KdiH

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6.1.1. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB XIII 11

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

2. Drittel 14. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Deutschordensland.

Besitzgeschichte:

Aus der Bibliothek der Deutschordenskommende Mergentheim.

Inhalt:
1. 1ra–26rc Daniel
2. 37ra–45vc Judith
3. 27ra–37ra Esra und Nehemia
4. 45vc–51vc Esther
5. 52ra–96rc Makkabäer
6. 97ra–172va Heinrich von Hesler, ›Apokalypse‹
Hs. St
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 173 Blätter, 500 × 360 mm, Textura, mehrere Hände, dreispaltig, 54 Zeilen, rote Überschriften, Cadellen, z. T. mit Drolerien, abwechselnd rotblaue und blau-rote dreizeilige Fleuronnée-Initialen, 18 sechs- bis 18zeilige Initialen in Deckfarben und Gold, ornamental oder figürlich, zwei zu Text 1 (1ra, 1rc), vier zu Text 2 (27ra, 27rc, 31rb, 34rc), zwei zu Text 3 (37ra, 37va), eine zu Text 4 (46ra), sieben zu Text 5 (52ra, 52vc, 53ra, 53rb, 73va, 86vb, 86vc), zwei zu Text 6 (97ra, 97va).

Schreibsprache:

ostmitteldeutsch.

II. Bildausstattung:

Vier ganzseitige Deckfarbenminiaturen zu Text 6 (102v, 134v, 141v, 153v), eine Hand.

Format und Anordnung:

Die in den beiden Königsberg-Thorner Handschriften (Nr. 6.1.2. und Nr. 6.1.3.) in den Text eingefügten Bilder sind hier auf vier nicht aufeinander folgenden Einzelblättern aneinandergereiht (jeweils auf der Versoseite, die Rectoseite leer) und von einem breiten, zweifarbig abgesetzten Rahmen umschlossen. Sie sind unterschiedlich im Format und verteilen sich auf je drei ungleich große und oft nicht durchlaufende Zonen, die sich aber durch die gleiche Farbe des Hintergrund-Fliesenmusters zu Einheiten zusammenschließen. Ebenso variationsreich ist die Binnengliederung: neben rechteckigen Feldern, die durch schmale farbige Leisten gerahmt sind, finden sich engere oder weitere, flache Arkadenbögen auf dünnen Säulen mit Wulstkapitell, in die häufig Kreis- oder Ovalformen eingefügt sind. In der Höllendarstellung ist der Rahmen in die »Handlung« einbezogen: einige Verdammte sind mit dem Kopf nach unten an dem Arkadenbogen aufgehängt. Die Zonengliederung wird noch betont durch die Bezeichnung der materia mit roten römischen Zahlen auf weißen Pergamentstreifen.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Der Hintergrund ist anders als in den Königsberg-Thorner Handschriften als Fliesenmuster in Grün, Blau oder Hellrotviolett auf hellem Grund mit weißer Deckfarbenverzierung ausgeführt. Vor den Bildseiten zwei Figureninitialen: 97ra elfzeilige H-Initiale (Buchstabenkörper mit blau-rotem Blattwerk belegt, roter Rahmen, Goldgrund, langausgezogene Randleiste), Johannes auf Patmos, die Vision empfangend: Johannes sitzt mit geschlossenen Augen unter einem Baum, im Vordergrund Wellen, rechts Kirchengebäude, der Engel fliegt aus den Wolken herab, in den Wolken Gottvater. Auf dem oberen Rahmen wird ein Hase von einem Hündchen gejagt. 97va elfzeilige G-Initiale (Buchstabenkörper aus grün-violettem Flechtwerk, blauer Rahmen, Goldgrund, lange Randleiste): Johannes am Pult sitzend und schreibend, rechts oben der Engel im Wolkensaum.

Die Bildseiten enthalten den gesamten Heslerschen ›Apokalypse‹-Zyklus (s. unter Nr. 6.1.3.), aber mit einer Reihe von Abweichungen gegenüber den beiden Königsberg-Thorner Handschriften, sowohl im Gegenständlichen wie im Formalen und in Details. Grundsätzlich erkennt man die Tendenz zu Straffung und Komprimierung. So sind die sieben Bilder mit den Kirchen Kleinasiens in einem Bild zusammengefaßt, ebenso die zwei Bilder mit den Euphrat-Engeln und den Löwenreitern sowie das Taufbild und der Tod des Antichrist. Die vielfigurigen, aus mehreren Einzelszenen zusammengesetzten Illustrationen (Vision des Lammes, Jüngstes Gericht) sind anders aufgebaut, beim Jüngsten Gericht fehlt die Marienkrönung. Zwei Bilder der Stuttgarter Handschrift sind gegenüber den Königsberg-Thorner Handschriften in Teilen spiegelbildlich: die fünfte Posaune mit der Heuschreckenplage und das apokalyptische Weib auf dem Drachen. – Die Figuren zeichnen sich aus durch feingewelltes Haar, oben im Augenwinkel sitzende Pupillen, roten Punkt auf dem Mund, kissenartige Faltenbildung über dem Unterschenkel der knienden Engel. Bodenstücke als kleine Hügel in Hellbraun, Violett oder Grün gebildet. Im Taufbild auf dem Mantel der Taufenden je ein schwarzes Kreuz.

Farben:

Reiche und fein abgestufte Farbpalette aus Dunkelblau und Hellblau, Zinnober, Violettrot, Grün, Gelb, Braun, Ocker, Schwarz, Weiß; reiche Verwendung von Blattgold; Nimben vor Blattgold meist gelb abgetönt (auch blau oder rötlich), nur bei Christus stets aus dem Goldgrund ausgeschnitten.

Siehe auch Nr. 6.1.2., Nr. 6.1.3.

Literatur:

Buhl/Kurras (1969) S. 90f. – Helm (1907) S. VIII; Stange 1 (1934) S. 129f., Abb. 126 (134v). 127 (141v); Herrmann (1934) passim und Abb. aller vier Bildseiten; Wilhelm Neuss: Apokalypse. RDK 1 (1937) Sp. 763f.; Wegener (1948) Sp. 1485f.; Stammler (1967) Sp. 848; Parler 3 (1978) S. 199f.; Hans-Georg Kichert: Die Literatur des deutschen Ritterordens. In: Neues Handbuch der Literaturwissenschaft. Bd. 8. Wiesbaden 1978, S. 275–286, hier S. 275f.; Irtenkauf (1985) Nr. 19, Abb. S. 51 (134v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 126: 102v. Erscheinung des Menschensohnes zwischen den sieben Leuchtern; Sendschreiben an die sieben Kirchen von Kleinasien; das Öffnen der ersten vier Siegel: die vier apokalyptischen Reiter; Johannes auf Patmos, darüber im Kreisbild die Vision, im Kreisrahmen die vierundzwanzig Alten.

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Abb. 126.