103a.1.4. Freiburg i. Br., Universitätsbibliothek, Hs. 458
Bearbeitet von Marco Heiles
KdiH-Band 10
Um 1490–1493, ab Bl. 349 um 1505–1509 (Wasserzeichen).
Alemannisch-fränkisches Übergangsgebiet (?).
Nach
1r Besitzeintrag [...]s Crusius Molendinus Hennenbergiacu[s] [...]e Christiana 1594 (nach
Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 11.4.16. Siehe auch Nr. 103a.4.4.
4. | 119r–137rb | Johannes Hartlieb, ›Mondwahrsagebuch‹ |
7. | 221r–236r | ›Das heilige Almadel‹, siehe Nr. 103a.4.4. |
8. | 300r–301r | Onomatomantie: ›Sphaera Phythagorae‹, deutsch (›Spera de vita et morte‹, deutsch) |
Papier, IV + 363 + IV Blätter (am Ende beiliegend: drei Papierfragmente und zwei Pergamentstreifen aus Einbandmakulatur; Bl. 347–348 verbunden, gehört hinter Bl. 340), 200 × 140 mm, Bastarda, eine Haupthand, außer 58v–70r (Textura, Kalender, lateinisch), zahlreiche Nachträge (überwiegend von der Haupthand), auch interlineaer und marginal, 25–34 Zeilen, ein- und zweispaltig, rote Überschriften, Strichelung, Lombarden, Unterstreichungen, im Kalender auf 59r auch eine blau-rote KL-Lombarde.
uneinheitliche Grafien, tendiert zum Schreibgebrauch des alemannisch-fränkischen Übergangsgebietes (
Insgesamt 118 kolorierte Federzeichnungen, davon 28 zu Text 4 (120r–134r), eine zu Text 7 (221r) und eine zu Text 8 (300r). Zeichnungen von verschiedenen Händen. Die plumpen Zeichnungen zu den Texten 1, 3, 5 und 7 stammen möglicherweise vom Schreiber. Die Zeichnungen zu Text 2, 4, 6, 8 und 9 sowie die Darstellungen der vier Winde an den Horoskopschemata auf 111r und 143r setzen sich davon qualitativ deutlich ab. In der Art der Personendarstellung (Gesichter, Gewänder, Schattenwurf, Hintergründe) sind zwischen den Darstellungen der Texte 2, 4 und 6 aber klare Unterschiede zu erkennen.
Im vorderen Spiegel Astrolab mit drehbarer Scheibe, ferner zahlreiche Diagramme: computistische Tabellen (1r, 1v, 58r, 70v–74r), Klammer-Diagramm zur Humoralpathologie (2v), onomatomantische Sphären/Rotae (4v, 23r, 23v, 46v, 120v, 306r, 306v, 308r, 324v), kosmologisch-astrologische Sphären/Rotae (7v, 11v), Darstellungen der Mondphasen (21r–22v), Kalendertafeln (58v–70r), Horoskopschemata mit Darstellung der vier Winde (82r, 111r, 143r, 176r), computistische Rota (82r), onomatomantische Tabellen (307v, 309v), Horoskopschemata (346r, 363v), astrologische Tabelle (loses Bl. 1).
Text 4: Mondstationensöhne, 28 halbseitige Darstellungen, auf 120r auf der unteren Blatthälfte unterhalb einer onomatomantischen Rota, ansonsten auf der oberen Blatthälfte. Sie zeigen Männer im Lendenschurz frontal zum Betrachter auf grünen Bodenstücken stehend, 122r nach links gehend, mit schulterlangem Haar und zumeist mit Bart. Die Körper sind leicht schraffiert, das Haar ist braun. Die Körperregionen, an denen die Mondstationenkinder laut Text zeichen (Narben, Male) tragen, sind durch rote Striche markiert. Sofern die Figuren keine Gegenstände in den Händen halten, halten sie abwechselnd die linke oder die rechte Hand vor die Brust und die andere vor den Bauch. Dargestellt sind auch einzelne im Text genannte besondere Ereignisse im Leben der Mondstationensöhne. Der Textbezug ist dabei, wie die folgenden Beispiele zeigen, nicht in allen Fällen erkennbar: 120r Hund beißt in die linke Wade (ein hundt wirt in beissen an das schinbein), 122r Figur läuft mit geschultertem Speer nach links (Textbezug unklar: stirbt im ellend), 124v zwei Schwerter liegen rechts und links neben der Figur auf dem Boden (ist not das er sich hut vor woffen), 125r Triktrakspiel und Würfel links neben der Figur, Spielkarten in der linken Hand (spillet gern), 125v Stab in der linken Hand, Stein auf dem Kopf, Feuer rechts neben der Figur (wirt sich verprennen mit feur … wirt vff einer walfart geworffen mit einem stein vff sein haubt), 126r in den Händen Trinkbecher und Krug (kein Textbezug). Beischriften erläutern, in welchem Bereich des Zodiak sich die Mondstation befindet. Zwischen den Beinen der Figuren steht jeweils eine arabische Ziffer von 1 bis 4. Das Bildprogramm ist eng mit dem von Text 6 (201r–220v Von den Tierkreiszeichen und ihrem Einfluss auf die Frauen) verbunden. Bei den dort als nackte Frauenfiguren dargestellten Tierkreiszeichentöchtern wurden ebenfalls die Körperregionen, die laut Text ein zeichen tragen, mit roten Strichen markiert. Auch in ihrer gleichbleibenden Körperhaltung (rechte Hand vor der Scham) ähneln sie denen der Mondstationensöhne, weitere Attribute fehlen hier allerdings. Trotz ähnlicher Körperhaltung und Proportionen sprechen Gesichtsdarstellung, Schattenwürfe und das Fehlen von Bodenstücken dafür, dass diese Zeichnungen von anderer Hand stammen.
Text 7 siehe Nr. 103a.4.4.
Text 8: Pythagoras, eine halbseitige Darstellung auf 300r. Stehende männliche Figur auf grünem Bodenstück, ohne Hintergrund. Auf den Mund der Figur zeigen drei nach oben und drei nach unten geöffnete Hörner, in die Zahlenwerte eingetragen und die von Beischriften umgeben sind. Die Figur stellt pythagoras de[n] philosophus (300v) dar. Die Zahlenwerte sind die traditionell in den kreisförmigen ›Sperae de vite et morte‹ angeordneten und ihre Beischriften geben die konkreten Prognosen. Zahlenwerte und Beischriften in den Hörnern von links nach rechts und von oben nach unten: I.: dz ist gut vnd geschicht kom gesuntheit 1, 2, 3, 7, 9, 10, II.: gut 11, 13, 14, 16, 17, 19, III.: dz ist gut vnd ein [nicht lesbar] 28, 22, 23, 25, 26, 20, IV.: zwifel. dz ist bos vnd verzucht sich alz lang alz dz gut 4, 6, 8, 12, V.: Bos vnd gar sne(?) 24, 21, 18, 15, VI.: vngluck. dz ist bos vnd ein clein harung 30, 29, 27, 5.
Text 4: Grün, Braun, Rubrikrot, blasses Rot, Text 8: Grün, Blau, Grau, Rot, blasses Rot (Inkarnat).
Abb. 42: 125v. Mondstationensohn mit Wanderstab.