KdiH

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2.1.7. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs 80061

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

Um 1430.

Lokalisierung:

Franken (Nürnberg?).

Besitzgeschichte:

1892 vom Antiquariat Rosenthal, Dortmund, erworben.

Inhalt:
1. 2ra–155vb Frater Ulmannus, ›Buch der heiligen Dreifaltigkeit‹
1va: Vorbemerkung von anderer, jedoch gleichzeitiger Hand.
2. 156r–160r Zusätze zum ›Buch der heiligen Dreifaltigkeit‹
In späteren Handschriften (z. B. München, Cgm 598) in den Text integriert.
3. 160v–161r Rezept: Zumachen den kunstlichen balsamum
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 161 Blätter (ab 156 Einzelblätter), 310 × 215 mm, Bastarda, sechs Hände (I: 1va; II: 2r–49v; III: 50r–155v; IV: 156r; V: 156v–160r; VI: 160v–161r), zweispaltig, ab 156 einspaltig; 27–34 Zeilen, ab 156 bis 56 Zeilen; Rubrizierung, ein- bis fünfzeilige rote Lombarden.

Schreibsprache:

mitteldeutsch.

II. Bildausstattung:

41 Deckfarbenminiaturen (2rb, 2va [2], 2vb [3], 8r, 21ra [3], 21rb, 22vb, 23ra [2], 23rb [2], 24r, 24v, 26r, 59vb, 68rb, 69va, 73vb, 74rb, 75va [2], 76ra, 77va, 86ra, 88rb, 88vb, 89rb, 97vb, 98v [2], 99r, 100r, 104vb, 109ra, 109rb, 119r), eine kolorierte Federzeichnung (156r) von anderer Hand.

Fünfzeilige D-Initiale am Textbeginn 2ra: roter Buchstabenkörper mit braunem Fleuronnée, am Seitenrand in Rankenornamente auslaufend. Der Werkstatt der Nürnberger Spitalbücher zugeschrieben (E. Lutze, Nachtrag, 1931, in: Zirnbauer [1927a], S. 100).

Format und Anordnung:

Ungerahmte Miniaturen verschiedener, oft sehr kleiner Formate, 1/6–1/2 Spalte hoch, z. T. spaltenbreit, auch über den Schriftspiegel hinausragend, z. T. nur 1/2 Spalte breit und vom Text umschlossen; stets zwischen dem Text. 23rb als Marginalie, mehrere (hochformatige) Miniaturen quer zum Text gestellt (Bildhöhe dabei ungefähre Spaltenbreite). 99r und 119r halbseitig, 8r, 24v, 26r und 100r ganzseitig.

Rote, in der Regel lateinische (und wenige deutsche) Bildbeischriften und -inschriften.

Bildaufbau und -ausführung:

Zahlreiche kleinformatige Darstellungen alchemistischer Geräte, meist frontal, ohne Perspektive. Die allegorischen Darstellungen alchemistischer Prozesse, vorwiegend Christi Passion entnommen (Kreuzigung usw.) ebenfalls meist – der Bildtypentradition gemäß – in frontalsymmetrischer Darstellung. Mehrere heraldisch angelegte Kompositionen, bei denen die halbkreisförmig umlaufende, mehrzeilige Schrift (in Wappenschildform) in die Bildkomposition einbezogen ist (z. B. 98v). Modellierung durch Abstufung der Tonwerte, Pinsel-Strichlagen in helleren und dunkleren Farben als die Grundfarbe, und aufgesetzte Lichter aus gekrümmten, parallelen Deckweiß-Pinsellinien. Umrisse mit kräftigen, an- und abschwellenden schwarzen Pinsellinien nachgezogen.

Schlanke, gut proportionierte Figuren; feine, sehr individuell gemalte Gesichter; reicher, knittriger Faltenwurf, starke Plastizität der Körper, bewegte, geschwungene Körperhaltungen. Sehr sorgfältige, qualitätvolle Miniaturmalereien mit Goldverwendung.

Federzeichnung 156r: Auf grasbewachsenem Bodenstück kniender Franziskus, der von einem mit Seraphimflügeln versehenen Kruzifix die Wundmale empfängt. Wenig Strichelung, gedrungene Figuren.

Bildthemen:

Alchemistische Geräte, Kolben, Destilliergefäße, Öfen (21ra, 21rb, 59vb, 68rb, 69va, 73vb, 74rb, 86ra, 88rb, 88vb, 89rb, 104vb). Allegorische Darstellungen v. a. religiöser Thematik: Adam von gekrönter Schlange mit einer Lanze in die Brust gestochen, dazwischen Eva (2vb); Schlange mit gekröntem Frauenkopf und Speer (75va); Trinität (Christus, Adler, Krone – allegorische Darstellung der Gewinnung des roten Steins, 23ra); kreuztragender Christus (97vb); Christus am Galgen (2rb), am Galgenkreuz (75va, 98v); Auferstehung Christi (98vb); Christus in der Mandorla (109rb); Christus am Lilienkreuz, Maria im Flammennimbus auf der Mondsichel (76ra, 77va); Christus als Schmerzensmann, von Maria gehalten, hinter Doppeladler, im Wappenschild (119r); Marienkrönung, Evangelistensymbole, Christus, Maria und Adler im Wappenschild (26r); Evangelistensymbole mit Kronen (22vb + 23ra); Gottvater und Maria mit Kronen (23rb); forma speculi trinitatis(24v); alchemistische Rebis-Trinität (99r); luziferische Rebis-Trinität (100r); Planetenrad (8r); Stigmatisierung des hl. Franziskus (156r).

Enge ikonographische Übereinstimmung, auch in kompositorischen Details, mit Wolfenbüttel, Cod. 433 Helmst. (Nr. 2.1.9.); weitgehende Übereinstimmung mit München, Cgm 598 (Nr. 2.1.6.); teilweise Übereinstimmung mit den übrigen illustrierten Handschriften des Texts.

Farben:

Rot, Ultramarin, Hellblau, Smaragdgrün, gelbliches Hellgrün, Ocker, rötliches Braun, Rosa, Grau, Schwarz, Weiß in kreidigen Deckfarben, Blattgold und (oxydiertes) -silber.

Literatur:

Kurras (1980) S. 68f. – Mitt. d. German. Nationalmuseums 1893, S. 98–108; Zirnbauer (1927a) S. 100–105; Nürnberger Malerei 1350–1450. Ausstellungskatalog des German. Nationalmuseums. Nürnberg 1931, Nr. 10; Eberhard Lutze: Eine Nürnberger alchemistische Bilderhandschrift für Burggraf Friedrich VI. Fränkische Heimat 13 (1934), S. 335–338; Hartlaub (1959), Taf. III, Abb. 7–11; Buntz (1972) S. 156; Telle (1980) S. 56. 62. 139.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 7: 97vb. Kreuztragender Christus.

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Abb. 7.