KdiH

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76.2.3. Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Ms. Berol. germ. oct. 125

Bearbeitet von Nicola Zotz

KdiH-Band 8

Datierung:

Um 1300 (Roland [2001] S. 212: Miniatur um 1320/1330).

Lokalisierung:

Alemannischer Raum.

Besitzgeschichte:

Das Fragment wurde zwischen 1811 und 1821 von Carl Ferdinand Friedrich von Nagler (1770–1846) erworben, der es 1836 an die Königliche Bibliothek zu Berlin verkaufte. 1941 nach Polen ausgelagert, seit 1945 in Krakau.

Es lässt sich kein Nachweis erbringen, dass die beiden Blätter, die seit dem 19. Jahrhundert gemeinsam aufbewahrt werden, ursprünglich derselben Handschrift angehört haben. Das Blatt mit dem Text gibt keinen Hinweis, dass diesem ein Bild beigegeben war; das Blatt mit dem Bild enthält (abgesehen von dem Titulus von anderer Hand als der Text) keinen zeitgenössischen Text, der eine Zuordnung erlauben würde. Einzig der etwa gleich große Schriftspiegel verbindet die beiden Blätter. Demgegenüber fällt auf, dass sie im Abstand von mindestens 20 Jahren entstanden sind (siehe unten): Wenn sie wirklich derselben Handschrift entstammen, muss das Bild ein Nachtrag gewesen sein.

Inhalt: Im Folgenden wird nur der mittelalterliche Teil der Handschrift berücksichtigt (zu den heute beigebundenen modernen Blättern siehe I.).
5r–6v Nagler’sches Fragment
Kraft von Toggenburg (5r–v), Heinrich von Stretelingen, Miniatur (6r), Antihussitische Messparodie, fragmentarisch (Kornrumpf [2008b] S. 36 Anm. 14) (6v)
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, zwei Blätter, Bl. 5: noch 176–177 × 116–118 mm, Bl. 6: 171–173 × 105–110 mm (beide stark beschnitten), Schriftspiegel 153–154 × 101 mm, Textualis, zwei Hände (5r–v Hand des 14. Jahrhunderts, 6v Hand des 15. Jahrhunderts), einspaltig, 33 Zeilen, einzeilige rote oder blaue Lombarden an Strophenanfängen, pro Lied jeweils in derselben Farbe.

Das als Bl. 6 eingebundene und foliierte Blatt stand vermutlich ursprünglich andersherum in der Handschrift (richtig wäre: 6r leer [für Nachträge des vorangehenden Dichters freigelassen], 6v Miniatur).

Heute beigebunden sind dem Fragment ein Brief von Friedrich Heinrich von der Hagen an Carl Ferdinand Friedrich von Nagler vom 11.4.1825 (1r–v, 2r) sowie Karl Lachmanns Bemerkungen über das Nagler’sche Fragment (3r).

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

Eine ganzseitige Deckfarbenminiatur auf freigelassenem Grund.

Format und Anordnung:

Ganzseitige gerahmte Autor-Darstellung. Rahmen mit geometrischem Streifenmuster in den Farben Rot, Blau und Gold. Über der Miniatur roter Titulus mit dem Stand und Namen des Dichters (anders als in Nr. 76.2.2. nicht mittig, sondern links).

Bildaufbau und -ausführung:

Wie im Codex Manesse (Nr. 76.2.2.) sind die Figuren in kräftigen Farben auf frei gebliebenem Pergamentgrund ausgeführt und ist die Miniatur unterteilt in einen quadratischen Figurenbereich (untere zwei Drittel) und einen querrechteckigen Wappenbereich, der einen Wappenschild und Helm mit Helmzier enthält (oberes Drittel). Verglichen mit Nr. 76.2.2. ist der Stil weniger differenziert, die Linien gröber, die Farben flächig, da ohne Höhungen und Schatten. Der Fall der Gewänder wirkt erstarrt, die Fingerhaltung des Mannes unnatürlich.

Bildthemen:

Sehr ähnlich wie bei der Stretelingen-Miniatur in Nr. 76.2.2. (dort Nr. 30) ist der Dichter im Gespräch mit der Dame dargestellt, eines der klassischen drei Bildformulare (siehe dazu Nr. 76.2.2., Bildthemen). Im Einzelnen unterscheiden sich die Gesten und die Kopfbedeckungen (hier trägt nur die Dame eine Krone, in Nr. 76.2.2. tragen beide ein Schapel). Auch die Farben weichen ab: Beim Wappen, einem goldenen nach oben rechts gerichteten Pfeil auf rotem Grund, sind die Farben invertiert, die Gewänder sind nicht nur andersfarbig, sondern in sich zweifarbig quergestreift. Dies und die Tatsache, dass das Gewand des Mannes nicht boden-, sondern nur wadenlang ist (eine Entwicklung des 1. Viertels des 14. Jahrhunderts), spricht für eine spätere Entstehung als Nr. 76.2.2.

Farben:

Rot, Grün, Gold, Blau, Schwarz, Rosa (Inkarnat).

Literatur:

Degering 3 (1932) S. 52. – von Oechelhäuser (1895) S. 377–379; Vetter (1981) S. 62f.; Beer (1987) S. 74, 78; Saurma-Jeltsch (1988) S. 340f.; Voetz (1988) S. 249f.; Roland (2001) S. 211f. mit 220f.; Voetz (2015) S. 85–91.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 113: 5v–6r. Heinrich von Stretelingen.

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Abb. 113.