KdiH

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26A.2.9. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB V 52

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 3

Datierung:

Geschrieben Februar bis April 1457 (24r, 32v, 37v, 87v).

Lokalisierung:

Augsburg.

Besitzgeschichte:

Aus dem Kloster Weingarten: 1r oben Monasterii Weingartensis Anno 1610, im vorderen Spiegel Weingartner Inhaltsangabe eingeklebt, auf dem Rücken Weingartner Signaturschild; im vorderen Spiegel radierte Besitzvermerke, oben Sebastian Freytanner (?).

Inhalt:
1. 1r–87v Sigismund Meisterlin, ›Augsburger Chronik‹, deutsch
2. 88r Hebräisches Alphabet in Großbuchstaben
Das send die versalles oder die rotten grossen puͦch staben die man in die spatzium macht vnd send in Eberayice oder jüdisch in anno domene 1460 iar adyes. 4. de september etc. G[eorg] A˙ W˙ I˙ B˙ m[ülich]
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 95 Blätter, 305 × 210 mm, Bastarda, eine Hand (Georg Mülich: 32v 1457 Scriptum p̄ jerorm̄ mülich Ciuis Augustensis, 87v 1457 Scriptum in augusta per jeorium muelich), einspaltig, 32 Zeilen; rote Strichelung und Unterstreichungen, rote Kapitelüberschriften, am Blattrand Kapitelzählung in roten dreizeiligen römischen Ziffern; dreizeilige, seltener zwei- und vierzeilige rote Lombarden zu den Kapitelanfängen, siebenzeilige zu den Buchanfängen 1r, 15r, 33r, 51r.

Schreibsprache:

ostschwäbisch.

II. Bildausstattung:

13 kolorierte Federzeichnungen (14v, 18r, 21r, 26v, 33r, 36r, 53r, 57v, 63r, 67r, 70v, 76r, 84r), eine Hand.

Format und Anordnung:

Sechs textbreite, querrechteckige, ca. ½ des Schriftspiegels hohe Illustrationen (53r, 57v, 63r, 67r, 76r, 84r), drei ganzseitige (18r, 26v, 70v), eine nahezu ganzseitige (14v, darüber drei Zeilen Text), drei textspiegelbreite, leicht hochrechteckige, nahezu quadratische (21r, 33r, 36r), am Kopf oder am Fuß der Seite. Bis auf 18r, 63r und 84r, wo die Zeichnungen in den auf der vorhergehenden Seite beginnenden, fortlaufenden Text des illustrierten Kapitels eingefügt sind, stehen sie stets vor dem Beginn der jeweiligen Kapitel, wobei die Kapitelüberschrift entweder unmittelbar vorausgeht oder folgt.

Bildaufbau und -ausführung:

Farbige Leistenumrahmung in stumpfem Rot, mit dunkleren bzw. weißen doppelten Pinsellinien plastisch geformt. Die Illustrationen stehen an der Grenze zwischen kolorierter Federzeichnung und Miniaturmalerei: Zwar beruht die Struktur des Bildaufbaus auf der Umrißzeichnung mit der Feder, »die mit feinem scharfem, tiefschwarzem Strich nicht nur die Figuren sicher und leicht umreißt und ebenso auch die Architektur bis ins Einzelne aufbaut, sondern eben auch die großen Züge der Landschaft [...] wiedergibt« (Lehmann-Haupt [1929] S. 67), doch ist diese zeichnerische Grundstruktur intensiv mit dem Pinsel überarbeitet worden, indem auf eine glatt aufgetragene, oft die Federzeichnung überdeckende Hauptfarbe ein fein durchgebildetes Muster aus zarten Pinselstrichen und -schraffen aufgelegt ist, das eine charakteristische Mischung aus malerischen und zeichnerischen Wirkungen ergibt. Gesichter in hellem, etwas stumpfem Rosa unterlegt, darauf Schatten in laviertem Braun, darüber Rot- und Weißhöhungen in feinen Strichelchen. Ausgesparter Papiergrund für helle Lichter selten, fast ausschließlich bei den Ritterrüstungen, die in hellerem Blau flächig angelegt und mit dunklerer Pinselstrichschraffierung übergangen sind. Bei den kugelförmigen Bäumen sind auf eine dunkelgrüne glatte Farbfläche kurze Striche, Kringel und Tupfen in dunkleren Grün- und Braun- sowie helleren Gelbtönen aufgesetzt. Lediglich in den Landschaftshintergründen eher aquarellistischer Farbauftrag.

Bis auf die wenigen Innenraumdarstellungen (67r, 84r) ist die oft figurenreiche, meist im Vordergrund spielende Handlung in einen weiten, tief nach hinten reichenden, aus erhöhter Warte – gleichsam im Panoramablick – gesehenen Landschaftsraum integriert, wobei »das unmerkliche Sichverlieren der Ebene im Horizont und der Übergang in die Atmosphäre« (Lehmann-Haupt S. 65) besonders bemerkenswert ist. Bei den figurenreichen Schlachtenszenen wird stets versucht, das Auge des Bildbetrachters über eine durch bestimmte Bewegungen oder Attribute besonders herausgehobene Person in das Bildgeschehen zu ziehen (z. B. die Amazone mit dem erhobenen Schwert 18r oder der sich auch farblich abhebende Krieger mit dem Federbusch und dem beidhändig gefaßten Schwert 70v) Wie die flüssige, räumlich ausgewogene, oft durch aufeinander zustrebende Figurenmassen organisierte Struktur des Bildganzen sind auch die Einzelfiguren in vielfältigen, oft heftig bewegten, aber nie manirierten, sondern organisch entwickelten Körperhaltungen dargestellt, in eher weichen, gleitenden statt scharfwinklig gebrochenen, harten Bewegungen. Trotz der Einbindung in größere Figurengruppen und ihres dadurch bedingten eher kleinen Formats sind die Handlungspersonen sehr plastisch gestaltet und haben »eine greifbar körperliche Existenz« (Lehmann-Haupt S. 70).

Lehmann-Haupt, S. 66, erwägt, vor allem für die Landschaftsgestaltung, niederländischen Einfluß, speziell den von Jacques Darets, einem Schüler des Meisters von Flémalle. Ohne Zweifel gehört die Bilderfolge zum Innovativsten in der Illustration deutschsprachiger Handschriften der Jahrhundertmitte und »kann sicherlich als eines der bedeutendsten Dokumente der deutschen Landschaftsmalerei des XV. Jahrhunderts gelten« (Brandt [1912] S. 203).

Bildthemen:

Siehe Bildtabelle der Einleitung zur Untergruppe 26A.2. Gänzlich unillustriert ist Buch 1, vier Illustrationen zu Buch 2, zwei zu Buch 3, dichtere Illustrationsfolge von sieben Zeichnungen zum 4. Buch. Der Zyklus bildet den Ausgangspunkt für die gesamten Bilderfolgen der übrigen durchillustrierten Handschriften einschließlich des Drucks von Melchior Ramminger 1522 (26A.2.b.) und der davon abhängigen Augsburger Handschrift 2o Cod. Aug. 66 (Nr. 26A.2.2.).

Farben:

Deckend und lavierend aufgetragene Ausmischungen von Hellblau, Stahlblau, Blauviolett, Hellrotviolett, Hellgrün, bläulichem Dunkelgrün, Hellbraun, dunklem Violettbraun, Braungrau, Hellgrau, Gelbbraun, Ziegelrot, mattdunklem Karminrot, stumpfem Orangerosa, Gelb, Deckweiß; vorwiegend kühle, grün-bläuliche Farbstellungen.

Literatur:

Irtenkauf/Krekler (1975) S. 59f. – Kautzsch (1894) S. 55; Zemp (1899) S. 63; Bredt (1900) S. 34–36, Taf. III (14v). IV (18r). V oben (33r). V unten (36r). VI (70v); Brandt (1912) S. 203f.; Lehmann-Haupt (1929) S. 35f. 38f. 41f. 64–71. 209f., Tabelle im Anhang, Abb. 24 (18r). 25 oben (84r). 25 unten (53r); Augusta 955–1955 (1955) Taf. 37 Abb. 2 (18r), Steingräber (1955) S. 174; Haupt (1955) S. 70. 74f. 113, Abb. 36 (67r). 39 (70v); Stange 8 (1957) S. 83, Abb. 173 (14v); Literatur in Bayerisch Schwaben (1979) S. 42, Abb. S. 47 (70v); Weber (1984) S. 59 u. Anm. 76, Abb. 105–117 (alle Illustrationen); Ott (1989) S. 79–84, Abb. 1 (18v). 4 (53r); Ott (1995) S. 92. 111, Abb. S. 90 (26v); Ott (1997) S. 219. 225, Abb. 15 (70v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 79: 53r. Predigt des Hl. Lucius in Augsburg.

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Abb. 79.