26A.2.5. Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Min. 1050; Min. 4073–4079; Frankfurt a. M., Städelsches Kunstinstitut, Inv.Nr. 14399; ehem. Haarlem, Sammlung Franz Koenigs; Hamburg, Antiquariat Dr. Jörn Günther; Paris, École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Collection Masson dessins 204–209; ehem. Stuttgart, Stuttgart, Blatt a–e
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 3
1490 (Berlin, Kupferstichkabinett, Min. Nr. 4079).
Augsburg.
Das Berliner Blatt Min.Nr. 1050 gelangte 1835 aus der Sammlung von Nagler ins Kupferstichkabinett, die Blätter Nr. 4073–4079 wurden 1856 aus der Sammlung von Radowitz erworben. – Die Blätter in Paris kamen mit der Sammlung J. Masson 1933 in die Bibliothek der École des Beaux-Arts. – Das Blatt aus der Sammlung Franz Koenigs, Haarlem, muß weiterhin als Kriegsverlust gelten: Es befindet sich weder in dem 1940 von D. G. van Beuningen dem Museum Boymans, Rotterdam (heute Museum Boymans-van Beuningen) vermachten Teil der Sammlung noch in dem am Ende des 2. Weltkriegs ins Puschkin-Museum Moskau verbrachten und 1995/1996 dort ausgestellten Bestand von einst 525 Zeichnungen, die im September 1940 von Hitlers Aufkäufer Hans Posse, Direktor der Dresdener Galerie, für das geplante Linzer Museum van Beuningen abgekauft und zunächst in Dresden aufbewahrt worden waren. – Die sechs zuletzt in deutschem Privatbesitz befindlichen Blätter wurden 1996 gestohlen; sie befanden sich im 19. Jahrhundert in der Sammlung Eugène Rodriguez, Paris, kamen 1921 über das Antiquariat Muller, Amsterdam, in die Sammlung Robert von Hirsch, Frankfurt am Main, mit dieser über Sotheby’s, London, 1978 zu H. P. Kraus, New York (Katalog 159, 1981) und über das Antiquariat Hellmut Schumann, Zürich, 1989 an einen deutschen Sammler. – Das bislang unbekannte, 1997 vom Antiquariat Dr. Jörn Günter, Hamburg, angebotene Blatt erschien 1996 erstmals bei Christie’s, London, auf dem Markt. – Da die Provenienz der meisten Blätter nach Paris weist, dürfte dort vor 1835, vielleicht um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, die Handschrift aufgelöst worden sein.
1. | Berlin, Nr. 4079: recto Textschluß des Registers und Vorrede; verso Illustration zu Kap. I,1; | |
2. | Paris, Nr. 209: recto Textschluß von Kap. I,5 und Illustration zu I,6; verso Textbeginn von Kap. I,6; | |
3. | Paris, Nr. 204: recto Textschluß von Kap. I,8; verso Illustration zu Kap. I,9; | |
4. | Berlin, Nr. 4073: recto-verso Textschluß von Kap. I,9; verso Illustration zu Kap. I,10; | |
5. | Berlin, Nr. 4075: recto Illustration zu Kap. II,2; verso Textbeginn von Kap. II,2; | |
6. | Berlin, Nr. 4076: recto Textschluß von Kap. II,2; verso Illustration zu Kap. II,2; | |
7. | Paris, Nr. 208: recto Illustration zu Kap. II,4; verso Textbeginn des Kapitels; | |
8. | Berlin, Nr. 4074: recto Textschluß von Kap. II,4, Illustration zu Kap. II,5; verso Textbeginn von Kap. II,5; | |
9. | Ehem. Haarlem, Sammlung Koenigs: Illustration zu Kap. II,7; | |
10. | Ehem. Stuttgart, Privatbesitz, Blatt e: recto Textschluß von Kap. II,9, Illustration zu Kap. II,10, verso Textbeginn von Kap. II,10; | |
11. | Hamburg, Antiquariat Dr. Jörn Günther: recto Textschluß von Kap. II,10; verso Illustration zu Kap. III,1; | |
12. | Ehem. Stuttgart, Privatbesitz, Blatt b: recto Textschluß von Kap. III,1; verso Illustration zu Kap. III,2; | |
13. | Paris, Nr. 205: recto Illustration zu Kap. III,8; verso Textbeginn des Kapitels; | |
14. | Paris, Nr. 206: recto Textschluß von Kap. III,8; verso Illustration zu Kap. III,9; | |
15. | Ehem. Stuttgart, Privatbesitz, Blatt a: recto Textschluß von Kap. III,10; verso Illustration zu Kap. IV,1; | |
16. | Ehem. Stuttgart, Privatbesitz, Blatt d: recto Textschluß von Kap. IV,1; verso Illustration zu Kap. IV,2; | |
17. | Berlin, Nr. 4078: recto Textschluß von Kap. IV,2; verso Illustration zu Kap. IV,3; | |
18. | Ehem. Stuttgart, Privatbesitz, Blatt f: recto Textschluß von Kap. IV,3; verso Illustration zu Kap. IV,4; | |
19. | Ehem. Stuttgart, Privatbesitz, Blatt c: recto Textschluß von Kap. IV,4; verso Illustration zu Kap. IV,5; | |
20. | Paris, Nr. 207: recto Textschluß von Kap. IV,10; verso Illustration zu Kap. IV,11; | |
21. | Berlin, Nr. 1050: recto Illustration zu Kap. IV,12; verso Textbeginn von Kap. IV,12; | |
22. | Berlin, Nr. 4077: recto Illustration zu Kap. IV,15; verso Textbeginn von Kap. IV,15; | |
23. | Frankfurt a. M., Städel (Blatt 127 der Hs.): recto Illustration; verso Schlußdank an Sigmund Gossembrot. |
Papier, noch 23 von 127 Blättern (alte Foliierungen: 30. [Berlin Nr. 4073], 98. [ehem. dt. Privatbesitz, Blatt a], 127 [Frankfurt a. M.]), 195–220 × 145–163 mm (meist beschnitten), Bastarda, eine Hand (Konrad Vaihinger: Vnd Conrade vayhinger hatt ditz geschriben jm lxxx jar [Berlin Nr. 4079]), zweispaltig, 36 Zeilen, rote Kapitelüberschriften, rote Unterstreichungen, drei- bis fünfzeilige Leerräume für Initialen.
ostschwäbisch.
23 kolorierte Federzeichnungen von ursprünglich möglicherweise 46 (wie Nr. 26A.2.4.), eine Hand.
Ganzseitige, von doppelter, farbgefüllter Federlinie gerahmte Zeichnungen (ca. 195 × 145 mm), stets als Titelillustration einem Kapitel voranstehend. In drei Fällen (Paris Nr. 209; Berlin Nr. 4073, Berlin Nr. 4074) endet der Schluß des vorausgehenden Kapitels als begonnene linke Spalte (vier bis 17 Zeilen) auf der Bildseite und ist durch den gestuften Rahmen aus der Bildfläche ausgegrenzt.
Die Illustrationen folgen im Bildaufbau sehr eng denen des zehn Jahre älteren Augsburger 4o Cod. Aug. 1 (21.2.4.), der mit ziemlicher Sicherheit die direkte Vorlage der zertrennten Handschrift 16A.2.5. war, was nicht nur die weitgehende Identität der Bildmodelle nahelegt, sondern auch durch einen Abschreibefehler in der Überschrift zu Kap. IV,15 bestätigt wird. Im Augsburger Codex heißt es 249v: vonn etlichn̄n̄ kaisern̄ vnnd Bischoffen vnnd wie sannt Vlrich erhebt ward vnnd annder beschehn̄n̄ dingenn zu der sellbn̄ zeit dz x Capittl des vierdenn tails, im Blatt des Berliner Kupferstichkabinetts, Min.Nr. 4077 recto: Von ettlichen kaysern vnd Bischoffen vnd wie Sant vͦlrich erhebt ward vnd ander beschechen dingen zuͦ der selbē zeitt das x Capitel des vierden tails. Auch die beiden einzigen im Augsburger Codex nicht ganzseitigen Zeichnungen (47v Japhet und seine Söhne, 149r Vespasian zieht nach Germanien) werden detailgetreu ins Hochformat umgesetzt: die Figurenanordnung ist beibehalten, während im Blatt Berlin Nr. 4073 der gedrungene Innenraum von 47v hoch überwölbt wird und im Blatt Paris Nr. 206 die flachen Bergkuppen von 149r zu einem tiefenräumlichen, von Bäumen bestandenen Landschaftshintergrund erweitert werden.
Mit lockerer Hand gezeichnete, häufig unterbrochene, zuweilen in Zickzackwellen aufgelöste Umrißlinien; sich in einen Punkt kreuzende Linien treffen meist nicht aufeinander; Architekturen oder geradlinige Gegenstände jedoch zuweilen mit dem Lineal gezogen. Bis auf wenige offene, gekrümmte Parallelschraffen kaum Strichelung, Modellierung stattdessen durch weißen Papiergrund und verlaufende Farbflächen in blassen, zartfarbigen Tinkturen, die einen grisailleartigen Eindruck bewirken. Ziemlich schlanke Figuren mit eher dünnen Armen und Beinen und schmalen Füßen in weitausgreifenden Bewegungen; mitunter sogar »gesuchte Bewegtheit« und »ein manchmal geradezu geschraubtes Körperempfinden« (
Siehe Bildtabelle der Einleitung zur Untergruppe 26A.2. Wie ihre offensichtliche Vorlage (Nr. 26A.2.4.) erweitert auch diese fragmentarische Handschrift den Bilderzyklus des Grundbestands beträchtlich.
Türkisblau, Himmelblau, Lachsrot, Weinrot, Hellrosa, stumpfes Hellgelb, Braunviolett, Grün-, Gelb- und Braunoliv, stets in hellen, gebrochenen Tönen und zartem Farbauftrag.
Antiquariat Frederik Muller: Sammlung Rodriguez. Amsterdam 1921, Nr. 241 mit Abb.;
Abb. 82: Ehem. Stuttgart, Privatbesitz, Blatt d. Predigt des Hl. Lucius in Augsburg.
Abb. 86: Ehem. Stuttgart, Privatbesitz, Blatt e. Augustus läßt Rom ausbauen.