KdiH

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26A.2.7. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 213

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 3

Datierung:

1479 begonnen (1r und 9r oben: 1479), 1481 abgeschlossen (Explicit 277v).

Lokalisierung:

Augsburg.

Besitzgeschichte:

Aus der Hofbibliothek: Im Vorderdeckel Exlibris IV der Hofbibliothek, darüber alte Signatur Man. script. Teutsch [St. 2 N. 1 durchgestrichen, darüber] 86; oben Hinweis auf Docen I (1809): Cod. germ. chart. cat. p. 191, sowie Signatur um 1800: No 132. Im hinteren Spiegel Verzeichnis der Illustrationen, Bleistift, 19. Jahrhundert.

Inhalt:
1. 1rv Lobgedicht auf die Stadt Augsburg
Überschrift: Dise geschrifft hernach begriffen Stat an dem perlaichturn Sant peters kyrchen hie zuͦ Augspurg mit guldyn puͦchstaben. Criste dir sey lob und er / Inn der kunigklichen Stat augspurg uil her ...–... Durch seinen namen meret / Mitt grossen freyhait wol geeret. Amen
2. 2r–277v Sigismund Meisterlin, ›Augsburger Chronik‹, deutsch
Erweiternde Bearbeitung von Konrad Bollstatter; 2r–6v Register, 9r–11v Vorrede, 13r–277v Text; Abdruck einiger von Bollstatter interpolierter Textpassagen bei Paul Joachimsohn: Zur städtischen und klösterlichen Geschichtschreibung Augsburgs im 15. Jahrhundert. Alemania 22 (1894), S. 1–159, hier S. 139–155. Wieder abgedruckt in Paul Joachimsen [d. i. Joachimsohn]: Gesammelte Aufsätze. Beiträge zu Renaissance, Humanismus und Reformation; zur Historiographie und zum deutschen Staatsgedanken. Ausgewählt und eingeleitet von Notker Hammerstein. Bd. 2. Aalen 1983, S. 463–531, hier S. 511–527
3. 277r–280r Annalistischer Nachtrag
Was manhafftiger ding beschehenn sein vom 13 c und 60 jar bis auff 15 c und 6 jar
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 280 Blätter 7r–8r, 12r leer, 315 × 215 mm, Bastarda, zwei Hände (I: 1r–277v Konrad Müller von Oettingen [25r ich Cuͦnratt Bollstatter der das puͦche geschriben hatt], II: 277v–280r Nachtragshand des 16. Jahrhunderts), Text 1 und Kapitelüberschriften karminrot, Caputzeichen, Unterstreichungen und Strichelung (1–209, 230–232) zinnoberrot; zwei- bis dreizeilige Lombarden im Register, abwechselnd blau, karminrot und grün, zum Registerbeginn zwei dreizeilige blaue Initialen mit rotem Fleuronnée; drei- bis zwölfzeilige Fleuronnée-Initialen zu den Kapitelanfängen und den Anfängen der Teile 2–5 (jeweils zwölfzeilig: 44r, 82r, 122r, 168r), Buchstabenkörper blau, karminrot oder grün, Fleuronnée karminrot und grün.

Schreibsprache:

ostschwäbisch.

II. Bildausstattung:

20 kolorierte Federzeichnungen (8v, 12v, 43v, 51v, 58r, 59v, 69v, 71r, 84r, 87v, 126v, 138v, 141v, 151r, 159v, 160v, 162v, 180v, 183r, 197r), ein Zeichner.

Zwei Deckfarbeninitialen zum Beginn der Vorrede (9r) und zu Buch 1 (13r): Hochrechteckige Kastenrahmen (9r zwölfzeilig mit Farbwechsel zwischen Grün und Rot sowie Pinsellinien in Gelb und Deckweiß; 13r 15-zeilig in Grün und Rot mit Pinselstreifen in Gelb und Sepia), punzierter Goldgrund (Blümchen und Rauten), darauf die farbigen, mit Akanthus und Rauten belegten Buchstaben (9r Blau mit Deckweißlinien, 13r Blau und Purpur, hell und dunkel, mit Deckweißlinien). Am linken Blattrand jeweils ein in Blüten- und Blattranken auslaufender Stab (13r über den gesamten unteren Rand verlängert), um die sich aus den Initialrahmen wachsende Ranken schlingen, oben über der Schrift mit dem übrigen Blattwerk unverbundene Akanthusranke, gefiederte Goldpunkte; Blattwerk in Hell- und Rotbraun, Grün, Blau, Zinnober, Purpurrosa und Deckweiß.

Format und Anordnung:

Schriftspiegelbreite, von doppelter, meist mit verschiedenen Farben (Rot, Oliv, häufig Gelb) gefüllter Federlinie gerahmte Illustrationen, entlang der Rahmenkanten schmale, Plastizität simulierende, dunklere oder hellere Pinselstreifen, auch in Deckweiß. Sieben Illustrationen ganzseitig (153–200 × 116–130 mm); 13 nur ⅔–⅘ des Schriftspiegels hoch (152–165 × 116–126 mm) mit zwei bis acht Zeilen Text darüber, 159v und 160v auf der Blattmitte mit Textzeilen darüber und darunter. Federornament entlang der Rahmenaußenkante des Dedikationsbilds 12v, das größer als die Textillustrationen ist (230 × 170 mm). Die Zeichnungen stehen stets in unmittelbarer Nähe des Beginns der jeweiligen Kapitel, die sie illustrieren, jedoch nicht wie in den übrigen Handschriften direkt an den Kapitelgrenzen, da sich der Text ohne Leerräume nach den Kapitelschlüssen fortsetzt und die Kapitel selten mit neuer Seite beginnen. Illustration 59v eingeklebt, Klebekante durch Übermalung des Randes kaschiert.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Titelminiatur 12v ist von einem olivgrünen, durch breitere Sepiastreifen plastisch erscheinenden Rahmen gefaßt, den außen ein zinnenartiges Federornament umgibt. Zentralperspektivischer Innenraum, Figuren mit runden Köpfen und eher gedrungenen Körpern. Kantige, durchgezogene Umrißlinien, Parallelstrichelung, auch Kreuzlagen in Schattenpartien; eckiger, scharfkantiger Faltenbruch, auch Hakenfalten; flächige Kolorierung ohne bemerkenswerte Hell-Dunkel-Abstufungen. Die Textillustrationen folgen in den meisten Fällen sehr eng dem ältesten Zyklus in der Stuttgarter Mülich-Handschrift HB V 52 (Nr. 26A.2.9.), dessen Bildaufbau sie jedoch durchgängig verengen: Die weiten Landschaften werden auf einen kleineren Ausschnitt zusammengezogen, der Mittelgrund der Bildszenen ist näher an den Betrachter gerückt, der Horizont höher gelegt. Architekturen und Figuren an den Bildrändern werden dabei öfter abgeschnitten, die beibehaltenen Bildteile, auch sachliche Details, Körperhaltungen oder Gewandbildungen folgen jedoch bis in Einzelheiten der Vorlage, werden aber z. T. anders kombiniert.

Im Vergleich zu den »malerischen« Illustrationen der Stuttgarter Handschrift sind die des Münchener Codex stärker auf die zeichnerische Linie bezogen, die häufig zartfarbige Kolorierung mit viel freigelassenem Papiergrund tritt eher hinter der graphischen Struktur zurück. Himmel als breiter, waagrechter, sich nach unten aufhellender Pinselstreifen, Modellierung durch schräge, mit Farbflächen übergangene Federschraffen, Bewegungen der Figuren zuweilen etwas eckig, runde Knopfaugen mit hohen Lid- und Brauenbögen, Hände mitunter etwas nachlässig gezeichnet, in manchen Illustrationen auch Unsicherheiten bei Architekturen.

Bildthemen:

Siehe Bildtabelle der Einleitung zur Untergruppe 26A.2. Der Stuttgarter Bilderzyklus ist hier um sechs Textillustrationen und (wie in der Augsburger Mülich-Handschrift 2o Cod. H. 1 [Nr. 26A.2.3.]) um eine Titelminiatur erweitert. Die zusätzlichen Textbilder sind entweder freie Bilderfindungen (so die in der Meisterlin-Ikonographie einzelgängerische, der Vorrede vorausgehende Landschaft 8v und St. Ulrichs Vision 160v), varieren bereits benutzte Bildtypen (183v ist Variation von 180v), kompilieren sie (69r) oder folgen thematisch – nicht aber kompositorisch- dem Zyklus der Augsburger Mülich-Handschrift 2o Cod H. 1 (59v entspricht Augsburg 25r); 141v ist eine Kompilation aus Stuttgart 63r und Augsburg 74v. Die Textzusätze Bollstatters sind nicht illustriert. Titelminiatur 12v: Dedikation der Chronik an Gossembrot und den Augsburger Rat mit Wappenrepräsentation: In perspektivischem Innenraum mit Holzbalkendecke und plattenbelegtem Fußboden, in der Rückwand zwei, in der rechten Wand ein Fenster mit Putzenscheibenverglasung, sitzen um einen Tisch im Bildzentrum, auf dem drei Bücher liegen, acht Ratsherren mit lebhaften Zeige- und Redegebärden; über ihren Häuptern oder seitlich zu Füßen ihre Wappen, das rechte Wappen überschneidet den Bildrahmen. Im Vordergrund links Sigismund Gossembrot (sein Wappen links hinter ihm), der mit der Rechten das vorne in der Bildmitte aufgestellte Wappenschild mit der Augsburger Stadtpir faßt, rechts kniet Sigismund Meisterlin im Mönchshabit, mit beiden Händen ein Buch überreichend (hinter ihm rechts sein Wappen). Die Ratsherrn tragen in der Mehrzahl violettgraue Gewänder und ebensolche Kopfbedeckungen, nach ihren Wappen sind sie zu identifizieren als (v.l.n.r.) Leonhard Langenmantel vom Sparren, Ulrich Rehlinger, Bartholomäus IV. Welser, Heinrich Langenmantel, Ulrich Hofmaier, Gabriel Ridler, Andreas Frickinger und Georg Nördlinger. Die Miniatur variiert den Bildtyp der Mülich-Handschrift Augsburg 2o Cod. H. 1 (Nr. 26A.2.3.): sie verkleinert das Augsburger Stadtwappen, als dessen Schildhalter nun nicht mehr alle Ratsherren fungieren, sondern das nur noch Meisterlins Mentor hält, fügt die Ratsherren Gossembrot und Welser hinzu und ersetzt Georg Strauß durch den im Jahr der Dedikation der Chronik (1457) zugunsten seines Sohnes Georg bereits ausgeschiedenen Ulrich Hofmaier.

Farben:

Gelbliches Grün, Grünoliv, stumpfes Helloliv, mattes Hellgelb, grünlicher Ocker, Rotbraun, Violettbraun, bräunliches Grau, Violettgrau, Kobaltblau, grünliches Blau, Violettblau, helles Graurosa, Orangerosa und Karminrosa in durchsichtiger Lavierung, Zinnober und Blaugrün auch deckend, Deckweiß.

Literatur:

Schneider (1970) S. 47f., Farbtafel vor S. 7 (12v). – Joachimsohn (1895) S. 84 u. Anm. 3; Lehmann-Haupt (1929) S. 39–43. 126f., Tabelle im Anhang, Abb. 62 (12v). 63 (13r). 64 (43v). 65 (51v). 66 (58r). 67 (59v). 68 (69v). 69 (71r). 70 (84r). 71 (87v). 72 (126v). 73 (138v). 74 (141v). 75 (180v). 76 (197r); Haupt (1955) S. 66f. 71. 75. 113, Abb. 35 (160v). 37 (159v). 41 (70v); Stange 8 (1957) S. 84, Abb. 174 (71r); Literatur in Bayerisch Schwaben (1979) S. 42, Abb. S. 45 (12v); Weber (1984) S. 44f.; Ott (1989) S. 79–84, Abb. 2 (51v). 5 (126v); Saurma-Jeltsch (1992/93) S. 309f.; Ott (1995) S. 84 u. Anm. 126. 92, Abb. S. 91 (71r); Ott (1997) S. 219. 223; Ott (1999) S. 218, Abb. 4 (12v).

Anmerkungen:

Zu den übrigen Bilderhandschriften aus dem Bollstatter-Umkreis s. Katalog Bd. 1, S. 257f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 75: 43v. Die Schwaben erbauen die Stadt Augsburg; im Vordergrund Höhlenwohnungen.

Abb. 80: 126v. Predigt des Hl. Lucius in Augsburg.

Abb. 93: 12v. Sigismund Meisterlin überreicht seine Chronik dem Augsburger Rat.

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Abb. 75.
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Abb. 80.
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Abb. 93.