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78. Lohengrin

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Der Erzählkreis um Lohengrin, den Schwanenritter, ist im deutschsprachigen Raum in mehreren literarischen Werken überliefert. Bereits im ›Parzival‹ Wolframs von Eschenbach tritt ein Schwanenritter auf, dort Loherangrin genannt (V. 824,1–826,30), ebenso wie im ›Jüngeren Titurel‹ und in der Verserzählung ›Der Schwanritter‹ Konrads von Würzburg.

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand der mit 768 Strophen umfangreichere Roman ›Lohengrin‹. Dessen Autor konnte trotz eines Akrostichons Nouhuwius (oder Nouhusius) in den Stollen der letzten Strophen (763–765) bislang nicht näher identifiziert werden, stand allerdings möglicherweise in Verbindung zu Rudolf von Habsburg und dem Augsburger Redaktor des ›Schwabenspiegels‹, worauf Textkenntnisse hinweisen. Die im Roman erwähnten historischen Ereignisse legen eine Datierung zwischen 1283, der Vereinigung der Herzogtümer Brabant und Limburg, und 1289, aufgrund der Erwähnung der Kurwürde Bayerns in Verbindung mit dem Schenkenamt, nahe.

Im Verlauf des 15. Jahrhunderts entstand außer der anonymen Heldendichtung ›Lorengel‹ (s. auch Nr. 53.0.3.) innerhalb Ulrich Füetrers ›Buch der Abenteuer‹ (Stoffgruppe 19.) eine weitere Bearbeitung des Schwanenritterstoffs.

In dem hier vorzustellenden Roman des Nouhuwius, dessen zehnzeilige Strophenform auch als ›Clingsors Schwarzer Ton‹ bezeichnet wird, treten zu Beginn zunächst Wolfram von Eschenbach und Clingsor als Kontrahenten eines ›Rätselspiels‹ auf, das bereits im ›Wartburgkrieg‹ (siehe auch Nr. 76.3.) überliefert ist. Mit Strophe 31 setzt mit der Herzogin Elsam von Brabant, die wegen eines angeblichen Heiratsversprechens von Telramunt vor dem Kaiser verklagt wird, und ihrer vergeblichen Suche nach einem Ritter, der für sie in dem angesetzten Gerichtszweikampf antritt, die Haupthandlung ein. Als ihr Hilferuf den Gral in Monsalvatsch erreicht, bricht Lohengrin, der Sohn Parzivals, zu ihrer Rettung nach Brabant auf; dabei zieht ein Schwan sein Schiff. Nach einem Sieg im Zweikampf willigt Lohengrin in eine Eheschließung mit Elsam ein, sofern sie gelobt, sich an ein – nicht näher erläutertes – Gebot zu halten. In der Folge bewährt sich Lohengrin als Kämpfer gegen die Heiden, zunächst an der Seite König Heinrichs I. gegen die Ungarn, anschließend gegen die Sarazenen in einem Heer vereinigter christlicher Könige und Fürsten. Mit König Heinrich zieht er sodann nach Rom, um ihn zur Kaiserkrönung zu begleiten, bevor er nach Köln zurückkehrt. Als seine Gattin Elsam in Folge einer Verdächtigung durch die Gräfin von Kleve das Gebot bricht und ihren Mann nach seinem Namen fragt, muss Lohengrin sie verlassen und nach Monsalvatsch zurückkehren. Vor seiner Abreise mit dem wiedererschienenen Schwan offenbart Lohengrin seiner Familie seine Herkunft als Gesandter des Grals.

Die schriftliche Überlieferung des ›Lohengrin‹ beschränkt sich auf ein frühes Fragment und drei vollständige Handschriften, von denen zwei in sehr unterschiedlicher Weise mit bildlichem Buchschmuck versehen wurden.

Im frühesten vollständig erhaltenen Manuskript aus dem 2. Viertel des 14. Jahrhunderts (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 364, Nr. 78.0.2.) haben zwei spätere Benutzer nacheinander ein leeres Blatt zwischen den beiden in dem Band enthaltenen Romanen ›Parzival‹ und ›Lohengrin‹ genutzt, um die beiden Protagonisten in schlichten unkolorierten Federzeichnungen darzustellen. Hingegen wurde die jüngste der Abschriften, der ebenfalls in Heidelberg verwahrte Cod. Pal. germ. 345 (Nr. 78.0.1.), mit einem umfangreichen Illustrationszyklus aus 99 kolorierten Federzeichnungen ausgestattet. Der Codex, der außer dem ›Lohengrin‹ auch ›Friedrich von Schwaben‹ enthält (ausführlich unter Nr. 41.0.1. beschrieben), gehört zu einer Gruppe von Handschriften, die für Margarethe von Savoyen und ihren Mann Ulrich V. von Württemberg in der Werkstatt Ludwig Henfflins angefertigt wurden und sich nun sämtlich in Heidelberg befinden. Mit Ausnahme einer dreibändigen Bibel (Cod. Pal. germ. 16–18, Nr. 14.0.5.) handelt es sich dabei um spätmittelalterliche Literatur wie die Versepen ›Sigenot‹ (Cod. Pal. germ. 67, Nr. 29.5.2.), die ›Heidin‹ (Cod. Pal. germ. 353, Nr. 50.0.1.), die Prosaromane ›Pontus und Sidonia‹ (Cod. Pal. germ. 142, Stoffgruppe 102.) und Elisabeths von Nassau-Saarbrücken ›Herpin‹ (Cod. Pal. germ. 152, Nr. 55.0.2.) oder auch erbauliche Literatur wie das Streitgedicht ›Der Ackermann aus Böhmen‹ des Johannes von Tepl (Cod. Pal. germ. 76, Nr. 1.0.1.).

Weitere Illustrationen zum Schwanenritter sind für die deutschsprachige Literatur nicht bekannt. Von den beiden Abschriften des ›Lorengel‹ könnte allenfalls die Wiener Handschrift, Cod. 15478, eine unter dem Namen ›Linhart Scheubels Heldenbuch‹ bekannte Sammlung von Heldenepen, ehemals ein Titelbild zu dem Werk enthalten haben (Nr. 53.0.3.).

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