87.5.1. Erlangen, Universitätsbibliothek, MS.B 33 (früher MS 1492)
Bearbeitet von Pia Rudolph
KdiH-Band 9
Ende des 15. Jahrhunderts, die Illustrationen sind später datiert worden, könnten aber auch zeitgleich entstanden sein (siehe II.).
Vermutlich Augsburg.
Zum Herstellungskontext der Handschrift ist nichts bekannt. Der Einband und die Wasserzeichen verweisen auf Augsburg. Möglicherweise kam sie über die Sammlung des Mediziners Christoph Jacob Trew in die Universitätsbibliothek, sie ist aber in seinem Buchverzeichnis nicht erwähnt.
1r–93v |
Ps.-Albertus Magnus, ›Secreta mulierum‹, deutsch
anonyme Übersetzung des Vulgatatextes mit Kommentierungen (als Glosa bezeichnet;
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93v–95r | 16 Kindslagenbilder mit deutschen Kommentaren |
Papier, 96 Blätter (ab 57r ist die alte Zählung wieder lesbar: f1 bis k8 [= Bl. 93], davor fast vollständig abgeschnitten), 215 × 160 mm, gotische Buchschrift mit kursiven Elementen (
schwäbisch (
16 kolorierte Federzeichnungen. Der Stil entspricht der Werkstatt, die mit Konrad Bollstatter (
Der Text endet auf 93v mit der Auflistung der ›Septem gaudia mundi‹ (
Im Gegensatz zu den traditionellen Kindslagenbildern werden hier nicht nur Kreise mit Kindern gezeigt, um die Lage im Uterus zu veranschaulichen, sondern es werden nackte Frauen mit langen blonden Haaren und Tuch vor der Scham dargestellt. In ihren Bäuchen befindet sich eine mandelförmige Öffnung, in der das Kind platziert ist: 93v zwei, 94r fünf, 94v fünf und 95r vier Frauen (95r die unteren beiden mit Zwillingen). Auch stehen die Kommentare nicht in der Muscio-Tradition (vgl. Nr. 87.5.3.), sondern beschreiben lediglich, was im Bild zu sehen ist. Da die Anzahl und Anordnung der Lagen auf Muscio zurückgehen, ist anzunehmen, dass ursprünglich auch seine Kommentare vorgesehen waren, mit denen der Nachtragsschreiber aber offensichtlich nicht vertraut war.
Die Figuren sind abwechslungsreich gestaltet, die Köpfe der Frauen sind mal frontal, mal zu verschiedenen Seiten gedreht. Sie werden aus klaren, schwarzen Umrisslinien gebildet, Schattierungen im Inkarnat werden durch ein zartes Rosa angedeutet. Es gibt wenig Binnenschraffur, nur das Innere des Mutterleibs ist zu Beginn stark schraffiert (danach ist es rötlich koloriert). Der Stil ist charakteristisch für die Werkstatt um Bollstatter und steht in seinen klaren Umrisslinien und dem kantigem Faltenwurf dem Holzschnitt nahe.
rötliche Farbe und Gelb.
Abb. 103: 95r. Kindslagen.