, die weitere Ausführung und Kolorierung uneinheitlich. Neben Blättern, bei denen lediglich die Figuren und Standflächen weitgehend monochrom koloriert wurden (z. B. Nr. 39, 169), stehen sorgfältig ausgeführte Miniaturen mit Gold- und Silberhöhungen sowie changierend-schillernden Farbeffekten (z. B. Nr. 52, 88, 105, 113). Bei diesen Bildern darf bezweifelt werden, dass es sich allein um Druckvorlagen handelt. Mit Hilfe der Kolorierung erzielte atmosphärische Wirkungen wie die Wiedergabe von Abendrot (z. B. Nr. 112) oder mehrfarbige, wilde Wolkenformationen, in denen sich die Wucht des Kampfgeschehens spiegelt (z. B. Nr. 93), lassen an süddeutsche Arbeiten im Umfeld Albrecht Altdorfers denken. Daneben stehen Bilder von dunklerer Farbigkeit (z. B. Nr. 29, 176) und großer Präzision in der Wiedergabe von Ornamenten sowie Details der Kleidung und Rüstung (z. B. Nr. 94, 109, 168), die an die flämisch-niederländische Miniaturmalerei erinnern. Auch hier wurden die Illustrationen – wie bei den Maximilianea immer wieder zu beobachten – also von einem Künstlerkollektiv ausgeführt. Dieser Befund deckt sich mit Maximilians 1512 an Siegmund von Dietrichstein übermittelter Nachricht, ein Großteil des ›Freydal‹ sei in Köln hergestellt worden (Text abgedruckt in: ›Freydal‹ [1880–1882] S. X), was die flämisch-niederländischen Stileinflüsse erklärt und zugleich einen Hinweis auf die Datierung der Handschrift gibt. Während die in der Literatur verbreitete Auflösung des Monogramms ›NP‹ auf Miniatur Nr. 116 als Nikolaus Pfaundler, ein in Innsbruck nachgewiesener Maler, nicht belegt ist, liefert die Datierung derselben Miniatur ins Jahr 1515 einen weiteren zeitlichen Anhaltspunkt für die Entstehung der Illustrationen.

Bildthemen:

Den 64 Turnierhöfen, die Freydal besucht, sind jeweils vier Miniaturen zugeordnet, die den Helden zunächst beim Rennen, dann beim Stechen (fehlt beim 44. Turnierhof, stattdessen leeres Blatt Nr. 173a) und in einem Fußkampf zeigen. Den Abschluss des Turniers bildet ein Fest, meist ein Maskenball (mummerey), nur der 13. Turnierhof endet mit einer Preisverteilung (Nr. 52). Bei den Festen tritt Freydal als Fackelträger auf, während er bei den Ritterspielen einer der Kombattanten ist. Der 52. Turnierhof ist durch eine Beischrift bei Bild Nr. 204 näher bestimmt: sol das perlen Rennen sein zu Augspurg. Bei den übrigen Turnierhöfen fehlen vergleichbare Angaben, obgleich die Namensbeischriften Freydals Gegner als Weggefährten Maximilians I. zu erkennen geben, die sich mit ihm im Turnier maßen (hierzu das Register der Personennamen mit biografischen Notizen in: ›Freydal‹ [1880–1882] S. LV–CIV). Eine Kontinuität der an einem Hof teilnehmenden Personen strebt der Illustrationszyklus nicht an, vorrangiges Kriterium für die Zuordnung der Bilder ist der immer gleichbleibende Turnierablauf.

Farben:

breite Palette verschiedener Blau-, Gelb-, Grün-, Rot- und Brauntöne sowie Schwarz und Weiß. Für einzelne Miniaturen auch Gold und Silber verwendet.

Literatur:

Thomas/Gamber (1976) S. 170f. – ›Freydal‹ (1880–1882) S. III–CIV; Maximilian I. 1459–1519 (1959) S. 21f., Nr. 69; Unterkircher (1983) S. 37–41, Nr. 65–70; Kunst um 1492 (1992) S. 310–313, Nr. 126 [Christian Beaufort-Spontin]; Heiliges Römisches Reich (2006) Katalog, S. 552f., Nr. VI.42 [Christian Beaufort-Spontin]; Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit (2012) S. 282–284, Nr. 72 [Stefan Krause]; Krause (2014); Krause (2019a); Krause (2019b); Krause (2019c) bes. S. 182–188; Pokorny (2019).

Abb. 25: Nr. 173. 44. Turnierhof, Rennen Freydals.

Dr. Stefan Krause, Kunsthistorisches Museum Wien, sei für wertvolle Hinweise und für die Durchsicht der Katalognummer gedankt.

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Abb. 25.