KdiH

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9.2.4. München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 3941

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

3. Drittel 15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Straßburg?.

Besitzgeschichte:

Sammelhandschrift des Augsburger Humanisten Sigismund Gossembrot (1417–1493), wahrscheinlich aus seiner Straßburger Zeit. Die eingeheftete Lage Bl. 14–20 (Totentanz) stammt aus dem Augsburger Franziskanerkloster (Besitzeintrag 14r).

Inhalt: Lateinische Sammelhandschrift, darin
14r–20v ›Eine Vermahnung der geistlichen und weltlichen Stände Deutschlands‹, deutsch (›Augsburger Totentanz‹)
Abdruck: Stammler (1948) S. 51–60.
30r–32v Die sieben freien Künste und ihre Meister, sieben Vögel, sieben Farben; deutsch
34r–34v Heinrich von Mügeln, Ein Lied von den Künste
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 292 Blätter, 290 × 220 mm, Bastarda, bis auf den Totentanz im wesentlichen von Gossembrot selbst geschrieben, das übrige von ihm mit Kommentaren versehen, sechs vier- und zehnzeilige Zierinitialen, die ersten vier mit Blattgold (41r, 92r, 115r, 140ra, 177r, 203r), 51r–54v neun Labyrinthdarstellungen, 139v ein Kupferstich des 15. Jahrhunderts eingeklebt (der namengebende Stich des Meisters der Weibermacht, Lehrs 1 [1908], S. 163f., Taf. 11 Nr. 30).

II. Bildausstattung:

Zwölf unkolorierte Federzeichnungen zum Totentanz (14r, 14v, 15r, 15v, 16r, 16v, 17r, 17v, 18r, 18v, 19r, 19v), ein Zeichner; zwei für Illustrationen vorgesehene Leerräume (20r, 20v).

Format und Anordnung:

Über zwei Spalten reichende ungerahmte Federzeichnungen ohne Bodenlinie und Hintergrundsangabe, jeweils am Kopf der Seite (der Leerraum darüber nachträglich mit nicht dazugehörigen Texten zu den Artes liberales gefüllt).

Bildaufbau und -ausführung:

Auf zwei Seiten (14r. 14v) Prediger auf der Kanzel vor geistlichen und weltlichen Ständen: Papst, Kardinal, Pfarrer, Bischof, Kaiser, Richter, Ritter, Fürst. 15r–18v Der eigentliche Totentanz in acht Bildern im Typus des älteren, nicht paarweise geordneten Kettenreigens: Der Tod, als verwesender Leichnam mit Totenschädel, nackt oder mit umgeschlungenem Bahrtuch, ergreift als Reigenführer einen der auf Bl. 14 dargestellten mächtigen Herren (in gegenläufiger Anordnung), dem jeweils vier seiner »Untertanen« (meist mit Standesattribut) folgen; am Schluß geht stets eine Frau (16r mit Wickelkind). Auf dem ersten Bild (15r) hat der Bischof nur drei Begleiter, da vor dem Tod Pfeifer und Dudelsackbläser den Reigen eröffnen. Wie am Anfang stehen auch am Schluß zwei aufeinander bezogene Bilder (19r. 19v): Der Tote (wohl eher als der Tod), von Schlangen zerfressen, einmal im Grab, das andere Mal aufrecht stehend im Gestus des Mahnenden. 20r und 20v sind zwei Leerräume freigeblieben; der zugehörige Text handelt vom Jüngsten Gericht und von Marias Fürbitte für einen reuigen Sünder.

Skizzenhafte Umrißzeichnungen ohne Andeutung von Räumlichkeit. Kaum Originalentwürfe, vielleicht Kopien nach einer doppelsprachigen illustrierten Totentanzhandschrift (Hammerstein) oder nach einem Zyklus von Wandgemälden (Lehmann-Haupt, Stammler).

Bildthemen:

Predigt (14r. 14v), Totentanz (15r–18v), Toter (19r. 19v).

Literatur:

Halm III,2 (1871) Nr. 938; Karl Stackmann: Die kleineren Dichtungen Heinrichs von Mügeln. 1. Berlin 1959 (DTM 50), S. LVIII–LXIV. – Wolfgang Stammler: Die Totentänze des Mittelalters. München 1922, S. 32–46, Abb. 15–18; Lehmann-Haupt (1929) S. 60–62, Abb. 22 (14v). 23 (17v); Johannes Bolte: Das Spiegelbuch. BSB 1932, S. 148–150; Stammler (1948) S. 48–60 (Beschreibung aller Bilder), Abb. S. 48 (18v); Stammler (1967) Sp. 849f., Abb. 20 (18v); Wirth (1977) S. 319 u. passim; Literatur in Bayerisch Schwaben. Von der althochdeutschen Zeit bis zur Gegenwart. [Ausstellungskatalog]. Weißenhorn 1979, Nr. 64 mit Abb. (15r + 15v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus