KdiH

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78.0.1. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 345

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Datierung:

Um 1475.

Lokalisierung:

Stuttgart (Werkstatt Ludwig Henfflins).

Besitzgeschichte:

Im Auftrag Margarethes von Savoyen (1420–1479), seit 1453 verheiratet mit Ulrich V. von Württemberg, entstanden, über ihren Sohn Philipp (1448–1508) in die Heidelberger Bibliothek gekommen.

Ausführliche Beschreibung siehe Nr. 41.0.1.

Inhalt:
1. 1r–181v ›Lohengrin‹
Hs. B
2. 182r–379v ›Friedrich von Schwaben‹
Hs. H
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 388 Blätter, 292 × 202 mm, Bastarda, 1r–181v eine Hand, aber nicht jene von Text 2, einspaltig, 25–26 Zeilen, im ›Lohengrin‹ die Verse nicht abgesetzt, die Strophen mit zwei- bis dreizeiligen Initialen abgesetzt, nur unter dem ersten Bild (8r) eine fünfzeilige Initiale, rote Überschriften zu den Bildern, Rubrizierung der Versanfänge.

Schreibsprache:

bairisch mit mitteldeutschen und wenigen alemannischen und schwäbischen Formen (Miller/Zimmermann [2007] S. 180).

II. Bildausstattung:

99 kolorierte Federzeichnungen zu ›Lohengrin‹. Zeichner A der Henfflin Werkstatt. Zu den 109 Illustrationen zu ›Friedrich von Schwaben‹ siehe Nr. 41.0.1.

Format und Anordnung:

Die 99 Illustrationen begleiten den Text vom Beginn der Haupthandlung (8r) in enger Folge, so dass im Schnitt spätestens auf jeder zweiten Doppelseite ein Bild zu sehen ist. Wie im anschließenden Roman ›Friedrich von Schwaben‹ entspricht die Bildgröße in der Breite ungefähr dem Schriftspiegel (116–120 mm). Durch das Hochformat (135–160 mm) unterscheidet sich die Konzeption aber erheblich, da die Bilder hier meist die Hälfte bis zu zwei Dritteln des Schriftspiegels einnehmen. Sämtliche Illustrationen sind von einer roten Rahmenleiste von knapp 5 mm Breite eingefasst.

Bildaufbau und -ausführung:

Die auf einem gleichbleibend hohen Niveau sorgfältig ausgeführten Szenen spielen gleichermaßen in Innen- wie Außenräumen, deren Abwechslungsreichtum und Differenziertheit jedoch unterschiedlich ausfällt. Während sich die Innenräume durch eine große Variation an Raumkonstruktionen und Perspektiven auszeichnen, ist bei den Außenräumen, bei denen gewöhnlich nur ein Grasstreifen als Handlungsbühne dient, eine schematische Handhabung zu beobachten. Die Landschaftsgestaltung bleibt vergleichsweise rudimentär und beschränkt sich auf die Ergänzung einer Stadtsilhouette auf oder hinter der hochgelegenen Horizontlinie (z. B. 70r, 71v, 101r). Ausnahmen dabei bilden vor allem die Szenen, bei denen landschaftliche Gegebenheiten für den erzählerischen Kontext bedeutsam sind, wie etwa bei der Begrüßung Lohengrins vor dem Stadttor (18v), beim Einzug in eine Stadt (z. B. Mainz 97r oder Rom 145r) oder der Flucht der Heiden ins Meer (z. B. 70r, 140r). Hingegen fällt bei der Gestaltung der Zeltlager wiederum eine schematische Wiederholung auf, die runden Zelte aus weißer Leinwand zeigen durchweg entweder ein rotes oder blaues Muster, eine Ausnahme bietet hier allein ein aufwendiges Zweimasterzelt (147r).

Für den Himmel wird jeweils das Blau in feinen Strichelchen zur Horizontlinie hin weniger dicht gesetzt, um eine atmosphärische Tiefenwirkung zu erreichen. Zuweilen werden auf dem Landschaftsterrain ausgehend von der Standfläche der Figuren, also von ihren Füßen aus, schräg nach hinten rechts laufende ›Schlagschatten‹ gesetzt, indem das grüne Pigment nochmals deckend aufgetragen wurde (z. B. 18v, 54r, 71v, 74r).

Wenn dem Betrachter Innenräume präsentiert werden, ist zuweilen ein zweiter, bildimmanenter Rahmen eingefügt, indem zu beiden Seiten Marmorsäulen mit oder ohne Zwickel eingestellt werden (mit Zwickel z. B. 24v, 27r, 30r, 31v, ohne Zwickel 45r, 48r) oder ein beidseitiger Architekturrahmen, wohl als Türrahmen gemeint, zu sehen ist (z. B. 39v, 57v, 62r, 87r). Des Öfteren sind Überschneidungen mit dem Rahmen zu beobachten, bei denen die Füße über Bildraum und Rahmen in den Schriftspiegel hinausreichen (z. B. 13r, 30r, 31v, 34v, 43v) oder auch hinter dem Rahmen verschwinden (z. B. 11r, 16r).

Die Innenräume fallen durch ihre akkurate, perspektivisch korrekte Konstruktion auf, die auch bei komplexeren Raumgefügen nicht versagt (z. B. 36r), da bei Böden und Fenstergewänden die Fluchtlinien exakt eingehalten werden. Die außergewöhnliche Präzision der Architekturen, die auf Kenntnisse zentralperspektivischer Konstruktionsprinzipien schließen lässt, setzt sich in der sorgfältigen Ausstattung der Räume, zum Beispiel der Kennzeichnung verschiedener Bodenbeläge (etwa Fliesen 34v, Holzdielen 62r, Kacheln 64r oder Stein 93v) fort.

Die Szenen kommen zunächst fast völlig ohne Dekoration und Kulisse aus, um die Protagonisten als Mitglieder des höfisch gebildeten Adels zu charakterisieren. Ihr Stand wird zuvorderst durch ihr Gebaren und ihre Haltung deutlich, selbst Kleidung, die zwar elegant und modisch anmutet (für die Damen eine Hörnerhaube und hoch gegürtete Kleider, für die Herren eine kurze Schecke, auch als Mi-parti, und Schnabelschuhe), fällt nicht übermäßig luxuriös aus, denn Pelze, extravagante Kopfbedeckungen oder teure Brokate werden nicht vorgeführt.

Bildthemen:

Der Bildzyklus setzt erst bei der eigentlichen Erzählhandlung mit einem Auftritt Elsams ein (8r), zu dem vorgeschalteten ›Rätselspiel‹ wurden keine Illustrationen eingefügt. Der Bildzyklus erstreckt sich aber über das eigentliche Ende der Romanhandlung, den Abschied Lohengrins, hinaus und bezieht den historischen Abriss zur Herrscherfolge mit ein.

Mit den ersten Szenen werden die Protagonisten Elsam und Lohengrin vorgestellt, sowie das höfische Ambiente eingeführt (8r–17v). In der Folge sind vor allem diplomatische Szenen wie Begrüßung, Beratung oder Botenentsendung, höfische Vergnügungen wie gemeinsames Tafeln, Tanzen und Turnieren, aber auch, entsprechend den kriegerischen Auseinandersetzungen, zahlreiche Schlachtenszenen in unterschiedlichsten Konstellationen zu sehen. Schließlich finden sich auch eine ganze Reihe von Illustrationen zu religiösen und kirchlichen Zeremonien, die den Besuch von Messen (24v, 25v, 77v) und eine Eheschließung (161r) ebenso wie die Wahl eines Bischofs (81r, 159v) und eine Kaiserkrönung (153v) zeigen.

Dem Erzählverlauf gemäß folgt nach der Bildfolge zum Gerichtskampf zwischen Lohengrin und Friedrich von Telramunt (50r–54r) eine zweite Serie von Kampfszenen anlässlich der Schlacht König Heinrichs gegen die Ungarn (65v–71v). Der Illustrationsfolge zum zweiten großen Krieg, jenem der vereinigten christlichen Heere gegen die Sarazenen, sind entsprechend der ausführlichen Schilderung im Text noch deutlich mehr Kriegsdarstellungen gewidmet (101r–141v). Zumeist werden entscheidende Momente des Schlachtgeschehens, also der Sieg eines christlichen Kämpfers über einen hochrangigen Gegner, veranschaulicht. An einer Stelle (122v) erscheint hier Lohengrin mit dem Banner Savoyens, einem weißen Kreuz auf rotem Grund, danach führt er gewöhnlich einen weißen Schwan auf rotem Grund (z. B. 126r) und vereinzelt auch einen Schwan als Helmzier (131v, 139r). Nach dem Abschied Lohengrins von seiner Familie (167v–173r) folgen mit dem Bau des Klosters Wendhusen, einer Stiftung Kaiser Ottos I. (174r), einer Seeschlacht Ottos II. gegen die Heiden (176r) und der Blendung des Papstes (178r) drei Szenen zum chronikalischen Abschluss des Romans.

Farben:

klare Farben, Grün, Rot, Blau, Gelb und Rosa. Verwendung von Schwarz außer für die Kutte des Abtes auch vereinzelt für Stiefel, Zaumzeuge, Schwertscheiden.

Literatur:

Wegener (1927) S. 83–85; Miller/Zimmermann (2007) S. 179–181. – Mittler/Werner (1986) S. 120f. (Nr. 31); Matthews (2016) S. 149f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 136: 82v. Elsam umarmt die Kaiserin zum Abschied.

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Abb. 136.