29.6. ›Virginal‹
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 4/1
Die in mehrere Versionen sich aufspaltende ›Virginal‹ (auch ›Dietrich und seine Gesellen‹, ›Dietrichs Drachenkämpfe‹, ›Dietrichs erste Ausfahrt‹), deren Urfassung vermutlich in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts im schwäbisch-alemannischen Raum entstand und deren für die aventiurehafte Dietrichepik typische Motivfülle durch das enfances-Programm, das den Helden über seine Jugendtaten definiert, zusammengehalten wird, ist in 13 Handschriften, nicht aber im Druck überliefert. Drei der Handschriften sind illustriert und bieten jeweils eine eigenständige Version. Mit je einem ganzseitigen Titelbild und einer einleitenden, rankenornamentierten Initialseite sind die beiden Heldenbücher in Dresden (Nr. 29.6.1.) und Wien (Nr. 29.6.3.) ausgestattet: Linhard Scheubels ›Dresdner Heldenbuch‹ zeigt einen Reiterkampf, vermutlich Dietrichs Auseinandersetzung mit Orkîses Mannen, bei dem ihm Hildebrand beisteht; auf der Titelminiatur der Wiener Piaristenhandschrift reitet Dietrich mit eingelegter Lanze gegen einen Riesen mit erhobenem Schwert an, im Hintergrund sitzt Virginal vor einer Höhle. Die um die Jahrhundertmitte in Diebold Laubers Hagenauer Werkstatt entstandene Handschrift (Nr. 29.6.2.), an deren Ausstattung mehrere Illustratoren beteiligt waren, durchschießt den Text, meist größere Erzählabschnitte einleitend, mit 46 blattgroßen kolorierten Federzeichnungen, hauptsächlich auf das notwendige Handlungspersonal reduzierte Kampfszenen mit Drachen und Riesen, Ausritte und Gespräche.
Dietrich und seine Gesellen. In: Der Helden Buch in der Ursprache. Hrsg. von