KdiH

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43.1.59. Frankfurt a. M., Universitätsbibliothek, Ms. germ. oct. 31

Bearbeitet von Regina Cermann

KdiH-Band 5

Datierung:

Ca. 1433–1437 (Wasserzeichen; Schilling [1929]: um 1420/25–40, Weimann [1980]: 2. Viertel 15. Jahrhundert).

Lokalisierung:

Südwestdeutschland: Neckarkreis, Odenwald (Mundart; Weimann [1980]: Elsaß).

Besitzgeschichte:

Auf 106r, 154v, 196v ein bzw. auf 137v zwei weltlich gekleidete männliche Adoranten (alle ohne Ähnlichkeit miteinander), auf 148v weibliche Seele, auf 195r Mönch in brauner Kutte (Franziskaner). Auf 163r wird Georg als heiliger hußherre angerufen (vgl. Nr. 43.1.53., 118r). Auf 195v wird um Ablässe gebeten, die disser heiligen kirchen verliehen sint. Ein Gebet auf 172r zum hl. Joseph könnte auf franziskanischen Einfluß hinweisen (seit 1399 bei Franziskanern verehrt, erst 1487 in das römische Brevier aufgenommen). Der größte Textblock (7v–97v) ist zudem in einer Handschrift parallel überliefert, die vermutlich aus dem Franziskanerkloster Landshut stammt (München, Universitätsbibliothek, 8o Cod. ms. 282, 4r–79r). Allein das Franziskanerkloster in Eßlingen verfügt gemäß Alemania Franciscana Antiqua (Bd. 18 [1973] S. 304–348) über Georg als Patron; von dort aus wirkte Konrad Bömlin (um 1380–1449) als Visitator der schwäbischen Kustodie und zuletzt als Leiter der Ordensprovinz Alemania superior (Ms. germ. oct. 31 ist jedoch kein Autograph Bömlins, wie ein Vergleich mit dem von ihm unterzeichneten Brief an den Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm vom 29.10.1447 erweist [Ludwigsburg, Staatsarchiv, B 509 – U 565]; Bömlins Anweisungen an die Klarissen in Oggelsbeuren aus dem Jahr 1437 wurden nochmals von einer anderen Hand ausgefertigt [Stuttgart, Hauptstaatsarchiv, B 556 f U 6, ehem. B 482a Nr. 4]). 1689/90 mit der Büchersammlung des Frankfurter Ratsherren und Schöffen Johannes Maximilian zum Jungen (1596–1649) in die Stadtbibliothek gelangt (Kupferstich-Exlibris im vorderen Innenspiegel; vgl. Hansert [2000] S. 65; Körner/Hansert [2003] S. 244–246; olim Ausstellung 38 [Innenspiegel], Msctorum 60 IV [Rückenschild]).

Inhalt: Franziskanisches (?) Andachts- und Gebetbuch

1r–6v

leer

7r

Veni sancte spiritus

7v–97v

63-teilige Gebetsbetrachtung zum Leben und Leiden Christi mit 63 Federzeichnungen. Zweigliedrig aufgebaut (auf einen Abschnitt der Heilsgeschichte folgt jeweils ein Gebet) 8r In dem funfften Buch her moyses [Dt 4,6] lesen wir daz der heilge her moyses sprach zu dem volck von Jsrahel Do er yn die gebot der alten E gabe Du solt an vnderloß gedencken vnd betrachten die gebot gottes Du siest yn dem huse uff dem felde syczen ader gande wan du slaffen gast oder uff stast vnd sie binden yn dyn hende vnd alle zijd vor oügen han …, So ist ez auch wol czymlich vnd auch billich daz eyn ieglichen cristen mensche auch flyßlich betracht vnd bedenck daz leben den tod vnd die marter vnsers herren ihesu cristi … (Einleitung entspricht Heinrich Egher von Kalkar, ›Informatio meditationis de passione domini et de profectu vitae spiritualis‹, vgl. Lindeman [1933] S. 71, Z. 5–15), 8v O lieber herre ihesu xp̄e ich bit dich daz du mir armen sunder auch wollest geben daz ich dyn gebot also halte … In den Zyklus integriert sind auf 60v–63r Gebet zu den fünf Wunden Christi, 66v–68v ›Gebet von den sieben letzten Worten Christi am Kreuz‹, 88r–89v fünf Gebete von Johann von Neumarkt zur Hl. Dreifaltigkeit (Klapper [1935] Nr. 4,1–4 und Anm. S. 60), 90v–91v fünf Grüße an Christus, 91v Mariengebet. Schluß 93r–97v Bjß [!] betrachtung des lydens vnd marter vnd vrstende ist hie geschrieben uff das kurtzest Dor vmb der du bist der yn geistlichem leben volkomen wilt werden In dem büch vnd lere Raissünge vnd materie habest dich selber wecken jn geistlicher ubünge …, 94r Gedenck daz das iar nit alle-czijt grünet … (entspricht Heinrich Egher von Kalkar, vgl. Lindeman [1933] S. 85, Z. 464–483, S. 86, Z. 500 bis S. 88, Z. 572). Zyklus parallel überliefert in München, Universitätsbibliothek, 8o Cod. ms. 282, 4r–79r (4r Hie an dy̋sem püch hebt sich an der passion der gar ganncz vnd schlechtlich nach dem text zw tewtsch gemacht ist vnd yeder arty̋ckel vnd stuck ist besunder gesetzt vnd gemacht aus der latein jn tewtsch …; mit 60 Bildanweisungen, jedoch ohne Bilder oder Leerräume), ab Gebet am Ölberg (27v Unser herre sprach zu synen Jungern stant uff vnd g[et] mit mir vnd er ging uß dem hus uber eyn wasser …, 28r O lieber herre ihū xpe ich dancken dir vnd loben dich daz du ein sollich werck woltest wercken …) auch in Nr. 43.1.55., S. 347–412, 427, 434–441, 483–488, 498–503, 578–593 und Nr. 43.1.212., 147r–204r enthalten. Zwei Abschnitte (23v–24r Palmsonntag Gedencke wie vnser herre yn reit am palmentage gen Jherusalem …, O Du aller sußester her ihesu xp̄e ich bit dich durch der selben ere willen …, 25v Letztes Abendmahl Gedenck wie gar mit grosser begerde vnser herre nam mit synen Jungern daz abent essen …, O lieber herre ich bit dich daz du mich alle tage teylhafftig machest dez selben dines wirdigen sacraments …) eingegangen in zwei andere Passionszyklen: einen zwölfteiligen (Nr. 43.1.15., 3v, 4v; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 1735, 91r, 92r) bzw. 18-teiligen (Nr. 43.1.211., 10r, 11r). Allein das Gebet zur Fußwaschung (26v O lieber herre ich bit dich dorch der grossen demütigkeit vnd liebe dor yn du dynen Jungern ir füß wüscht …) korreliert mit Heinrich Egher von Kalkar (Lindeman [1933] S. 72, Z. 38–43), wobei der von Lindeman edierte Traktat wohl nur einen Extrakt aus einem größeren Werk darstellt, da dort lediglich die Passion, aber nicht – wie in der Einleitung angekündigt – auch das Leben Jesu behandelt wird (in Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Patr. 42, 25v–52v wird der Text im übrigen für einen Kaisheimer Abt OCist in Anspruch genommen; ebenso in Ottobeuren, Stiftsbibliothek, Ms. O. 22, 73r–79r; in Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II.1.4o 3, 152v–158r wird er einem Kaisheimer Mönch zugute gehalten [1377 datiert]; vgl. Palmer [2005a] S. 249, Anm. 44). Einleitung und Schluß wurden offenbar verschiedentlich gebraucht, vgl. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. III.1.8o 3, 32v–34r und Cod. III.1.8o 19, 11v–71v; Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. quart. 90, 205r–209v, Ms. germ. oct. 31, 161r–182r und Ms. germ. oct. 282, 60r–97r; München, Staatsbibliothek, Cgm 480, 16v–18r; Stuttgart, Landesbibliothek, Cod. Bibl. 2o 35, 91ra–96rb; Wien, Nationalbibliothek, Cod. 3009, 145r–162v

7v

Federzeichnung: Moses übergibt dem Volk Israhel die Gesetzestafeln

9r

Federzeichnung: Verkündigung, nach Holzschnitt Schreiber 38a (TIB Bd. 161, Nr. 38-1)

10r

Federzeichnung: Geburt Christi, nach Holzschnitt Schreiber 69 bzw. 67 (TIB Bd. 161, Nr. 69 [s. Nr. 43.1.149.] bzw. 67)

11r

Federzeichnung: Beschneidung

12r

Federzeichnung: Anbetung der Hl. Drei Könige

13r

Federzeichnung: Taufe Christi

14r

Federzeichnung: Darbringung im Tempel

15r

Federzeichnung: Flucht nach Ägypten

16r

Federzeichnung: Zwölfjähriger Christus im Tempel

17r

Federzeichnung: Hochzeit zu Kana

18r

Federzeichnung: Verklärung Christi

19r

Federzeichnung: Versuchung Christi

20r

Federzeichnung: Auferweckung des Lazarus

21r

Federzeichnung: Versuchte Steinigung Jesu (Io 8,45–59)

22r

Federzeichnung: Hoherpriester, umringt von Juden (Tötungsbeschluß des Hohen Rates)

23r

Federzeichnung: Palmsonntag

24r

Federzeichnung: Maria Magdalena salbt Christus die Füße

25r

Federzeichnung: Letztes Abendmahl

26r

Federzeichnung: Fußwaschung

27r

Federzeichnung: Gebet am Ölberg

28v

Federzeichnung: Zweites Gebet am Ölberg

30v

Federzeichnung: Drittes Gebet am Ölberg. Christus in Todesängsten am Boden liegend

32r

Federzeichnung: Zurückweichen der Häscher, als sich Jesus zu erkennen gibt (Io 18,4–6)

33r

Federzeichnung: Judaskuß. Gefangennahme

34v

Federzeichnung: Judaskuß. Christus setzt Malchus das von Petrus abgeschlagene Ohr an

36r

Federzeichnung: Christus vor Annas

37v

Federzeichnung: Verleugnung Petri, vgl. die Holzschnitte in Nr. 43.1.100. (Schreiber 247), Nr. 43.1.142.Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. I.3.8o 5 (Schreiber 247a); Washington, National Gallery of Art, Rosenwald Collection, B-3025 (Field [1965] Nr. 43) sowie die Miniaturen in Nr. 43.1.89., 63r und Nr. 43.1.148., 66v

39v

Federzeichnung: Christus vor Kaiphas

41r

Federzeichnung: Verspottung Christi

42r

Federzeichnung: Christus vor Pilatus

43r

Federzeichnung: Pilatus befragt vor dem Haus die Juden, welcher Sache sie Christus beschuldigen

44r

Federzeichnung: Pilatus befragt Christus im Haus

45r

Federzeichnung: Pilatus tritt wieder vor die Juden

46v

Federzeichnung: Christus im weißen Spottgewand vor Herodes

47v

Federzeichnung: Pilatus tritt erneut vor die Juden

48v

Federzeichnung: Geißelung mit vier Schergen

49v

Federzeichnung: Dornenkrönung

50v

Federzeichnung: Ecce homo

51v

Federzeichnung: Unterredung zwischen Pilatus und Christus

52v

Federzeichnung: Pilatus tritt vor die Juden

54r

Federzeichnung: Handwaschung des Pilatus

55r

Federzeichnung: Verurteilung

56r

Federzeichnung: Entkleidung

57v

Federzeichnung: Kreuztragung

58v

Federzeichnung: Christus in der Rast. Vorbereitung zur Kreuzigung

59v

Federzeichnung: Entkleidung

63v

Federzeichnung: Kreuzannagelung

69r

Federzeichnung: Große Kreuzigungsszene

70v

Federzeichnung: Kleine Kreuzigung, oben Sol und Luna sowie Engel und tiergestaltiger Teufel als Symbole für Ecclesia und Synagoge, unten aus Gräbern Auferstehende

71v

Federzeichnung: Christus in der Vorhölle

73r

Federzeichnung: Schergen zerschlagen den Schächern die Beine

74v

Federzeichnung: Lanzenstich. Große Kreuzigungsszene (wie 69r: Ohnmacht Mariens, Soldaten würfeln um das Gewand Christi)

76r

Federzeichnung: Kreuzabnahme

77v

Federzeichnung: Grablegung

79v

Federzeichnung: Auferstehung

81r

Federzeichnung: Engel zeigt Frauen das leere Grab

83r

Federzeichnung: Christus als Gärtner

84v

Federzeichnung: Ungläubiger Thomas

86r

Federzeichnung: Himmelfahrt Christi

87v

Federzeichnung: Pfingsten

90r

Federzeichnung: Gnadenstuhl

92r

Federzeichnung: Engel halten Monstranz mit Sakrament empor

97v

Federzeichnung: Jüngstes Gericht

98r–101r

Fünf Kommuniongebete: Gegrusset siestu ein anefangk vnsers geschopftes Gegrusßet siestu ware spiese vnsers elenden weges den wir wandern …, Gegrusßet siestu her ihesu xp̄e worer lichnam als du bist geboren von mariam der reynen maget …, Herre ihesu xp̄e Almechtiger got der du den allerheiligesten lypp enphangen hast von der reynen Jungfrauwen lypp …, ›Anima Christi‹, deutsch, Ich dancken dir vnd lobe dich herre ihesu xp̄e daz du mensch worden bist

101r

Federzeichnung: Messe, Elevation der Hostie

101v–103r

Kurze Betrachtung des Lebens und Leidens Christi O lieber herre ihesu xp̄e als du vmb erlosung der werlt von hymel her abe woltest komen vnd dich demútigen …

103v–104v

Zwei Gebete zu Christus Herre ihesu xp̄e ich armer sunder manen dich daz mir alles myn [!] lÿden zu hilffe kome vnd mych beschirme vor allem smerczen vnd angsten …, Got herre got vs got liecht vs liecht als du das menschlich geschlecht an dem galgen des heiligen cruczes von gebots wegen dines vaters geruch gewest bist zu erlosen …

104v

Federzeichnung: Schmerzensmann, umgeben von Passionswerkzeugen

105r–106r

Reuegebet Herre ich stehen vor dir als ein schuldiger mensch vor eym gewaltigen Richter … (Haimerl [1952] S. 53, Anm. 267, Nr. 3; Klapper [1935] Nr. 46)

106r

Federzeichnung: Männlicher Stifter kniet bittend vor Schmerzensmann

106v–115v

Anaphorisches Tagzeitengebet zum Leiden Christi (abgewandelte Fassung von Haimerl [1952] S. 140, Anm. 862; Klapper [1935] Nr. 103), verschränkt mit Tagzeiten zur Passion (Palmer [1995] Sp. 586, Nr. 17) Alle freude wart betrubt alle wißheit wart verraten …, Herre ihū xp̄e des lebendigen gottes sün wann du zu mettinczÿt geboren woltest werden … (s. Nr. 43.1.55., S. 203–213; Nr. 43.1.212., 48r–56r)

107v

Federzeichnung: Gefangennahme

108v

Federzeichnung: Christus vor Pilatus

110r

Federzeichnung: Geißelung (vier Schergen)

111v

Federzeichnung: Kreuzannagelung

113r

Federzeichnung: Kleine Kreuzigung

114r

Federzeichnung: Kreuzabnahme

115v–116v

Fünf Passionsgebete: Got gebe den seligen gnade Den toten barmherczigkeit …, Herre ihū xp̄e Durch die bitterkeit die du lit an dem heiligen crucz …, Herre hÿmelischer kunig vnser herre ihesus xp̄s hingk an dem crucz allein jn gehorsame sines vatters …, Herre ihesu xp̄e almechtiger got Secz hut vnd an dem Jungsten tag dyn tod din marter vnd din vrstende czwischen myn sele …, O Almechtiger vatter wir bitten dich durch die marter dines eingebornen sones …

116v–117r

Bittgebet zu Maria O Aller milteste frauwe Ich weis vnd erkenne wol das din müterlichs hercze vnd sele manigfaltiglich vorwundet was …

117r–120r

15 Ermahnungen an die Kreuzigung Christi Herre ich man dich der schame die du hettest do du nackest vor dem crucz stunde …

120r–121v

Fünf Bitten an Christus Ich bit dich lieber herre daz du an mir volbringest alles das dir an mir loblich sy …, Ich bit dich daz du schribest yn myn sele vnd yn myn kranckes hercz din heilige tieff wunden …, Ich bit dich lieber herre daz du mir gebest demütigkeit …, O herre der du bist komen durch vnsern willen uff daz erttrichwir bieten dich …, Ich bit dich lieber herre ihū xp̄e daz du mich also demutigk machest als du wart do du dich von hymel liest uff die erde …

121v–122r

Gebet gegen einen jähen Tod Herre ich wil hut an ruffen got din waren lichnam daz mir der snelle tod nymer so not thü …, Got vatter aller cristenheit lob vnd ere sie dir geseit von aller diner hant getot … (Wackernagel [1864–1877] Bd. II, S. 54, Nr. 68, Strophe 1, 2, Schluß abweichend)

122r

Federzeichnung: Grablegung Christi

122v–124r

Drei Gebete zum Antlitz Christi: Gegrusset siestu gar clares antlitz das du an dem stam des heiligen cruczes bist worden bleich …, Psalm 66, deutsch, Herre der du woltest durch flißig gebet der veronica vns beczeichenen mit dem licht dines antlicz …

124r

Federzeichnung: Veronika mit dem Schweißtuch

124v–132r

13 Kommuniongebete: Herre ihesu xp̄e des lebendigen gottes sun ein kunig über alle kunigk ein herre uber alle herren So ich vnwirdiger diner gedenck daz ich wil gan zu dem tische …, Herre ihesu xpe ich czeige dir schlege vnd wunden myner armen sele Ich entbloß vnd enteck myn sunde …, Herre ihū xp̄e gedenck dines blut faren schweiß der von diner czarten vnd edeln menscheit uff daz ertrich ran …, Gegrusset siestu gnadenriches vnd seliges heilsames opffer …, Gegrusset siestu got clares blut das von mynes [!] herzen vnd vatters sieten geflossen ist …, Gvtiger vnd milter herre xp̄e enphure von mir das ubel myner sele mit de[m] ich dich manigfaltiglich vnd großlich erczornet han …, Almechtiger vnd hymelischer vatter Ich armer sunder wil gan zu dem wirdigen Sacrament … (Klapper [1935] Nr. 55), Herre gib mir nit allein daz ich enphach das wirdige Sacrament vnsers herren ihesu xp̄i …, Herre gib mir das ich dinen heiligen lichnam also enphae das myn sele gecziret werde … (ähnlich Klapper [1935] Nr. 58), Ach du suße gottes crafft lade mich hute yn dyn hohe wirtschafft …, O lieber herre ich bin nit werdig das du yn gangest vnder myn dach …, Herre vatter almechtiger got der du mich dinen vnwirdigen diner durch din gnade durch kein myn verdynen gespyset hast …, Herre hilff mir das ich dinen heiligen lichnam alßo entphangen habe daz du siest mir ein trost … (Klapper [1935] Nr. 66)

132r

Federzeichnung: Kommunionempfang

132v–137v

Sieben Mariengebete: ›Salve regina‹, deutsch (Klapper [1935] Nr. 2,4), Herre wir biten dich daz das die aller erwerdigeste Jungfrawe maria der aller heyligesten Sele In der czÿt dines todes vnd Erwirdigens lydens das schwert das hercze durch gingk …, Sancta maria ich bit dich durch die liebe dines süns der dich also viel lip gehapt hat …, Ich bit dich muter gottes miltigkeit wol ein trost des ersamen kuniges …, Gegrußest siestu maria gnaden vol gebererin gottes Schone uber der sonnen …, Sancta maria du kunigin der hymmel du mutter vnsers heren ihū xp̄i yn dyn hendt befele ich myn sele …, Sancta maria ubertreffenliche jungfraw bit fur mich sant maria aller seligeste alles lobes aller erwerdigeste bit fur mich …

137v

Federzeichnung: Madonna, adoriert von zwei männlichen Stiftern, Madonna nach Holzschnitt Schreiber 1087 bzw. 1087a, 1089a (TIB Bd. 164, Nr. 1087, 1087-1, 1089-1)

138r–138v

›Sieben irdische Freuden Mariens‹ (Hymnus ›Gaude virgo, stella maris‹, deutsch) Frew dich stern des meres ein besunder brut vnd gemahel xp̄i wann du bist gar fruchtbar worden von der botschafft des ewigen heiles … (Darstellungs-Typus, Hilg [1992] Sp. 1160, unter VI.c), bricht nach der ersten Freude ab (Verkündigung), Fortsetzung auf 164r

138v

Federzeichnung: Verkündigung

139r–139v

leer

140r–144v

Fortsetzung von 175v, vierter bis siebter Schmerz Mariens (Gefangennahme, Kreuzigung, Kreuzabnahme, Grablegung)

140r

Federzeichnung: Zwölfjähriger Christus im Tempel

141r

Federzeichnung: Gefangennahme

142r

Federzeichnung: Kleine Kreuzigung, nach Holzschnitt Schreiber 442 (TIB Bd. 162, Nr. 442)

143r

Federzeichnung: Kreuzabnahme

144v

Federzeichnung: Grablegung

145r–152v

›Sieben himmlische Freuden Mariens‹ (Erleuchtungs-Typus; Prosa)

145v

Federzeichnung: Mondsichelmadonna

146v

Federzeichnung: Strahlenkranzmadonna, verehrt von Engeln

147v

Federzeichnung: Madonna im Wolkenkranz, adoriert von Engeln und Heiligen

148v

Federzeichnung: Maria kniet vor Schmerzensmann und bittet für eine weibliche Seele

149v

Federzeichnung: Maria kniet vor Christus als Weltenherrscher, über ihnen ein Engel

150v

Federzeichnung: Maria als Himmelskönigin wird von der Hl. Dreifaltigkeit gesegnet

152v

Federzeichnung: Maria, umgeben von Blumen

153r–163v

Heiligengebete: Engel, Schutzengel, Johannes d. T., Johannes d. Ev., Petrus und Paulus, Apostel, Evangelisten, alle Heiligen, 15 Nothelfer, Hl. Drei Könige (s. Nr. 43.1.53., 117r–118r), Georg (angerufen als heiliger hußherre; s. Nr. 43.1.53., 118r–119r), Fortsetzung auf 176r

153v

Federzeichnung: Drei Engel als Seelenwäger

154v

Federzeichnung: Gottvater weist einem männlichen Stifter Schutzengel zu

156r

Federzeichnung: Enthauptung Johannes des Täufers

157r

Federzeichnung: Johannes Ev.

158r

Federzeichnung: Petrus und Paulus

159r

Federzeichnung: 13 Apostel

160r

Federzeichnung: Vier Evangelistensymbole

161v

Federzeichnung: Sieben Heilige (darunter ein Papst und ein Kardinal)

162v

Federzeichnung: Anbetung der Hl. Drei Könige

163v

Federzeichnung: Georg als Drachentöter

164r–169v

Fortsetzung von 138v, zweite bis siebte irdische Freude Mariens (Heimsuchung, Geburt Christi, Anbetung der Hl. Drei Könige, Auferstehung, Himmelfahrt Christi, Marientod)

165r

Federzeichnung: Heimsuchung

166r

Federzeichnung: Geburt Christi

167r

Federzeichnung: Anbetung der Hl. Drei Könige

168r

Federzeichnung: Auferstehung Christi

169r

Federzeichnung: Himmelfahrt Christi

169v–171v

Sieben irdische Freuden Mariens (Verkündigung, Geburt Christi, Anbetung der Hl. Drei Könige, Heimsuchung [!], Auferstehung, Himmelfahrt Christi, Himmelfahrt Mariens; vgl. Nr. 43.1.51., 177r–179r)

171v

Federzeichnung: Marientod

172r–172v

Gebet zum hl. Joseph

172v

Federzeichnung: Joseph

173r–175v

Sieben Schmerzen Mariens mit Gebeten (Symeons Weissagung, Flucht nach Ägypten, Suche nach dem Verlorenen), bricht nach dem dritten Schmerz ab, Fortsetzung auf 140r

174r

Federzeichnung: Darbringung im Tempel

175r

Federzeichnung: Flucht nach Ägypten

176r–193v

Heiligengebete (Fortsetzung von 163v): Christophorus (s. Nr. 43.1.53., 119r–119v), Erasmus (s. Nr. 43.1.53., 119v–121r), Nikolaus (s. Nr. 43.1.53., 121r–121v), Valentin, Hubertus, Florentius von Straßburg (angerufen gegen suchen des gebruchs), Vitus, Sebastian, Antonius, Barbara (s. Nr. 43.1.53., 121v–123r), Apollonia (s. Nr. 43.1.53., 126r–127v), Katharina (s. Nr. 43.1.53., 124r–125r), Dorothea (s. Nr. 43.1.53., 125r–126r), Ottilie (s. Nr. 43.1.53., 123r–124r), Maria Magdalena (s. Nr. 43.1.53., 127v–129r), Elisabeth (s. Nr. 43.1.53., 129r–129v)

176v

Federzeichnung: Christophorus

178r

Federzeichnung: Martyrium des hl. Erasmus

179r

Federzeichnung: Bischof (Nikolaus)

180r

Federzeichnung: Bischof (Valentin)

181r

Federzeichnung: Bischof (Hubertus)

182r

Federzeichnung: Bischof, vor einem Tisch mit Salbgefäßen stehend (Florentius von Straßburg)

183r

Federzeichnung: Martyrium des hl. Vitus

184r

Federzeichnung: Martyrium des hl. Sebastian

185r

Federzeichnung: Antonius

186v

Federzeichnung: Barbara

188r

Federzeichnung: Martyrium der hl. Apollonia

189r

Federzeichnung: Katharina

190r

Federzeichnung: Dorothea

191r

Federzeichnung: Ottilie bittet für die Seele ihres Vaters

192v

Federzeichnung: Maria Magdalena

193v

Federzeichnung: Elizabeth pflegt Kranken

194r–195r

Vier Seelengebete: Herre der du vns gebotten hast vatter vnd mutter zu eren Erbarme dich gnediglichen uber myns vatter sele …, Herre der die gabe mynn vnd liebe durch dy gnade des heiligen geistes in die herczen der gleubigen vnd getruwen gegossen hast …, Herre nym gnediglich uff die gebet der heiligen cristenheit …, Got gruße uch ir cristen selen …

195r

Federzeichnung: Mönch (Franziskaner) bittet um Errettung von Seelen aus dem Höllenrachen

195v–196v

Bitte um Ablaß einer Kirche Here ich gehen in dyn hus …, Almechtiger ymmer ewiger got wann du durch das lyden vnd den tod dines eingebornen sons vnsers herren vns gleubigen barmhercziglich fursehen hast mit afflas vnd vergebung der sunde … also bitten wir dich das du vns vergebest vnd der applas die disser heiligen kirchen verliehen sint hie inczyt teilhafftig machen wollest …

196v

Federzeichnung: Männliche weltliche Stifterfigur kniet vor einer Kirche

197r–198r

Nachtrag: Mariengebet [O] gebenediete frauwe myn maria, du bist godes vnd des menschen ein Engelische Jerachia vnd bist ein Jongkfrauwe aller kuscheit …

198v–199v

leer

200r–206v

Nachtrag: Gebete zu Gott [O] Gebenedieter got Gebenediget bistu jn dyner ewigen gotheit Gebenediet bistu jn dyner vnbegreifflichen dryfaltikeyt …, Maria [O] Gebenedigte mutter aller barmherzigkeyt Gebenedigter tempel der heyligen driualtikeyt …, den Engeln bzw. zum Schutzengel [O] Heyliger Engel byß eyn huder myn vnd alle heyligen engel die mit gode syn …, Aposteln bzw. zum Eigenapostel Matthias O herre Sant Mathys heyliger appostel myn vnd alle jr heyligen apposteln die mit got syen …, gläubigen Seelen [O] Gebenedyter got Eyn vrsprung aller barmhertzigkeyt Eyn born aller gnaden …

207r–251v

leer
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 251 Blätter (Bl. 7–198 Wasserzeichen Mohrenkopf, mit einschlaufigem und geteiltem Stirnband, ohne Bindedrahtüberschneidung, Hinterhaupt durchgehend sichtbar, Piccard-online Nr. 20393: Reichelsheim, 1437; verwandte Wasserzeichen aufgeführt in WZMA unter AT4000-573_51: um 1434/1437; Bl. 1–6, 199–251 Wasserzeichen dp mit Beizeichen, Briquet Nr. 9744: Châlon-sur-Saône, 1433), moderne Bleistiftfoliierung oben rechts, 150 × 107 mm. Lagenformel: IV-26 (2 vor 6), 11 VI138, VI+1151 (+139), 2 VI175, VI-1186 (vor 187), VI198, VI-4206 (4 vor 207), VI-3215 (3 vor 207), 3 VI251. Trotz alter Lagenzählung (von ij bis xvj auf 19r, 31r, 43r, 67r, 79r, 91r, 103r, 115r, 127r, 140r, 152r, 164r, 176r, 187r in schwarzer Tinte oben rechts) ist die Lagenordnung fehlerhaft: Hinter Lage 12 (Bl. 127–138) gehört inhaltlich Lage 15 (Bl. 164–175), an die sich Lage 13 (Bl. 139–151), 14 (152–163), 16 (Bl. 176–186) usw. anschließen. Haupthand: 8r–196r Kursive, einspaltig, stark schwankende Zeilenzahl: 8–25 Zeilen, rote Strichel, zwei- bis fünfzeilige rote und blaue Lombarden. Nachtragshände: I. 197r–198r Kursive, einspaltig, 25–26 Zeilen. II. 200r–206v Kursive, einspaltig, 20–21 Zeilen.

Schreibsprache:

ostalemannisch (Neckarkreis, Odenwald laut Nigel. F. Palmer [mündlich]; Weimann [1980]: elsässisch).

II. Bildausstattung:

126 Federzeichnungen (s. o.; Schilling [1929] zählt irrtümlich 127, außerdem falsche Folioangaben nach 33r: von da an verschiebt sich die Zählung jeweils um ein Blatt nach hinten). Von Schilling (1929) in den Kontext der »Elsässischen Werkstatt von 1418« gestellt, von von Heusinger (1953) Zuordnung zurückgewiesen, von Jänecke (1964) modifiziert (Vergleiche mit Colmar, Stadtbibliothek, Ms. 306; New York, Pierpont Morgan Library, Ms. 719–720 [s. Nr. 15.4.4.]; Freiburg, Universitätsbibliothek, Ms. 334 [s. Nr. 15.4.1.] durchgeführt), von Stamm (1986) Jäneckes Vergleich mit der Freiburger Bilderbibel (Nr. 15.4.1.) bestätigt (stilistische Verwandtschaft mit Meister A), der sie noch ein Fragment in London beigesellt hat (British Library, Add. 24679). – Zwei Zeichner.

Format und Anordnung:

Ganzseitige Federzeichnungen, nur gelegentlich zwei bis vier Zeilen Text über den Bildern (24r, 28v, 34v, 43r, 71v, 97v, 114r, 162v, 183r, 184r, 189r, 193v), 105–124 × 67–85 mm. Der Gebetszyklus hebt mit einer Zeichnung auf 7v an, aufgrund des längeren Einleitungstextes (8r–8v) gerät die nächste Illustration auf eine recto-Seite (9r), so daß der entsprechende Textabschnitt (9v) nicht parallel dazu gelesen werden kann. Dieser Aufbau – vorn das Bild, rückseitig der Text – wird bis 27r durchgehalten (der Text zu Palmsonntag reicht allerdings schon auf die nachstehende Bildseite hinüber [23v–24r]). Mit Beginn der Passion gerät dieses regelmäßige Schema jedoch aus den Fugen, da die Textabschnitte nun häufiger zwei, gelegentlich sogar noch mehr Seiten beanspruchen, woraus sich eine wechselnde Positionierung der Bilder ergibt. Konsequenzen zeitigt aber vor allen Dingen ein Fehler, der dem Schreiber auf 29v unterlaufen ist: Hier hätte eigentlich das Bild zum zweiten Gebet am Ölberg stehen müssen; statt dessen fuhr der Schreiber mit dem Text fort, so daß die Bilder von nun an dem Text nachgeordnet werden mußten. Dieses unorthodoxe Vorgehen wurde merkwürdigerweise bis zum Ende der Handschrift durchgehalten, also auch zu Anfang eines neuen Abschnitts nicht korrigiert (z. B. ab 98r–101r). Derselbe Fehler drohte sich nochmals auf 34v zu ereignen; hier jedoch bemerkte der Schreiber seinen Irrtum nach drei Zeilen, strich diese durch und begann auf der gegenüberliegenden Seite aufs neue. Nochmals wurde auf 155v versäumt, Platz für eine Illustration frei zu lassen: Auf das Gebet zu Johannes d. T. (155r) folgt unmittelbar dasjenige zu Johannes Ev. (155v), erst dann wurde das Martyrium von Johannes d. T. dargestellt (156r). Die Diskrepanz zwischen Text und Bild zieht sich bis 161v hin: Zum Gebet zu Petrus und Paulus (156v) erscheint Johannes Ev. (157r), zu den zwölf Aposteln (157v) Petrus und Paulus (158r), zu den vier Evangelisten (158v) 13 Apostel (159r), zu allen Heiligen (159v) die vier Evangelistensymbole (160r), zu den 14 Nothelfern (160v–161r) sieben Heilige (161v). Erst die Zeichnung auf 161v, die zugleich als Illustration für das Gebet zu allen Heiligen und zu den 14 Nothelfern herhalten kann, hebt den sich hinschleppenden Fehler auf. Beim anaphorischen Tagzeitengebet, das mit sieben Tagzeiten zur Passion verschränkt ist (106v–115v), die mit der Gefangennahme zur Matutin beginnen, blieb das letzte Gebet unillustriert (nach 115r) – vielleicht mit Absicht, weil das Gebet am Ölberg zur Komplet zwar zur Tageszeit paßt, aber der allgemeinen Chronologie entgegen steht (vgl. dagegen Nr. 43.1.72., 137v–199v, wo auf die Kreuzigung [Non] das letzte Abendmahl [Vesper] und schließlich – rekonstruierbar – das Gebet am Ölberg [Komplet] folgt). Aufgrund der falsch eingelegten Lage 15 sind drei illustrierte Texteinheiten künstlich auseinandergerissen (138r–138v, 164r–169v sieben irdische Freuden Mariens; 173r–175v, 140r–144v sieben Schmerzen Mariens; 153r–163v, 176r–193v Heiligengebete). Von der Organisation der Handschrift zeugt auf 184r unten noch die Kustode Anthonius (s. u.).

Bildaufbau und -ausführung:

Zwei Hände lassen sich unterscheiden: Deutlich hebt sich vom Gros der Zeichnungen eine Hand ab, die lediglich 22 Illustrationen übernommen hat, welche sich zu zwei Blöcken zusammenschließen, einmal zwölf (37v bis 50v), das andere Mal zehn Darstellungen (74v [partiell, s. u.] bis 90r) umfassend (nachfolgend Hand B oder zweiter Meister genannt). Die übrigen 104 Zeichnungen (7v bis 36r, 51v bis 73r, 92r bis 196v) dürften allesamt von einer Hand stammen (Hand A, erster oder Hauptmeister) – auch wenn einige darunter sind, die qualitativ arg abfallen; derartige Schwankungen könnten jedoch als Ermüdungserscheinungen zu werten sein, da sie insbesondere bei Motivwiederholungen auftreten (z. B. 138v, 140r, 162v, 166r, 167v, 174r, 175r).

Leicht auseinanderzuhalten sind beide Kräfte anhand der Art und Weise, wie sie Augen wiedergeben: Der Hauptmeister kennt nur eine stereotype Form von »klimpernden Kulleraugen«, dabei wird ein Kreis quer durchgestrichen und in die untere Hälfte ein Punkt für die Pupille gesetzt. Dagegen deutet der zweite Meister Pupille und Lid minimalistisch nur mit einem Punkt und einem Strich an, setzt darüber aber ein oder zwei weitere Striche für Braue und Stirnfalte, die beweglich über dem Auge tanzen und so vermögen, dem Gesicht einen differenzierten Ausdruck zu verleihen. Beim ersten Zeichner muß dagegen der Mund die ganze Last des Mienenspiels tragen: Als liegender Halbmond nach unten oder nach oben gerichtet, erzeugt er oft grundlos den Eindruck von Mißmut (z. B. 13r Christus bei seiner Taufe, 92r einer der Engel, die die Monstranz halten) oder deplazierter Fröhlichkeit (so bei den Soldaten, die bei der Gefangennahme Christi rücklings auf den Boden fallen und dabei töricht lachen [32r], 114r Johannes und Maria bei der Kreuzabnahme, 144r Maria bei der Grablegung, Erasmus [178r] oder Sebastian [184r], während sie ihr Martyrium erleiden). Generell geht Zeichner A seine Arbeit schwungvoll an: Mit zügigen, z. T. etwas großspurigen Strichen, die die Proportionen gelegentlich verrutschen lassen, werden von ihm Figuren auf die Seite geworfen, meist ohne sich lange mit der Draperie der Gewänder oder dem Ausdruck der Gesichter aufzuhalten. Meister B beherzigt dagegen eine kontrollierte, nicht so pauschalisierend einebnende Linienführung. Gesichter und Frisuren werden additiv aus kurzen geraden Strichen und Bögen gebildet, die individuelle Züge und seelische Empfindungen der Agierenden zum Vorschein kommen lassen.

Der Wechsel zwischen beiden Händen fällt nur einmal mit einer Lagengrenze zusammen (Bl. 90). Auf 74v spielt er sich mitten auf einer Seite ab: Hand A hat die obere Partie noch begonnen (von ihr stammen die drei Gekreuzigten und Longinus), während die untere Hälfte von Hand B vollendet wurde (berittener Hauptmann, ohnmächtige Maria, gestützt von Johannes und Maria Magdalena [?], Soldaten, die um das Gewand Christi würfeln). Beide Meister haben offenbar eng zusammengearbeitet und Zugriff auf dasselbe Vorlagenmaterial gehabt, wie Motivwiederholungen zeigen, wo mal der eine, mal der andere mehr Details aufzubieten hat (vgl. z. B. Christus vor Pilatus: 42r [B], 55r [A]; Pilatus disputiert vor dem Richthaus mit den jüdischen Anklägern: 43r, 45r, 47r [B], 52v [A]; Geißelung: 48v [B], 110r [A]; Kreuzigung: 69r [A], 74v [A und B]; Kreuzabnahme: 76r [B], 114r, 143r [A]; Grablegung: 77v [B], 122r, 144v [A]; Auferstehung: 79v [B], 168r [A]; Himmelfahrt Christi: 86r [B], 169r [A]). Zeichner B, obwohl expressiver und prägnanter, kann daher nicht als spiritus rector gelten, dessen Bildschöpfungen von Zeichner A einfach kopiert wurden; vielmehr dürften sich beide an Holzschnittmaterial orientiert haben, was einige Male – so bei der Verkündigung (9r: Schreiber 38a) und der Geburt Christi (10r: Schreiber 69 bzw. 67) – konkret noch zu belegen ist. Meister A repetierte jedoch auch öfters sich selbst: Bei Mehrfachwiederholungen konsultierte er offenbar nicht immer aufs neue die Originalversion, sondern zog die eigene Nachzeichnung zu Rate, wodurch wohl einige Nachlässigkeiten, Freiheiten und gelegentlich ein deutlicher Qualitätsverlust zu erklären sind (vgl. z. B. Verkündigung: 9r, 138v; Geburt Christi: 10r, 166r; Anbetung der Hl. Drei Könige: 12r, 162v, 167r; Darbringung im Tempel: 14r, 174r; Flucht nach Ägypten: 15r, 175r; Christus unter den Schriftgelehrten: 16r, 140r; Gebet am Ölberg: 27r, 28v; Entkleidung: 56r, 59v; Kreuzannagelung: 63v, 111v; Grablegung: 122r, 144v). Wer von beiden Zeichnern das Vorbild getreuer überliefert, ist daher kaum mehr zu entscheiden – zumal in keinem Fall die graphische Urfassung auf uns überkommen ist, denn alle hier als Vorlagen ausgemachten Holzschnitte sind später entstanden, nämlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (Schreiber 38a: um 1460; Schreiber 69: um 1450–60, Schreiber 67: um 1480–1500; Schreiber 442: um 1460–70; Schreiber 1087 und 1089a: um 1460, Schreiber 1087a: älter; vgl. Schmidt [2003] S. 63–65, 441 [vor 1457]). Holzschnittkompositionen wurden jedoch häufig jahrzehntelang reproduziert (vgl. Die Anfänge der europäischen Druckgraphik [2005] S. 50 f., 163). Das Frankfurter Gebetbuch Ms. germ. oct. 31 stellt insofern nicht nur einen frühen Beleg für die Rezeption von Druckgraphik dar, sondern vermehrt indirekt auch noch den kleinen Bestand der vor 1440 anzusetzenden Holzschnitte (vgl. Die Anfänge der europäischen Druckgraphik [2005] S. 20 f., 30, 32, Anm. 3 [»annähernd sechs Dutzend«], S. 39, 47; da Schreiber 442 zudem mit einem gedruckten »g« gekennzeichnet ist, dürfte das Blatt aus einer mindestens siebenteiligen Folge stammen).

Ein komplexer Szenenaufbau liegt bei der Verleugnung Christi (37v) vor: Während Petrus die ihn ansprechende Magd mit Gesten abwehrt, deren Aussage aber von zwei vor einem Lagerfeuer sitzenden Männern bekräftigt wird, erblickt man im Hintergrund durch ein Fenster Christus, der im Inneren des Gebäudes von einem Amtmann abgeführt wird; in einem kleinen Anbau hat sich bereits der Hahn postiert, der Petrus mit seinem Krähen alsbald an die Voraussage seines Verrats erinnern wird. Die Komposition stellt eine Variante zu den Holzschnitten Schreiber 247, 247a und [s. IX. 247b] dar, die zumeist nach Nürnberg lokalisiert werden (vgl. Field [1965] Nr. 43; Schmidt [2003] S. 417; Aderlaß und Seelentrost [2003] S. 279 f.); mit reduziertem Personal begegnet der Entwurf auch in Augsburger Miniaturenzyklen Anfang der 1460er Jahre (Nr. 43.1.89. und Nr. 43.1.148.). Die älteste Holzschnittfassung – die der hiesigen zugleich am nächsten steht – ist Teil eines Illustrationszyklus, der sich ansonsten aus Holzschnitten der Gulden puchlein-Gruppe formiert (Nr. 43.1.142., vgl. Schmidt [2003] S. 415–421: um 1450, vor 1459); innerhalb dieser äußerst populären Serie wurde die Verleugnungsszene in der Regel anders dargestellt (vgl. Schreiber 245, 245a, 246). Die auf uns gekommenen Holzschnittversionen können alle nicht das direkte Vorbild für Ms. germ. oct. 31 abgegeben haben, da dort stets nur ein Mann am Lagerfeuer hockt. Die integral in die Handlung einbezogene Architektur, die es ermöglicht, Ereignisse, die sich vor bzw. im Gebäude abspielen, synchron zu vergegenwärtigen, verbindet die Darstellung mit der Sequenz der Urteilsfindung des Pilatus, wo der römische Statthalter zwischen den vor dem Haus versammelten Juden und dem in das Innere verbrachten Christus zu vermitteln sucht (43r, 45r, 47v, 52v).

Für die Ausstattung des Frankfurter Bändchens wurde offenbar unterschiedliches Vorlagenmaterial herangezogen. Qualitativ heraus fallen die Federzeichnungen auf 19r, 32r, 46v, 83r, hinter denen schönlinige, scharf geschnittene Vorlagen zu vermuten stehen (die ersten beiden sind von Hand A, die letzten beiden von Hand B ausgeführt). Hinweise auf das kopierte Material könnten neben der Gesamtanlage in einigen Fällen womöglich Details geben, die genauer beobachtet und getreuer übertragen worden sind, wie z. B. reicher Faltenwurf (19r, 84v, 90r, 137v, 157r, 165r), Zaddeln (12r, 32r, 36r, 141r, 167r), bordiertes Gewand Christi (46v), Kastenbrust und Tonnenrock (56r, 59v, 163v), Epauletten (107v), verschiedene Hüte (41r, 42r, 108v, 178r, 184r), umgeschlagener Mantelkragen (137v), Weidenzaun (32r, 83r), schräg gestellter Thron (39v, 42r, 55r), Sitz bzw. Thron mit rundförmig vorkragender Plinthe (41r, 54r, 108v), Thronbaldachin (54r), Konche (174r), Kreuzrippengewölbe (16r). Reste von Vorzeichnungen, die etwa auf 14r, 46v und 87v zu erkennen sind, sprechen jedoch ebenso wie die endgültige Ausführung für eine recht lockere Vorgehensweise beim Umreißen und Festlegen der Szenen.

Anders als bei der »Werkstatt von 1418« und später bei Diebold Lauber, wo sich die Figuren meist ungehindert über eine Seite bzw. Doppelseite ausbreiten können, werden die Darstellungen hier regelmäßig durch einen Rahmen begrenzt. Hinzu kommt häufig eine zweite, bildinhärente Einfassung, die Panofsky ([1953] Textbd. S. 58 f.) zuerst beim Boucicaut-Meister beobachtet und als Diaphragma-Bogen beschrieben hat: Mehrfach introduzieren vorgeblendete Flachbögen o. ä. die dahinterliegende Szenerie, z. B. Flachbogen, dahinter Rippengewölbe mit Abhängling (14r Darbringung), Flachbogen auf Konsolen (101r Messe), Flachbogen auf Konsolen, dahinter Rippengewölbe mit Abhängling (25r Abendmahl, 49v Dornenkrönung), Flachbogen auf Säulen (17r Hochzeit zu Kana, 22r Bischof, umringt von Juden, 132r Kommunionempfang, 157r Johannes Ev., 185r Antonius), Flachbogen auf Säulen, dahinter Kreuzrippengewölbe (14r Darbringung), Flachbogen auf Säulen, dahinter Rippengewölbe mit Abhängling (140r zwölfjähriger Christus im Tempel), Flachbogen auf Säulen, dahinter Rippengewölbe mit Abhängling, davor Zinnenmauer (87v Pfingsten), Flachbogen auf Säulen, dahinter Kastenraum (44r Pilatus befragt Christus im Haus, 50v Ecce homo, 51v Unterredung zwischen Pilatus und Christus), Sechseck auf Pfeilern bzw. Säulen, Mittelsäule (48v und 110r Geißelung), Kastenraum (24r Maria Magdalena salbt Christus die Füße), Ringtonne auf Pfeilern (172v Joseph). Die Unselbständigkeit der beiden hier tätigen Zeichner tritt gelegentlich auch durch verwaiste Flächen im ausgeschiedenen Bildfeld zutage (z. B. auf 11r, wo ein Fünftel des Bildraums nicht ausgefüllt wurde). Indem öfters nur der Vorder-, aber nicht mehr der Hintergrund gestaltet wurde, heben sich die Protagonisten gelegentlich scherenschnittartig vom leeren Fond ab (z. B. 73r, 77v, 81r, 106r).

Die Form der Zusammenarbeit von Hand A und B – übergangsloser Arbeitswechsel, gemeinsamer Vorlagenschatz – spricht für die Annahme einer Werkstatt, auch wenn bislang kein weiteres Stück der Frankfurter Handschrift beigesellt werden kann. Die von Jänecke (1964) und Stamm (1986) konstatierte Ähnlichkeit mit der Freiburger Bilderbibel ist sehr allgemeiner Art. Beide Handschriften sind nicht nur räumlich (Elsaß: Straßburg? bzw. Neckarkreis/Odenwald: Eßlingen?) und zeitlich (um 1410 bzw. um 1433–37), sondern auch stilistisch deutlich voneinander zu trennen: Stamm (1986) sah zwar eine Verwandtschaft zu Hand A in der Freiburger Bilderbibel (Nr. 15.4.1.), die auch die Schwesterhandschrift in New York zu verantworten hat (Nr. 15.4.4.), doch zeigt der Freiburger Meister eine andere Strichführung, er ist rabiater im Duktus, arbeitet mehr mit dem Pinsel als mit der Feder, weist eine Vorliebe für Kußmünder und blutüberströmte Leiber auf – Charakteristika, die hier allesamt nicht auftreten. In kompositioneller Hinsicht besteht eine gewisse Affinität zu einigen Federzeichnungen in der Heidelberger ›Legenda aurea‹ (Cod. Pal. germ. 144, 340r Verkündigung, 343v Kreuzigung, 349r Auferstehung), die der »Werkstatt von 1418« zugerechnet wird, doch dürfte diese eher vorlagenbedingt sein.

Bildthemen:

21 Szenen werden z. T. mehrfach wiederholt, wobei sie sich motivisch meist weitgehend entsprechen: Verkündigung (9r, 138v), Geburt Christi (10r, 166r), Anbetung der Hl. Drei Könige (12r, 162v, 167r), Darbringung im Tempel (14r, 174r), Flucht nach Ägypten (15r, 175r), zwölfjähriger Christus im Tempel (16r, 140r [abweichend]), Gebet am Ölberg (27r, 28v), Gefangennahme (33r und 141r; 34v und 107v), Christus vor Pilatus bzw. Verurteilung durch Pilatus (42r, 55r, 108v [abweichend]), Urteilsfindung durch Pilatus (43r, 45r, 47v, 52v), Pilatus befragt Christus im Haus bzw. Unterredung zwischen Pilatus und Christus (44r, 51v), Geißelung (48v, 110r), Entkleidung (56r, 59v), Kreuzannagelung (63v, 111v), große Kreuzigungsszene (69r, 74v), kleine Kreuzigung (70v [abweichend], 113r, 142r), Kreuzabnahme (76r, 114r, 143r), Grablegung (77v, 122r, 144r), Auferstehung (79v, 168r), Himmelfahrt Christi (86r, 169r), Bischof (179r, 180r, 181r). Ungewöhnlich ausführlich wird das Prozeßgeschehen behandelt, und zwar nicht wie bei Jordanus von Quedlinburg (vgl. Nr. 43.1.71.), der mit Nachdruck alle Arten der grausamen Mißhandlung schildert, sondern indem eine gewissenhafte Erforschung der Sachlage durch Pilatus erfolgt, ähnlich wie sie im apokryphen Nikodemus-Evangelium vorkommt (vgl. besonders 42v–44v mit Kapitel III,1–IV,1 bei Masser/Siller [1987]). Über eine Sequenz von 13 Bildern (42r–55r) wird der Gang der Urteilsfindung nachgezeichnet; immer wieder tritt der römische Statthalter vor die einzelnen Parteien, um sie vor (43r, 45r, 47v, 52v) bzw. im Richthaus (42r, 44r, 51v) eingehend zu befragen. Undeutlich ist der inhaltliche Bezug von 92r: Das von Engeln in einer Monstranz hochgehaltene Sakrament, für das es in den dazugehörigen Texten auf 90v–91v keinen sonderlichen Anhaltspunkt gibt (auch wenn Christus u. a. als … war oppher …, … Ein war brot des lebens …, Der lone do mit der werlt irlost ist …, … Der engel spyse vnd brot … tituliert wird), könnte im Gesamtkontext des kurz vor Abschluß stehenden Zyklus das der Menschheit von Christus hinterlassene Mittel der Erlösung meinen. In München, Universitätsbibliothek, 8o Cod. ms. 282 (2. Hälfte 15. Jahrhundert), wo der Gebetszyklus zum Leben und Leiden Christi parallel überliefert ist, werden nur Anweisungen für 60 Bilder tradiert. Es fehlen dort Text und Bildrubrik vom 45.–47. und 62. Gebet (s. hier 58r–58v, 59r–59v, 60r–63v, 90v–92r), statt dessen wird ein neues zum Schmerzensmann eingeführt (nach Nr. 61, hier 88r–90r). Neun Mal sind dort zudem Bildthemen anders zugeordnet, nämlich bei Gebet 3: 6v Da sol sten kaÿser Augustus (s. hier 10r), Gebet 4: 7r Da sol sten Dÿ gepurd vnsers herren Jesu xpi Es sol auch da sten dÿe beschneydung cristi etc. (s. hier 11r), Gebet 33: 33r Da sol vnser herr noch sten jn dem recht haws (s. hier 45r), Gebet 41: 40r Da sol sten vnser herr noch gebunden vor pÿlato (s. hier 54r), Gebet 42: 41v–42r Da sol sten das pÿlatus wasser nam vnd dy juden namen vnßern herren (s. hier 55r), Gebet 48: 50r Da sol sten wÿ sÿ das krewcz auf hwben mit vnserm herren (s. hier 69r), Gebet 55: 64v Da ligt vnser herr noch jn dem grab etc. (s. hier 79v), Gebet 56: 66v Da sol sten dy vrstend als vnser herr erstanden ist (s. hier 81r), Gebet 58: 70r Da sol sten als dy dreÿ frawen mit ÿrn püchsen zw dem grab chomen vnd wolten vnßern herren gesalbt haben vnd da funden sÿ ein engel sÿczen auf dem grab etc. (s. hier 84v). Etwas unspezifisch sind z. T. die Illustrationen zu den ›Sieben himmlischen Freuden Mariens‹ (145r–152v): Auf 145v wurden wohl die Strahlen vergessen (vgl. 146v), denn Maria wird in der ersten Freude mit der Sonne verglichen, die den Himmel erleuchtet. Bei der dritten Freude (Übereinkunft Mariens mit dem göttlichen Willen) gehen Text und Bild auseinander, da Maria hier von Engeln und Heiligen adoriert wird (147v). Die letzte Freude, Mariens immerwährende Gnade, wird – etwas hilflos – mit zwei hoch aufgeschoßenen Blumenstauden ausgedrückt (152v). Warum Florentius von Straßburg als einziger in einer Reihe von vier Bischöfen (178v–182r) als Helfer bei Bruchleiden charakterisiert wird (182r), während die anderen, populäreren ohne spezifische Attribute auskommen müssen, ist vordergründig nicht zu erklären. Jedoch fällt auf, daß sechs Fürsprecher, die nicht zum Grundbestand gehören, da sie in Nr. 43.1.53. fehlen, allesamt gegen Krankheiten angerufen werden (179v–185r): Fallsucht (Valentin), Besessenheit (Hubertus), Bruchleiden (Florentius), Gicht (Vitus), Pest (Sebastian), Antoniusfeuer (Antonius). Diese Ergänzungen (die zwischen Nikolaus [178v–179r] und Barbara [185v–186v] eingeschaltet worden sind, worauf eine Kustode auf 184r noch hinweist) dürften einem individuellen Bedürfnis des Erstbesitzers entsprochen haben (von Konrad Bömlin weiß man, daß er schier allzeit kränklich war; vgl. Völker [1964] S. 154). Daß auf 195r ein franziskanischer Mönch um Erlösung von Seelen bittet, könnte vielleicht mit der Stiftung eines Seelgeräts (für die Eltern?) zusammenhängen (dem Höllenrachen entsteigen ein Mann und eine Frau). Mit 126 Darstellungen bietet Ms. germ. oct. 31 nach dem Begerin-Gebetbuch (Nr. 43.1.30.) den ausführlichsten Bilderzyklus innerhalb der deutschsprachigen Gebetbuch-Überlieferung.

Farben:

Zeichnungen ausgeführt mit brauner Tinte unter Verwendung von unterschiedlich dicken Federn. Einheitlich koloriert mit Wasserfarben in Rotbraun, Braun, Braunviolett, Graublau, Gelbgrün, Gelb (verblaßt), Orange. Umrahmt von rotbraunen Leisten, deren äußere Konturierung einige Male vergessen wurde (10r, 39v, 43r, 137v). Das Papier der Blätter 7–198 ist ermüdet, fleckig, eingerissen, geknickt, zerlesen.

Literatur:

Schilling (1929) S. 192–194; Weimann (1980) S. XI f., 125–130. – MAI Michrofiche 608, Feld F5, F6 (69r, 162v) bzw. unter http://www.bildindex.de; Waldschmidt (1682) S. 290; Lucius (1728) Sectio XI (Libri manuscripti) S. 445; Sarnow (1920) S. 12, Nr. 38; von Heusinger (1953) S. 23, Anm. 1; Stammler (1960) Sp. 770; Jänecke (1964) S. 112–114, 169, 215 f.; Stamm (1986) S. 122, Anm. 17; Die Karlsruher Passion (1996) S. 232, Nr. 54, Abb. 192 (33r); Tönnies (2003) S. 6, 74 f., Farbabb. von 7v.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXXI: 9v+10r. Textseite. Geburt Christi.

Taf. XXXIIa: 48v. Geißelung Christi.

Taf. XXXIIb: 110r. Geißelung Christi.

Abb. 88: 86r. Himmelfahrt Christi.

Abb. 89: 169r. Himmelfahrt Christi.

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Taf. XXXI.
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Taf. XXXIIa.
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Taf. XXXIIb.
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Abb. 88.
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Abb. 89.