59.8.5. Wien, Bibliothek des Kapuzinerkonvents, o. Sign.
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 7
Drittes Viertel 15. Jahrhundert (um 1468).
Wien/Wiener Neustadt.
Der Einband deutet auf eine Entstehungszeit um 1468/69:
1ra–320va | Alte Ee | |
1ra–2ra Prolog | ||
2ra–320va Genesis bis Makkabäer II
mit dem ›Hiob‹ des Österreichischen Bibelübersetzers und dem ›Prophetenauszug‹
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320va–357vb | Neue Ee | |
320va–vb Prolog I | ||
321vb–322ra Prolog II | ||
322rb–357vb Leben Jesu und Papst-Kaiser-Chronik | ||
358ra–364va Register |
Papier, 366 Blätter (moderne Foliierung entspricht der Originalzählung; unbeschrieben: 365–366), 407–410 × 270–280 mm, zweispaltig, 40 Zeilen, saubere Bastarda, ein Schreiber (identisch mit Vorau 273 und Wien, Schottenstift [Nr. 59.8.4. und Nr. 59.8.7.]), in der ersten Zeile einer Seite cadellenartig kalligraphierte Oberlängen, rote und blaue Lombarden über drei Zeilen, rote Strichel, Überschriften, Caput-Zeichen.
bairisch-österreichisch.
257 kolorierte Federzeichnungen: 247 zur Alten Ee, 10 zur Neuen Ee, wohl ein Zeichner. 43 Ornamentinitialen in Deckfarbenmalerei und Blattgold.
die Federzeichnungen in exakt gezeichnetem Rahmen aus sich in den Ecken überschneidenden, rot gefüllten Doppellinien; nahezu quadratisch, eher knapp als großzügig in den Schriftspiegel eingepasst; ohne Beischriften zwischen dem Text, meist in unmittelbarer Nähe der Bezugsstelle. – Die Initialen auf quadratischem Grund in Kastenrahmen, in voller Schriftspiegelbreite, im Format den Illustrationen angepasst (über neun bis zwölf Zeilen).
Initialen in kräftigen Deckfarben oder Blattgold, Buchstabenkörper wie Hintergrund meist Ton in Ton, in Gegenfarben, Gold- oder Silberübermalung oder in Goldpunzierung gemustert mit Blattwerk-, Ranken- oder geometrischen Ornamenten, Binnenfüllung und Grund meist unterschiedlich, innen vielfach Rautenmuster.
Die Illustrationen in sicherer und sorgfältiger Federzeichnung, Plastizität wird durch Farblavierung der Schattenpartien erreicht, lediglich Bodenstücke erhalten durch Schraffen zeichnerische Modellierung. Der Hintergrund bleibt stets bis auf die Andeutung von Himmel in blassblauer Pinsellavierung frei. Figuren, Figurengruppen und Architekturen nehmen nahezu die volle Bildhöhe ein, auf dekoratives Beiwerk (Bäume, Blüten o. ä.} verzichtet der Zeichner ebenso wie auf ausführliche Innenraumdarstellungen (etwa als Kulisse für Mahlzeiten, Krankheits- oder Schlafszenen) völlig. Im Zentrum steht die exakte und lebendige Personenzeichnung: Die Akteure sind von gedrungener Gestalt, die Gesichtszüge sind in wenigen, doch kräftigen Linien angegeben.
Malanweisungen lagen vor, sind am Blattrand aber nur ausnahmsweise erhalten: z. B. 115r oben der Jordan stet zu paidn seiten auf pis das Hausz herueber chumpt (vgl. auch 132v).
(Bildthemenliste siehe
In den Federzeichnungen herrschen helles Grün, Blau, Gelb und Rot vor.
Abb. 40: 244v. Collantinus schüttet Lucretia Wein ins Gesicht.