103a.1.10. Tübingen, Universitätsbibliothek, Md 2
Bearbeitet von Marco Heiles
KdiH-Band 10
1470er Jahre (
Württemberg (Raum Ulm/Urach).
Der Schreiber-Kompilator der Handschrift nennt sich womöglich auf 321vb als die alten meister in der werlet vnd ich Josep auch dicke befunden habe. Dieser meister Joseph ist möglicherweise auf 75ra als Gelehrter abgebildet (siehe 103a.2.2.). Die Handschrift entstand vermutlich im Umfeld des Grafen Eberhards V. im Bart von Württemberg-Urach (1445–1496). Dafür sprechen der Einband aus der Werkstatt (1471–1496) der Kartause Güterstein, der Neumondkalender mit Angaben für die geografische Länge der Stadt Ulm (46vb) und das von einem Mondkind auf 272r getragene württembergische Wappen (vgl.
Ausführliche Beschreibungen der Handschrift siehe Nr. 11.4.43. Siehe auch Nr. 87.2.21. und Nr. 103a.2.2.
9. | 34va–41rb | Vom Mikrokosmos |
13. | 51ra–144ra | Von den zwölf Zodiakalhäusern und vom Einfluss der Tierkreiszeichen auf die Menschen (Kompilation) |
19. | 272va–274rb |
Namenmantik nach Ptolemäus und Pythagoras I; Gematrisch-onomatomantische Bestimmung des Geburtsplaneten
Inc.: PTholomeus eyn Romscher konig vnd pythagoras sin naturlicher meister (274ra) Pytagores vnd ptholomeus die zwen meister in der kunst Astronomya (274rb) Wyltu wissen vnder was der mensche gebore sy
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20. | 274va–311vb |
Geomantische Kompilation nach Ptolemäus und Pythagoras, darin: ›Spera de vita et morte‹, deutsch (287v) und Namenmantik nach Ptolemäus und Pythagoras II (293vb–294r)
Inc.: Wie man finden sol was da verloren ist (275ra) Es ist zu wissen das in den fragen der Geomancien nach dem Astrolabio zu machen sint (275vb) Des ersten male so du wircken wilt vnd du din Astrolabium nit by dir hast (277va) Dyse kunst die heist Geomancia vnd ist gemacht das sie sy eyn dritteil der künste des gestyrnes (279rb) Dye erste figure heist der weg (282ra) Nu magstu mercken von der zale der puntten (282rb) Hie nach wollen wir sagen von den huseren der 16 figuren (284ra) Nu wollen wir sagen von den 12 zeichen der huser (285ra) Mercke die gestalt der figuren vnden vnd oben (285va) Von den fragen vnd zalen der figuren (286ra) Von den gezugen vnd vßrichterynne (287va) Wyltu wissen von diser speren wie man sie brauchen sol (288ra) Dye erste figure die da komet in den 12 zeichen (292vb) BRinget er eynen steyn so gip yme 5 (293vb) Pytagores ptholomeus vnd ander meister die schribent vnd bescheident dise nachgeschriben tafel (294va) Von der geburt der menschen vnd eyn frage der geburt des lebens
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21. | 312ra–319rb, 324ra–325vb | Von den 36 Sternbildern (nach Michael Scotus) |
Papier, 325 gezählte Blätter (vor Bl. 1 fehlt eine Lage, 324 und 325 ursprünglich zwischen 316 und 317, Schluss fragmentarisch), 285 × 214 mm, Bastarda, ein Schreiber, zweispaltig, meist 30–33 Zeilen, farbige Initialen, z. T. mit andersfarbigen Füllungen, rote Überschriften, gelegentlich Caputzeichen, Strichel.
niederalemannisch mit rheinfränkischen Einflüssen.
Mehr als 165 kolorierte Federzeichnungen (Blattangaben unter Nr. 11.4.43.), davon 27 zu Text 9 (ferner Sonnen- und Mondscheibe auf 41ra und 41rb), zwölf halbseitige und zahlreiche in den Text eingestreute Illustrationen zu Text 13 (ferner vielfach geomantische Figuren, Zodiakal- und Planetensymbole sowie Mondsicheln und Sonnenscheiben in den Text eingefügt), eine kolorierte Federzeichnung zu Text 19 (273v), eine zu Text 20 (286vb) und 35 (von ursprünglich 37) zu Text 21. Zahlreiche Diagramme und Tabellen, darunter eine deutschsprachige ›Spera de vita et morte‹ mit Erläuterung (287v). Mehrere Zeichenhände einer Werkstatt, nach
Ausführliche Beschreibung zu Text 9, 13, 21 in Nr. 11.4.43., hier Ergänzungen zur mantisch-prognostischen Funktion der Texte und zum Text-Bild-Bezug. Zu Text 9, 13, 20, 21 siehe Nr. 103a.2.2.
Text 19 ist eine namenmantische Kompilation, mit der Fragen zum Ausgang von Zweikämpfen, dem Tod von Eheleuten und den Geburtsplaneten beantwortet werden können. 273v ganzseitige Darstellung von rex ptholomeus und pitagoras, die in Text 19 und 20 als Autoritäten und Erfinder dise[r] kunste (272va) genannt werden. Beide sitzen sich gegenüber, Ptolemäus mit Krone und Zepter in rotem knielangem Kleid mit Hermelinkragen auf einem Thron, Pythagoras im bodenlangen Gewand und mit Turban auf einem Holzstuhl. Pythagoras blickt in ein aufgeschlagenes Buch, das auch von Ptolemäus gehalten wird. Dieses zeigt ein Horoskopschema und ein Kreisdiagramm, die unter den Überschriften geomantia und astronomia stehen. Ptolemäus blickt in den von Sonne, Mond und Sternen bevölkerten Himmel, der von einer Gradskala umgeben ist, in der fünfmal 30 Grad abgezählt werden.
Kalenderbuch (2005) S. 5–116;
Abb. 45: 273v. Ptolemäus und Pythagoras.