86.7.1. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 8048
Bearbeitet von Anja Eisenbeiß
KdiH-Band 9
Um 1509/1510 bis 1512.
Augsburg.
Im Auftrag Maximilians I. unter der Aufsicht von Konrad Peutinger hergestellt. Der vorliegende Codex befindet sich seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in der Hofbibliothek (alte Signatur: Rec. 339), auf Vorsatzblatt Ir Notiz des 19. Jahrhunderts, wonach sich die Handschrift damals im oberen Zimmer der Bibliothek befand.
Iv–CXVIIr |
Genealogie Kaiser Maximilians I. mit deutschen Versen
Text laut
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Papier, II + 119 Blätter (originale römische Blattzählung I–CXVII oben in der Mitte jeder Rectoseite aufgedruckt), 303 × 204 mm, Kanzleikursive, eine Hand, einspaltig, zwei bis acht Zeilen unter den Holzschnitten, die jeweils ersten Buchstaben größer, sonst keine kalligrafischen Auszeichnungen. Die ein- bis zweizeiligen lateinischen Tituli in Antiqua-Versalien zusammen mit den Bildern und Seitenzahlen gedruckt, eine nachträgliche handschriftliche Korrektur auf XXXVIIIv: Odopertus in Titulus und Vers zu Theodopertus verbessert.
handschriftliche Verse oberdeutsch, gedruckte Tituli lateinisch.
77 kolorierte Holzschnitte (die Bilderfolge setzt auf IIv ein, der nächste Holzschnitt folgt nach jeweils zwei unbeschriebenen Seiten, so dass die Bilder wechselweise auf Recto- und Versoseiten stehen, der letzte Holzschnitt auf CXVIv), signiert auf Lv: H. Burgkmair, alle übrigen Holzschnitte tragen Hans Burgkmairs Monogramm H.B.
Etwa halbseitige, jeweils in die Blattmitte gedruckte, ungerahmte Holzschnitte. Über den Bildern ein gedruckter Titulus, der in Latein entweder nur den Namen oder Namen und Titel des Dargestellten nennt. Unter den Holzschnitten zwei- bis achtzeilige handschriftliche Verse. Nur das Bild Maximilians (IIv) ohne Vers. Die einzigen reinen Textseiten am Anfang (Iv) und Ende des Bandes (CXVIIr) mit Eingangs- und Schlussversen.
Die ganzfigurigen, männlichen Gestalten zeichnet eine große Formenvielfalt aus: 53 sind stehend, 24 sitzend gezeigt, Ansichten im Profil und Dreiviertelprofil wechseln sich mit Rückenfiguren ab, akrobatische Körperdrehungen (XCIIv: Anthigastes) beleben die Reihe. Auch bei der Gestaltung von Kleidung, Rüstung, Haartracht und Attributen wie Zepter und Schwert lässt Burgkmair seiner Fantasie freien Lauf, indem er antikisierende und exotische Formen einsetzt. Bei den Sitzmöbeln wechseln sich Throne mit Faltstühlen und Marmorblöcken ab, Hilderius (LXXIIIr) hockt gar auf dem Boden. Lediglich für die Figuren Maximilians (IIv) und Friedrichs III. (IIIIr) greift Burgkmair auf zeitgenössische Bildnisse der Regenten zurück. Der Verortung der Figuren im Raum dient allein eine bräunlichgrüne Bodenfläche. Alle Dargestellten werden rechts oder links von einem Wappenschild begleitet, vier Figuren erscheinen mit zwei Wappen (XXXVIIIv: Odopertus, XLr: Clotharius, XLIv: Clodoveus, XLIIIr: Childericus), 31 zusätzlich mit einem Emblem.
Burgkmairs durch eine detaillierte Binnenzeichnung, Schraffuren und Schatten plastisch modellierte Figuren wurden für die vorliegende Ausgabe sorgfältig koloriert. Der gerade in den Emblemen oft changierende Farbauftrag (z. B. XXVIIIr) und farbige Abschattierungen erzeugen tiefenräumliche Wirkungen. Sie unterstützen die von Burgkmair angelegte Plastizität, die gewählten Farbkontraste unterstreichen den exotisch-wilden Charakter der Ahnenreihe. Damit steht diese Ausgabe der öfter besprochenen, unkolorierten lateinischen Parallelhandschrift aus kaiserlichem Besitz (Wien, Cod. 8018) in nichts nach, zumal hier die Bilder in der von Peutinger vorgesehenen Reihung gebunden wurden.
Herkommen Maximilians I. in absteigender, männlicher Linie beginnend mit Maximilian (IIv) bis Hector von Troja (CXVIv) – bei
Blau, Rot, Grün, verschiedene Ockertöne für Gold, Gelb und Braun. In den Wappen kräftig, bei den Figuren auch in Abstufungen und Schattierungen aufgetragen.
Tabulae 5 (1871) S. 204. –
Abb. 42: LIIr. Eleon.