39.1.3. Gießen, Universitätsbibliothek, Hs. 996
Bearbeitet von Rainer Leng
KdiH-Band 4/2
Um 1450; Wasserzeichen Dreiberg ähnlich
Süddeutschland.
Erstbesitzer und Auftraggeber unklar; das ›Regimen‹ Glöckners liegt hier in einer Abschrift des vom Nürnberger Rat in Auftrag gegebenen Werkes einschließlich der Zeichnungen vor (zu Glöckner und zum Auftrag des Rates vgl. Die Chroniken der deutschen Städte: Nürnberg 1. Leipzig 1862, S. 445 mit Anm. 2 und Die Chroniken der deutschen Städte: Nürnberg 2. Leipzig 1864, S. 98); Besitzereintrag im vorderen Deckel 1561 Christoffen Aüer zü gehörig, darunter Besitzeintrag und Altsignatur der Senckenberg-Bibliothek (Biblioth. Senk C. 12 [=112]), am unteren Rand Vermerk Senckenbergs: Codex olim Preuschenkianus, inde Schilterianus, unde etiam sunt notae, postea emtionis jure Senckenbergianus MDCCLX, nach
1. | Goldene Bulle Karls IV. (1356) | |
2. | 18r–22r | Register des Landrechts |
3. | 23r– |
Schwäbisches Landrecht und Lehensrecht, mit Anhängen: Mainzer Landfrieden Friedrichs II. (1235), Landfriede Rudolfs I. für Franken und Rheinland (1235), Landfriede Albrechts I. (1298), Landfriede Ludwigs von Bayern (1323), Urkunde Friedrichs I. für München (1180) |
4. | 118r–127v |
Johann Glöckner, ›Regimen‹
›Item das Regimen ist der Stat geben worden von ainem erbern alten man der was von ainer Stat genant Sytaw vnd ist gelegen in Slesier land vor Symonis et Jude Apostolorum Anno domini Mo cco xliio. Das erst regimen. Ersamen herren, wie nu die new wild welt erdenken kann‹ |
129r–131v | Bildkatalog zum Regimen | |
132r–165r | Oberbayerisches Landrecht (1346) | |
166r–204r | Münchener Stadtrecht | |
205r–218v |
Handwerksordnungen (München)
›Incipiunt statuta super artes mechanicas et patent nominaliter etc. Pistores. Wann mein herren die purger mit allem fleiss darob seint gesessen, welch vorcht oder maisterschaft‹ |
Ein Blatt Pergament (1, leer) und 218 Blätter Papier (neuere Bleistiftfoliierung, ältere Tintenfoliierung noch vorhanden), 450 × 290 mm, Bastarda von einer Hand, mit Nachträgen und Kommentaren des 17. Jahrhunderts (wohl von der Hand Schilters), zweispaltig, 45–50 Zeilen, rubriziert, abwechselnd rote und blaue Lombarden, einfache Initialen mit Verschlingungen.
bairisch.
Zu den Rechtstexten insgesamt sechs aquarellierte Federzeichnungen zu den Textanfängen 3r, 23r, 89r, 135r, 170r, 205r (jeweils mit figürlichem Schmuck der folgenden ersten Initiale) aus einer unbekannten süddeutschen Werkstatt von hoher Qualität; dazu für das Kriegsregimen sechs Seiten mit Federzeichnungen 129r–131v von unkünstlerischer Hand (Schreiber?) mit Rubrizierungen.
Für das Kriegsregimen alle Zeichnungen auf eigener Seite ohne Überschrift, 129r–130v mit reicher Beschriftung in allen freien Teilen der Zeichnung, die weiteren Zeichnungen ohne Beschriftung, Größen 285 × 80 mm bis 350 × 290 mm.
129r–130v schematische Darstellungen einer Stadt bzw. eines Feldlagers und einer Schlachtordnung in Aufsicht von hoher Abstraktionskraft, jeweils mit ausführlicher Benennung der Verantwortlichen für die Viertel, weiterer Heeresämter, Waffengattungen etc.; 131rv schematische Darstellungen von Spießen, Armbrustbolzen und einer Hellebarde in einfacher seitlicher Ansicht; einfache umrißhafte Wiedergabe, bei den Stadt- und Lagerschemen aus einfachen Linien bestehend, die jedoch unter Zuhilfenahme von Zirkel und Lineal gezogen wurden; gelegentliche Verzierungen durch Kugelbänder und schriftbandartig ausgeformte Umrahmungen für Beischriften, Schattierungen durch sparsame Kreuzschraffuren; keine Kolorierung, jedoch gelegentlich mit roter Tinte (bei der Rubrizierung der Beischriften?) nachgefahrene Konturen. Das dem Nürnberger Rat als Auftragsarbeit Glöckners überstellte Original des Kriegsregimens, das der Giessener Handschrift als Vorlage diente, konnte durch Franz Fuchs (Würzburg) in der Handschrift Bibliotheca Apostolica Vaticana, Vat. Ross. 568 identifiziert werden; dort fehlen jedoch heute die zur Zeit der Niederschrift noch vorhandenen Abbildungen.
Blau, Schwarz, Rot, Gelb, Grün, Ocker; 129r–131v Bildkatalog zum Regimen nicht koloriert.
Edition:
Abb. 69: 129r. Johann Glöckner, ›Regimen‹: Schematische Darstellung einer zur Verteidigung in Viertel aufgeteilten Stadt.