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104.12. Georg Schmalzing, Deutscher Psalter

Bearbeitet von Wolfgang Augustyn

KdiH-Band 10

Georg Schmalzing, auch Schmaltzing (1491–1554), ein evangelischer Theologe, der als Prediger, Pfarrer, Lehrer und Komponist tätig war, formulierte seine Übersetzung des Psalters konsequent für die intendierte Verwendung der Psalmen als privates Gebetbuch. Alle Psalmen wurden von ihm zu Bittgebeten umgewandelt, auch die Loblieder und Weisheitslieder. Er übertrug dazu jedoch nicht Vers für Vers in Gebetsform, sondern ließ vieles weg, vor allem die im Psalter häufigen Hinweise zur Schöpfung und zur Geschichte Israels sowie die zahlreichen Schilderungen zu Feinden, ihrem Handeln und ihrer Bestrafung. Stattdessen fügte er ergänzende Formulierungen hinzu, die sein Anliegen verdeutlichen und den Benutzer des Psalters anleiten sollten, für sein persönliches Heil und für das Heil der christlichen Gemeinde zu beten und den Glauben im Sinn der Reformation zu stärken. Er deutete die Psalmen von Christus her, die Gebete zu Ps 45, 97, 98, 110 und 132 sind ganz an Christus gerichtet. Als von Luther geprägter Theologe betonte er den Gedanken der Rechtfertigung durch Glauben, nicht durch Werke (Risse [2006]; Risse [2007] Sp. 1233f.). Dem Vorwurf, die biblischen Texte auf diese Weise zu verfremden, begegnete der Theologe Caspar von Schwenckfeldt (1489–1561), der die 1527 erstmals erschienene Übersetzung Schmalzings (Zwickau: Gabriel Kantz, 1527; VD16 S 3060) wenige Jahre später bearbeitete und in der von ihm hinzugefügten Vorrede eine Begründung für dieses Verfahren lieferte. Einfachen Betern, denen der biblische Text zu anspruchsvoll sei, könne der Gebetspsalter helfen. Deshalb seien die Psalm-Gebete auch so vil müglich / dem grund der Psalmen nach / an etlichen orten reformiert (Augsburg: Alexander Weißenhorn, 1538, IIr; VD16 ZV 13941). Schmalzings Buch erschien im 16. und 17. Jahrhundert in zahlreichen Ausgaben (neben Schwenckfeldts auch in anderen Bearbeitungen) und wurde ins Dänische, Lateinische und Niederdeutsche übertragen (Risse [2007] Sp. 1238–1244). Herzog Albrecht von Preußen ließ 1531 ein illustriertes Gebetbuch für seine Frau Dorothea anfertigen, das den vollständigen Text Schmalzings enthält (Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 68.12 Aug. 8o: Gundermann [1966]).

Der Berliner Psalter Nr. 104.12.1. belegt zusammen mit Nr. 104.13.1. die in diesen beiden Beispielen noch bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts praktizierte, aufwendige Buchausstattung des Psalters als eines privaten Gebet- und Andachtsbuchs. Beide adeligen Auftraggeber distanzierten sich von der aus dem kirchlichen Stundengebet abgeleiteten Buchgattung der Stundenbücher und bevorzugten den biblischen Psaltertext. Graf Karl Wolfgang von Oettingen-Oettingen, der 1524 einen lutherischen Hofprediger berufen und 1539 die Reformation in seinem Herrschaftsgebiet eingeführt hatte, und sein Neffe, Graf Ludwig XVI. von Oettingen-Oettingen, ließen zwar ihre Psalterhandschriften von neuen, gedruckten Übersetzungen abschreiben, entschieden sich aber für repräsentative Handschriften in der Tradition spätmittelalterlichen Buchschmucks mit geistlichen Texten zum privaten Gebrauch, die spätesten und mit ihrer umfangreichen, künstlerisch anspruchsvollen Bebilderung aufwendigsten Beispiele für die lange Tradition illustrierter Handschriften des Psalters in deutscher Sprache.