76.3. ›Der Wartburgkrieg‹
Bearbeitet von Nicola Zotz
KdiH-Band 8
Als ›Wartburgkrieg‹ wird eine komplexe Zusammenstellung verschiedener strophischer Dichtungen bezeichnet, deren zentrale Texte um das Thema Sängerstreit kreisen. Neben den drei bedeutendsten Überlieferungszeugen, die größere Teile des Textes, wenn auch in unterschiedlicher Zusammenstellung, enthalten (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848 [Nr. 76.2.2.], Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Ms. El. f. 101 und München, Cgm 4997), sind auch etliche kürzere Textteile, zum Teil in Fragmenten, überliefert.
Nur zwei der Textzeugen sind illustriert. Im Codex Manesse (Nr. 76.2.2., Textcorpus Nr. 72) ist der Sängerwettstreit vor Elisabeth und Hermann von Thüringen dargestellt (219v). Damit schafft die Miniatur einen Bezug zu den Illustrationen der ansonsten in dieser Handschrift überlieferten Liederœuvres von einzelnen Dichtern, indem auch hier die (in diesem Fall fiktiven) Dichter der folgenden Texte zum Bildthema gemacht werden. Die Manesse-Illustration kann somit als ›Autordarstellung‹ verstanden werden. Anders verhält es sich mit der nachgetragenen Federzeichnung in einem erst kürzlich bekannt gewordenen Fragment (Nr. 76.3.1.), die zwei in der daneben stehenden Strophe genannte heldenepische Figuren zeigt und somit das Interesse am Textinhalt (nicht aber seinen Verfassern) spiegelt.