KdiH

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6.1.3. Toruń, Biblioteka Uniwersytecka, Rps 64

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

(ehemals Königsberg, Staats- und Universitätsbibliothek, Nr. 891b)

Datierung:

2. Drittel 14. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Deutschordensland.

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz des Deutschen Ordens.

Inhalt:
4ra–160vb Heinrich von Hesler, ›Apokalypse‹
Hs. Kb
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 160 Blätter (zwölf Blätter fehlen), 300 × 220 mm, Textura, zwei Hände (I: bis V. 22900, II: bis zum Schluß), zweispaltig, 36 Zeilen, eine blau-rote Schmuckinitiale auf Gold (1ra), Rubrizierung.

Schreibsprache:

ostmitteldeutsch.

II. Bildausstattung:

35 von ursprünglich 46 Deckfarbenminiaturen, die restlichen mit den fehlenden Blättern herausgeschnitten (14rb, 19ra, 21ra, 22vb, 28ra, 33va, 40vb, 48ra, 76rb, 77ra, 83rb, 85va, 87va, 88vb + 89r, 90vb, 91r, 91va, 94rb, 95ra, 95va, 95vb, 97v, 101v + 102r, 103r, 104rb, 110ra, 113va, 114ra, 114rb, 115rb, 116va, 117rb, 132v, 134vb, 137v + 138r), eine Hand.

Format und Anordnung:

Vorwiegend spaltenbreite, ungefähr quadratische Miniaturen im Text, daneben quer- oder hochrechteckiges Format, einmal im Winkel über zwei Spalten (91r), einmal über zwei Seiten und drei Spalten (88vb–89r) reichend.

Bildaufbau und -ausführung:

Rahmen aus zwei Farbstreifen, deren innere Fläche abgeschrägt ist, häufig von den Figuren angeschnitten. Entweder kein Bodenstreifen (so bei den Reitern) oder plastisch aufgelockerte Formen zur Angabe von Land und parallele Wellenlinien oder konzentrische Halbkreise für die Darstellung von Wasser. Einfache, in die Fläche gebundene Architekturformen; runde Bäume mit einzelnen stilisierten Blättern. Hintergrund: Goldgrund, selten Fliesenmuster. Schlanke, in nur leichtem Körperschwung bewegte Figuren, größer als Architekturen und Landschaftselemente. Idealtypische, verhältnismäßig große Gesichter mit weit auseinanderstehenden Augen; die Verkörperungen des Bösen (Löwenreiter, Heuschrecken, Dämonenengel) durch merkwürdig rüsselförmig gebildete Nasen gekennzeichnet. Zeichnerisch behandelte Haare, wenig durchgebildete Hände. Weich fallende Gewänder, die farblich betonten Gewandsäume in bewegten Linien geführt. Modellierung durch aufgesetzte Lichter und dunkleren Farbauftrag. Ansätze zur Darstellung räumlicher Tiefe.

Die Handschrift entstammt mit Sicherheit derselben Werkstatt im Deutschordensgebiet wie die beiden eng verwandten Handschriften Nr. 6.1.1. und Nr. 6.1.2. Dafür spricht die große Ähnlichkeit der Bildtypik und die bis auf kleine Unterschiede im Olivgrün übereinstimmende Farbgebung in Nr. 6.1.2. und Nr. 6.1.3. Nach Stange waren Maler aus dem Westen in der Werkstatt tätig.

Bildthemen:

Apokalypse-Zyklus entsprechend dem Heslerschen Text (am Ende gegenüber dem Bibeltext stark verkürzt: keine Darstellungen der Anbetung des Drachens, der babylonischen Hure, der Schalenengel; die in Nr. 6.1.3. herausgeschnittenen Szenen nach Nr. 6.1.1. und Nr. 6.1.2. ergänzt). Johannes auf Patmos schlafend, die Vision empfangend (14rb); [Erscheinung des Menschensohnes zwischen den sieben Leuchtern]; Sendschreiben an die Kirchen von Kleinasien (19ra–48ra); [Gottesvision vor Eröffnung der sieben Siegel]; das Öffnen der vier ersten Siegel: die apokalyptischen Reiter (76rb–77ra; der dritte und vierte Reiter fehlen, der dritte auf dem schwarzen Pferd von Herrmann S. 26 irrtümlich als vorhanden angeführt); das Öffnen des fünften Siegels: die Seelen der Märtyrer (83rb); das Öffnen des sechsten Siegels: die fallenden Berge (85va); das Festhalten der vier Winde (87va); die Besiegelung der Auserwählten und die Anbetung des Lammes (88vb + 89r); das Öffnen des siebenten Siegels (90vb); das Erscheinen der sieben Posaunenengel (91r); der Engel mit dem Rauchfaß (91va); die fünf ersten Posaunen (94rb–97v; der erste Engel fehlt); der sechste Engel, die Lösung der gebundenen Engel im Euphrat und die Reiter auf den löwenköpfigen Pferden (101v–103r); der starke Engel und das Buch zum Verschlingen (104rb); Johannes mit dem Stab zum Messen des Tempels (110ra); die beiden Zeugen Elias und Henoch (113va. 114ra); [das Tier aus dem Abgrund und der Antichrist]; die Himmelfahrt der beiden Zeugen und das große Erdbeben (114rb); die siebente Posaune: Anbetung Gottes durch die Ältesten (115rb); der Tempel mit der Bundeslade und Erdbeben (116va); Johannes und das apokalyptische Weib (117rb); [das Weib mit dem Drachen und die Entrückung des Kindes]; [der Kampf Michaels und der Engel gegen den Drachen und die bösen Engel]; Paulus, Sibylle und Kaiser (132v); [Kampf gegen Gog und Magog]; das Tier aus der Erde (134vb); Beichte und Taufe, Tod des Antichrist (137v + 138r); [das Jüngste Gericht]; [das himmlische Jerusalem].

Farben:

leuchtende Farbtöne, Goldgrund.

Siehe auch Nr. 6.1.1., Nr. 6.1.2.

Literatur:

Emil Steffenhagen: Die altdeutschen Handschriften zu Königsberg. ZfdA 13 (1867), S. 501–574, hier S. 514f. – Helm (1907) S. VII und passim (kurze Beschreibung der Miniaturen jeweils im Apparat), Taf. II (91r); Stange 1 (1934) S. 129f., Abb. 128 (103r); Herrmann (1934) passim und Abb. aller Miniaturen außer 19r, 21r, 22v, 28r, 33v, 102r; Wilhelm Neuss: Apokalypse. RDK 1 (1937), Sp. 751–781, hier Sp. 763f.; Wegener (1948) Sp. 1485f.; Stammler (1967) Sp. 847, Abb. 12 (103r); Parler 3 (1978) S. 199f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 122: 33v. Sendschreiben an die Kirche von Thyateira.

Abb. 124: 87v. Das Festhalten der vier Winde.

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Abb. 122.
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Abb. 124.