KdiH

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24.0.1. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 89

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 3

Datierung:

Um 1430 (Wasserzeichen).

Lokalisierung:

Schwaben (Villingen?).

Besitzgeschichte:

Aus dem Benediktinerkloster St. Georgen bei Villingen (1806 aufgehoben); in Villingen wohl schon gebunden, eventuell auch entstanden (eines der beiden jetzt abgelösten und separat eingehefteten Spiegelblätter ist eine deutsche Urkunde, in der vom Kreuzgang der Barfüßer hie ze vilingen die Rede ist).

Inhalt:
1. 1r–80v ›Christus und die minnende Seele‹
2. 80v–99r ›Christus und die sieben Laden‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 99 Blätter, dazu neue Pergamentvorsatzblätter vorn und hinten (143 × 107 mm), Bastarda, ein Schreiber, einspaltig, 16–18 Zeilen, rote Strichel, zu Beginn der beiden Texte rote Initialen über vier Zeilen, Kapitellombarden über zwei Zeilen, Unterstreichungen, Caputzeichen, zu Text 1 rote Bildbeischriften in Textura.

Schreibsprache:

ostalemannisch-schwäbisch.

II. Bildausstattung:

Zu Text 1 21 lavierte Federzeichnungen (1r–78r), zu Texte 2 acht lavierte Federzeichnungen (82v, 84r, 86r, 88r, 90r, 92r, 94v, 96r); zwei Hände, I: 1r–78r, II: 82v–96r. – Ferner ein Andachtsbildchen von anderer Hand, ehemals im hinteren Deckel aufgeklebt, nach der Restaurierung um 1967 abgelöst, auf Japanpapier aufgezogen und hinter Blatt 99 eingeheftet: die gerahmte, in deckenden Farben gemalte Darstellung (57 × 92 mm) eines Kindes in der Wiege vor geblümten Grund, daneben das Jesuskind mit Beutel in der rechten Hand mit Umschrift Ich bin Jhs mennelin vnd bring vch ein sackelin vol pfengelin.

Format und Anordnung:

(Text 2): Halbseitig ungerahmt (ca. 44–66 × 80–94 mm), das Eingangsbild auf die Randstege ausgreifend und mit dem Format von ca. 87 × 100 mm größer als die übrigen Zeichnungen. Zwischen dem Text, stets vor die Frage des Einsiedlers nach dem Preis der jeweiligen Lade eingefügt.

Bildaufbau und -ausführung:

(Text 2): Die Figuren stehen stets auf wässrig-grünem Bodenstück, das auf dem Eingangsbild, im weiteren nur gelegentlich mit durch Federstrichbündel angedeuteten Grasbüscheln, 82v und 84r auch mit roten Tupfern für Blumen versehen ist. Christus trägt ein blaues, überbodenlanges Gewand, dessen Falten weich am Boden auslaufen; sein Nimbus ist gelb mit schwarzem Kreuz. Der Einsiedler in dunkelgrauem, wadenlangem Gewand, anfangs (82v) mit aufgesetzten Flicken; die Laden gelb, deren Beschläge 82v (im folgenden nur andeutungsweise) blaugrau. Kein Hintergrund. Flächige Lavierung, Papiergrund wird nur bei den Gesichtern als weiße Fläche, mit roten Inkarnatstricheln versehen, in die Farbgestaltung einbezogen. Perspektivische Gestaltung wird nicht versucht, ebensowenig plastische Modellierung der Figuren durch zeichnerische Mittel.

Bildthemen:

(Text 2): Als Eingangsbild 82v die Begegnung zwischen Einsiedler und Christus als Kaufmann mit sieben Laden auf einem Handwagen. Die folgenden sieben Bilder sind dem Öffnen der Laden gewidmet, die stets einzeln als große Truhen zwischen Christus links und dem Einsiedler rechts plaziert sind. Charakteristisch für die Motivgestaltung ist die nicht nur sporadisch (wie in anderen Handschriften auch), sondern durchgängig sehr genau auf den Text Bezug nehmende Wiedergabe der gestischen Reaktion des Einsiedlers auf Christi Nennung des jeweiligen ›Preises‹ für die Laden (1. er zieht das Gewand aus, 2. er ergreift eine Erdscholle, 3. er hält Ausschau nach Wasser, 4. er bestätigt mit gekreuzten Armen Hunger und Durst, 5. er streckt je eine Hand nehmend und gebend aus, 6. er schwört gutes Verwahren des Spiegels, 7. er verbürgt sich mit erhobenen Händen für Frieden).

In der sechsten Lade (94v: Spiegel mit Anblick Gottes) ist im Spiegelrund als Dreiviertelfigur Christus als Schmerzensmann dargestellt, in der siebten Lade (96r: Kaiserliche Majestät) ebenfalls im Spiegelrund als Halbfigur ein Kaiser mit Krone, Zepter und Apfel.

Farben:

Blau (etwas bröselig), Gelb, Blaßgrün, Grau, Schwarz, Rotbraun, Rot, Blaugrau. Zu Text 1 siehe Nr. 25.3.3.

Literatur:

Längin (1894/1974) S. 55. 152. – Stammler: Epenhandschriften. In: Stammler (1962) S. 104. 154, Abb. 16 (Andachtsbild im hinteren Deckel); Schmidt (1964) S. 446. – Vgl. auch Nr. 25.3.3.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 56: 94v. Christus und Einsiedler an der sechsten Lade, darin Spiegel mit Bild des Schmerzensmannes.

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Abb. 56.