KdiH

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26A.2.1. Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2º Cod Aug 60

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 3

Datierung:

1457 (2*v, 7*r).

Lokalisierung:

Augsburg.

Besitzgeschichte:

Von Heinrich Pittinger, Konventuale in St. Ulrich und Afra, 1457 im Auftrag Sigismund Gossembrots geschrieben (7*r). Im vorderen Innendeckel das Augsburger Wappen in Deckfarbenmalerei und weitere Besitzereinträge.

Inhalt:
1*r–102r Sigismund Meisterlin, ›Augsburger Chronik‹, deutsch
1*r–2*r Vorrede, 3*r–7*r Register, 1r–102r Text
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 7 + 102 Blätter (16r, 34v, 58rv leer; die Blätter 35 und 73–74 im frühen 16. Jahrhundert ersetzt), 285 × 195 mm, saubere Bastarda, Capitalis quadrata als Auszeichnungschrift, zwei Hände (I: Heinrich Pittinger, II: 35 und 73–74 von einer die erste Hand imitierenden des 16. Jahrhunderts beschrieben), einspaltig, 32–36 Zeilen, rote Kapitelüberschriften, rote Unterstreichungen und Strichelung, wenige zwei- bis dreizeilige Lombarden.

Schreibsprache:

ostschwäbisch.

II. Bildausstattung:

Eine historisierte Initiale (1r), sechs Initialen mit Rankenwerk an den Blatträndern (2v, 16v, 66v, 81v, 88r, 97r), eine Initiale ohne Blattwerk in Rahmen (59r), 39 Fleuronnée-Initialen (4r, 5v, 6v, 8r, 10r, 11r, 13r, 14r, 18r, 19v, 21r, 22v, n 4r, 25v, 27v, n,v, 33r, 35r, 3pc, 39v, 42r, 44v, 47r, 49r, 51r, 53r, 55v, 61r, 63v, 69v, 71v, 74r, 76r, 78r, 84v, 90v, 95r, 98v, 101v), eine Hand (Johannes Franck [?]).

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

1r zeigt als Widmungsbild zur Vorrede den Autor Sigismund Meisterlin, der seinem Mentor Sigismund Gossembrot ein Exemplar der ›Augsburger Chronik‹ überreicht. 17zeiliges, leicht hochrechteckiges, von schmalem, profiliertem rotem Rahmen umschlossenes Bildfeld (92 × 74 mm), darin auf bläulich-grünem Rasenstück mit olivgrünen Pinselstrichelchen links Meisterlin im Mönchshabit, die Rechte im Zeigegestus erhoben, in der ausgestreckten Linken ein rotes Buch, rechts Gossembrot in kurzem, hellgrauem, mit braunem Pelz besetztem Rock, mit schwarzer Mütze und schwarzen Beinkleidern, am Gürtel einen Dolch, die Rechte dem Buch entgegenstreckend. Im Hintergrund eine Ansicht Augsburgs mit rotem Tor, Perlachturm und Stadtmauer vor dunkelblauem Himmel. Zu Füßen der Protagonisten Wappen (Meisterlin: gelbes Monogramm sm auf rotem Grund; Gossembrot: Brustbild eines bärtigen Mannes mit rotem Kleid und roter Mütze auf blauem Grund) und Schriftbänder (h · · s · meysterlin, sigmvnd gossebrot). Über die Szene ist ein punziertes, aus zwei verschränkten V gebildetes Blattgold-W gelegt, durch dessen Schenkel hindurch Meisterlin Gossembrot sein Buch überreicht. Die Buchstaben der ersten Textzeile (IE.GAR.) in drei Zeilen hoher Capitalis quadrata, abwechselnd in Blau, Rot und Lila.

Die Gliederung des Textes durch anspruchsvollere Initialen mit Rankenwerk für die Anfänge der vier Teile und einfachere Initialen für die Kapitelanfänge ist nicht durchgehalten: Lediglich der Beginn des 2. Teils (16v) wird durch eine 17zeilige blaue A-Initiale auf Goldgrund in grünem Profilrahmen und reichen Rankenschmuck am linken und am oberen Blattrand hervorgehoben; Kapitel III,1 (35r) ist durch ein achtzeiliges N mit Fleuronnéeschmuck eingeleitet – vielleicht enthielt das im 16. Jahrhundert ersetzte Blatt ursprünglich eine Rankeninitiale –, Kapitel IV,1 (59r) durch ein 14zeiliges M auf gerahmten Goldgrund, jedoch ohne Blattranken. In kleine Blattranken laufen die auf gerahmtem Goldgrund aufgelegten Buchstabenkörper zu I,2 (2v, elfzeiliges S), IV,4 (66v, zehnzeiliges A) und IV,15 (97r, zehnzeiliges A) aus; um je einen den gesamten linken Rand einnehmenden, mit Goldpunkten besetzten Stab schlingen sich die Blattranken, die den ebenfalls auf gerahmten Goldgründen aufliegenden Buchstabenkörpern zu IV,10 (81v, zehnzeiliges S) und IV,12 (88r, elfzeiliges A) entwachsen. Die übrigen Kapitel werden durch vier- bis elfzeilige (meist sieben bis neun Zeilen) Initialen aus plastisch angelegten, zuweilen mit Rauten und Kreisen belegten, farbigen Buchstabenkörpern mit Federfleuronnée im Binnenraum und an den Rändern eingeleitet; der Binnenraum des achtzeiligen P zu III,10 (55v) ist, ohne Fleuronnéeschmuck, farbig gefüllt. Die beiden Initialen auf den erneuerten Blättern (35r, achtzeiliges N zu III,1; 74r, achtzeiliges D zu IV,7) imitieren die Fleuronnée-Initialen des Originalbestands.

Die Initialen und der sehr plastisch aufgefaßte, in großzügig ausgreifenden Spiralen verlaufende Rankenschmuck mit vielfach abgewandelten Laubformen, Einrollungen, Blüten, Knospen in Camaieu-Technik und über die Blattränder verteilten Goldpunkten in kräftigem Kolorit werden von König (1997) S. 192 dem Konventualen von St. Ulrich und Afra Johannes Franck zugeschrieben, dessen Hand für fünf Antiphonarien seines Klosters gesichert ist (s. Erich Steingräber: Die kirchliche Buchmalerei Augsburgs um 1500. Basel o. J. [1956] [Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg. Schriftenreihe des Stadtarchivs Augsburg 8], S. 12–14. 56f.); eines ist im Explicit in das Jahr 1459 datiert (München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4302, 214r), in den Goldgrund zweier Initialen eines weiteren hat er seinen Namen geritzt (München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4305, 69r und 166r: franck).

Farben:

Abgestufte Deckfarbenpalette in Rot, leuchtendem Dunkelblau, Hellblau, bläulichem Grün, Rotbraun, warmem Grau, Gelbrosa, Ocker, warmem Gelb, Schwarz, Deckweiß; Blattgold.

Literatur:

Joachimsohn (1895) S. 66 u. Anm. 6; Bredt (1900) S. 47f.; Brandt (1912) S. 204; Thieme-Becker 27, S. 118; Augusta (1955) Abb. gegenüber S. 144 (1r); F. L. Borchardt: German Antiquity in Renaissance Myth. Baltimore/London 1971, S. 60–62; Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Stuttgart 1984, Abb. gegenüber S. 133 (1r); Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (1987) S. 20 Nr. 28, Abb. 14 (1r); Ott (1989) S. 79; Gier/Janota (1991) S. 196–198 mit Abb. (1r); Ott (1995) S. 89 u. Anm. 141; König (1997) S. 192 u. Abb. 11 (16v); Ott (1997) S. 219 Anm. 74; Ott (1999) S. 218.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 74: 14v. Die Schwaben erbauen die Stadt Augsburg; im Vordergrund Höhlenwohnungen.

Abb. 87: 1r. Historisierte Initiale W mit Sigismund Meisterlin, der Sigismund Gossembrot seine Chronik überreicht; im Hintergrund Ansicht Augsburgs.

Abb. 88: 97r. Blattgold-Initiale A mit kurzer Blattranke und Fleuronné.

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Abb. 74.
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Abb. 87.
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Abb. 88.