Das ›Heiligenleben‹ des Hermann von Fritzlar beinhaltet eine nach dem Kalender geordnete Sammlung von Heiligenleben und mystisch getönten Predigten, die dieser wohl in den Jahren 1343–1349 zusammenstellte. Der Autor kompiliert in dem Werk verschiedene Quellen (z. B. Hartwig von Erfurt, Hermann von Schildeche) und teilt dieses Vorgehen dem Leser auch mit, wenn er schreibt, es sei zu sammene gelesen ûzze vile anderen bucheren und ûzze vile predigâten und ûzze vil lêrêren (Pfeiffer [1845] S. 4, Z. 15–17f.). Vermutlich ist es nicht, wie z. B. die ›Mitteldeutschen Predigten‹ (Stoffgruppe 103. Predigten), »als Predigthandbuch konzipiert, sondern als Erbauungsbuch für den Laien (!) Hermann.« (Williams-Krapp [1986] S. 17). Überliefert ist das Erbauungsbuch vollständig in der zweibändigen Heidelberger Handschrift Cod. Pal. germ. 113 und 114 sowie in unterschiedlich umfangreichen Auszügen. An illustrierten Handschriften ist nur ein Fragment erhalten geblieben, das textlich Teile zu Priska und Antonius überliefert und zudem den Beginn der Priska-Legende illustriert (Nr. 74.4.1.). Weitere Fragmente aus der Handschrift in Heidelberg, Cod. Sal. VIII,112 überliefern Ausschnitte aus den Legenden zu Laurentius, Mariä Himmelfahrt und Bartholomäus. Dieses gegenüber der Überlinger Handschrift umfangreichere Fragment weist keine Illustration auf, was darauf zurückgeführt werden kann, dass kein Legendenbeginn überliefert ist. Mit der Positionierung der Illustration am Textbeginn reiht sich das ›Heiligenleben‹ des Hermann von Fritzlar in die übrige Überlieferung illustrierter Handschriften der Stoffgruppe ein. Ob es sich jedoch um eine »illustrierte Prunkhs.« (Jefferis [1998] S. 195) handelt, kann auf der vorhandenen Überlieferungsbasis nicht geklärt werden.