KdiH

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38.3.2. Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, 78 A 15

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Vor 1459 (Hils [1983] S. 102, Hils [1985a] S. 41; um 1460 Wescher [1931] S. 204; Wasserzeichen Ochse ähnlich Piccard XV, VI,1149 [Esslingen, Neckar, 1449–51] und Horn Briquet 7723, Italien Ende 14. Jahrhundert).

Lokalisierung:

Südwestdeutsch.

Besitzgeschichte:

Nach einer Beischrift 63r: da stat her dauid vnd buppelin vom stain gebrueder vnd hand die kunst duy in disem büch stat gelernnet von hansen dalhofer wahrscheinlich Auftragsarbeit Talhoffers für die Brüder David und Buppelin vom Stain zum Rechtenstein (urkundlich belegt 1448–1489 vgl. Urkunden und Akten des Württembergischen Staatsarchivs. Erste Abteilung. Württembergische Regesten von 1301–1500. I: Altwürttemberg. 2 Bde. Stuttgart 1916/1927, Nr. 2425, 2608, 7651), Auftraggeberwappen 1r, 14v, 15r, 34r (übereinander drei gestürzte Wolfsangeln, Helmzier aufrechte Wolfsangel mit Pfauenfedern besteckt, vgl. Siebmacher [1856 ff.] Bay 58, 51 und Wü 12, 15); bis zum Erwerb der Sammlung 1882 durch das Kupferstichkabinett in der Sammlung des Herzogs von Hamilton (Nr. 125).

Inhalt:
1r–77v Hans Talhoffer, Fechtbuch

1r Dankgebet eines knieenden Gewappneten mit einem ungewappneten Schwert- und Lanzenträger im Hintergrund, mit Spruchband ›herr got du hast geholfen mir dar vme so will ich dancken dir‹ und Beischrift ›hie dankt der got‹

2r–27v Bildkatalog Kampf im vollen Harnisch mit dem Schwert im Kampfring, einschließlich Halten und Töten des Gegners, dazwischen eingeschoben verbundene Blätter: 5r und 14v ganzseitige Darstellung der beiden Gegner mit Grieswärteln im Kampfring vor den tuchbedeckten Katafalken sitzend, 13v Einkleidung des Kämpfers, 14r Einführung in den Kampfring, 15r Bittgebet eines Gewappneten vor einem Katafalk mit Spruchband ›hilf got du ebiges wort dem leib hie der sel d[ort]‹, 23rv Entkleiden und Betten des Getöteten in den Katafalk

28r–32r Bildkatalog Kampf Gewappneter zu Pferd, mit Fechterwappen (Krone mit gekreuzten Schwertern) 32r

32v Ringen

33rv Abbildungen zum Bloßfechten mit dem Spieß, mit tödlichem Ausgang

34r–36v Bildkatalog Bloßfechten mit dem Dolch, Einleitungsbild 34r Übergabe des Dolchs durch Talhoffer (?) an den sitzenden und gewappneten Kämpfer mit dem Stainschen Wappen auf der Brust

37r Einkleidung, mit verschiedenen Einzelteilen des Harnischs

37v Einkleidung, mit verschiedenen Einzelteilen von Bekleidung und Bewaffnung für den Kampf nach fränkischem Recht

38r–53v Bildkatalog zum Ringen und Dolchfechten, verbunden, dazwischen noch 45rv Bloßfechten mit der Lanze

54rv Abbildungen zum Bloßfechten mit dem Buckler und dem langen Messer

55r–56v Abbildungen zum Bloßfechten mit dem Spieß

57r–59v Bildkatalog Ringen

60rv Kampf Ungewappneter mit Spieß und Dreschflegel

61r Abbildung zum Ringen

62rv Abbildungen von Waffen: Stechschild, Buckler, Messer, Schwerter, Spieße, Dolche, eisenbewehrter Dreschflegel

63r Talhoffer zwischen den Brüdern vom Stain mit Beischrift ›da stat her dauid vnd buppelin vom stain gebrueder vnd hand die kunst duy in disem büch stat gelernnet von hansen dalhofer‹

63v–77v Bildkatalog zum Kampf nach fränkischem und schwäbischem Recht mit Stechschild, Kolben und Schwertern mit tödlichem Ausgang, verbunden, dazwischen eingeschoben 63v Dankgebet des Siegers, 68v und 70r Betten des Getöteten in den Katafalk, 71r Einführung des Kämpfers mit Waffen- und Fahnenträger in den Kampfring, 71v Kommunionempfang in einer Kapelle vor dem Kampf, 73v Dankgebet des Siegers, 77r Kampfring mit Katafalken, 77v im Kampfring sitzender Kämpfer

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 77 Blätter (moderne Foliierung, Handschrift durchgehend verbunden, Blätter teils beschädigt und an neuen Falzen eingeklebt), 295 × 195– 210 mm, 1–3zeilige Beischriften in Bastarda von einer Hand, Spruchbänder 1r und 15r in Textura von einer zweiten Hand, keine Initialen und Lombarden, nicht rubriziert.

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

Insgesamt 142 kolorierte Federzeichnungen, darunter 9 durch Verbinden getrennte ehemals doppelseitige Zeichnungen von einer unbekannten, wenig geübten Hand aus der Schwäbischen Schule (Wescher [1931] S. 204); die enge Verwandtschaft des Zeichners mit Wien KK 5342 (Nr. 38.3.8.) konnte nicht bestätigt werden (dieselbe Werkstatt und unmittelbare Vorlage für KK 5342 nahm Wescher [1931] S. 206 an).

Format und Anordnung:

Die meisten Zeichnungen einseitig, ehemals als Bestandteile einer doppelseitigen Zeichnung sind noch erkennbar 5r, 5v, 6r, 10r, 10v, 11r, 11v, 12r, 12v, 13r, 14v, 64v, 65r, 65v, 66r, 66v, 67r, 67v; 150–250 große Kämpferpaare, durchgehend rahmenlos, Bildraumbeschränkung durch ganz oder teilweise geschlossene Kampfringe nur 2r–8v, 10rv, 12v, 13r, 14v, 16r–18v, 19v–23r, 24r–27v, 64rv, 69r–70v, 72r–73r, 74r–77v; durchgehend nachträglich zugefügte Beischriften meist über den in der Seitenmitte plazierten Zeichnungen, selten auch unterhalb (26v, 27v, 35r) oder in Freiräumen (37rv) angebracht; Abbildungen im Querformat vor allem zu Roß- und Spießkämpfen unsystematisch auf den rechten (28r–31v, 33rv) oder den linken (32r, 45rv, 55r–56v) Seitenrand gestellt.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Kämpferpaare durchgehend (auch im Kampfring) auf kräftig kolorierten, gelegentlich mit angedeutetem Pflanzenbewuchs verzierten Rasengrund gestellt, statische Figuren mit stereotypen Gesichtern, starke Schwächen (trotz zahlreicher noch sichtbarer Korrekturen) bei Haltungen und Proportionen, detailarme Kleidungen und Rüstungen, teils schattierend, teils flächig koloriert, kaum Schraffuren, Gewänder mit Faltenwurf lediglich bei den Einleitungs- und Schlußszenen der Kämpfe; Bildbe-stand eng orientiert an der älteren Handschrift Königseggwald, Gräfl. Schloß, Hs. XIX, 17–3 (Nr. 38.3.5.) unter Anonymisierung bzw. Umdeutung des dortigen Widmungsempfängers; die Darstellung einzelner Waffen, das Einkleiden und soziale Szenen aus dem Fechterleben verweisen dagegen auf Benutzung von gleichen Vorlagen mit Gotha, Chart. A 558 (38.3.3.).

Farben:

Blau, Rot, Gelb, Ocker, Braun.

Literatur:

Wescher (1931) S. 204–206. Abb. 205 (29v) – Jähns (1889) S. 372; Hils (1983) 102 f. 107–113; Hils (1985a) S. 41–43, S. 161–182, Abb. Anlage 2.1,2 (44r). 2.2,2–3 (72r, 75v). 2.3,3 (42v). 2.4,3 (47r). 2.5,3 (53v); Keil (1995) Sp. 593 f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. IIIa: 71v. Hans Talhoffer, Fechtbuch: Kommunionempfang zur Vorbereitung auf den gerichtlichen Zweikampf mit Stechschilden.

Abb. 18: 76v. Hans Talhoffer, Fechtbuch: Tötung des Gegners im gerichtlichen Zweikampf mit Stechschild und Schwert.

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Taf. IIIa.
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Abb. 18.